Hagen. Neues Kamerasystem auf der Kinder-Intensivstation: Das AKH ermöglicht Eltern von kranken Kindern oder Frühchen digitalen Kontakt.
Nicht direkt vor Ort, aber trotzdem ganz nah bei den kleinsten Familienmitgliedern – das bietet das Agaplesion Allgemeine Krankenhaus Hagen ab sofort allen Eltern von frühgeborenen oder kranken Babys bzw. Kleinkindern an, die auf der Kinderintensivstation des Hauses behandelt werden. Möglich macht dies die moderne Technik in Form eines Kamerasystems, auf das die Eltern mittels Sicherheitscode Zugriff erhalten. Über das Internet können Eltern oder auch Angehörige wie beispielsweise Geschwister oder Großeltern so sicher und datenschutzkonform via Livestream die kleinen Patienten beobachten, auch wenn sie gerade nicht im Krankenhaus sein können.
„Das System dient dazu, visuellen Kontakt der Angehörigen mit ihren kranken Kindern, die oft eine längere Zeit in der Klinik verbringen müssen, zu ermöglichen. Gerade bei komplizierten Erkrankungen kann dies hilfreich sein“, sagt Dr. Jan-Claudius Becker, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am AKH.
Auch Aufnahmen im Dunkeln möglich
Die kleinen Kameras, nicht größer als eine handelsübliche Webcam, sind so über den Inkubatoren oder Bettchen angebracht, dass die Babys und Kleinkinder rund um die Uhr beobachten werden können, wenn ihre Eltern dies wünschen. Dabei verfügt die Kamera über einen Infrarotsensor, um auch Aufnahmen im Dunkeln zu ermöglichen.
Insbesondere bei sehr früh Geborenen ist dies wichtig, da auf der neonatologischen Station Wert auf Dunkelheit, Ruhe, Wärme und Erschütterungsfreiheit gelegt wird, um den mütterlichen Bauch nachzuahmen und eine optimale Umgebung für die Reifung die Kleinsten der Kleinen zu gewährleisten. Die Kinder zu sehen, sei für die Eltern, aber auch andere Familienangehörige wie Geschwister, Großeltern und dem gesamten Umfeld, eine „gute Möglichkeit, eine Bindung zum Nachwuchs auf- und Ängste, die mit einem so kleinen Kind einhergehen, abzubauen“, beschreibt Dr. Becker einen Vorteil des neuen Angebots.
Insbesondere Väter, die sich nicht wie die Mutter im Mutterschutz befinden und häufig aufgrund der ja noch nicht geplanten Geburt ihrem Beruf nachgehen müssen, profitieren von diesem „Baby-TV“.
Bindung aufbauen
„Viele Eltern spiegeln uns wider, wie wichtig und gut diese digitale Kontaktmöglichkeit für sie und ihre Familien ist“, so Dr. Becker weiter. Das Kamerasystem ist zudem ein wichtiger Baustein des Konzepts der familienorientierten Pflege der Neonatologie am AKH.
Dabei stehen unter anderem ein frühzeitiger und enger Hautkontakt mittels „Känguru-Care“ und die gleichsam frühzeitige Einbindung der Familie, auch in die Pflege und Betreuung der Frühchen, im Mittelpunkt. Wie bereits wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, unterstützt die Kamera das schnellere Kennenlernen zwischen Eltern und Babys hier in besonderem Maße. Denn gerade bei Frühchen ist die Zeit des Krankenhausaufenthaltes oft lang, bis die Babys so groß sind, nach Hause und in die große weite Welt entlassen zu werden.