Hagen. Die Umbenennung der Raiffeisenstraße in „Am Wasserturm“ beschert den Anwohnern Rennerei und Kosten. Die Haßleyer ärgern sich über die Stadt.
Über die Nachricht, dass die Raiffeisenstraße umbenannt wird in „Am Wasserturm“, können sich die Anwohner zwar aufregen, ändern werden sie an dem Beschluss der Stadtverwaltung jedoch nichts.
Worüber sich einige der alteingesessenen Nachbarn auf Haßley allerdings ärgern, ist die Tatsache, dass sie über das Vorhaben von der Stadt erst am 19. Mai per Post informiert worden sind – also gerade mal sechs Wochen vor Vollzug der Umbenennung – und dass Kosten und Lauferei zu diversen Ämtern und Behörden unverschuldet auf sie zukommen.
Kein bürgerfreundliches Handeln
Eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, spricht von einer Haltung der Stadtverwaltung in Bezug auf die Baustelle auf dem einstigen Haßleyer Feld, die wahrlich nicht als bürgerfreundlich bezeichnet werden könne, obwohl es sich um ein Bauvorhaben der Stadt handele.
„Seit einem Jahr ertragen wir Lärm, Straßen-, Häuser- und Gehwegbeschmutzungen und einen zerstörten Straßenbelag, aber unsere Beschwerden beim Bauamt verpuffen im Nichts“, echauffiert sich die Frau, die für ihre Nachbarn mitspricht.
20 freistehende Einfamilien- und Doppelhäuser
Zum Hintergrund: Auf Haßley in Nähe des früheren Restaurants „Goldstück“ bzw. „Haus Haßley“ – also einem echten Filetstück im Hagener Süden – entstehen derzeit 20 freistehende Einfamilien- und Doppelhäuser. Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) hat die Gesamtfläche 2019 erworben; jedes der Baugrundstücke hat eine Durchschnittsfläche von circa 500 Quadratmetern.
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Aber zurück zum Straßennamen Raiffeisenstraße: Die Bezirksvertretung Mitte hatte im öffentlichen Teil ihrer Sitzung am 24. November 2021 für das Wohngebiet „Haßley Süd“ die Straßenbenennung „Am Wasserturm“ beschlossen.
Um den neuen Häusern zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung eine ordnungsgemäße Lagebezeichnung nach Straße und Hausnummer erteilen zu können, sei es erforderlich, so der Beschluss, die Verkehrsfläche mit einer eigenständigen Bezeichnung zu versehen. Die vorliegende Nummerierung der seit Jahrzehnten bestehenden neun Häuser in der Raiffeisenstraße sei jedoch nicht mehr ausreichend, um den Neubauten eine Hausnummer ohne Zusatz zuzuweisen.
Eindeutige Orientierung ist wichtig
Es wäre nur möglich, die neuen Gebäude mit den Hausnummern 10 bis 10z zu versehen. Zur eindeutigen Orientierung müsse die zuführende, vorhandene Straße jedoch ebenfalls die Bezeichnung „Am Wasserturm“ erhalten.
Die Folge: Die Häuser in der Raiffeisenstraße 2, 2a, 2b, 4, 4a,6, 6a, 8 und 8a erhalten nicht nur neue Hausnummern (zum Beispiel 28 oder 28a), sondern auch die Straßenbezeichnung „Am Wasserturm“.
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Auf Nachfrage unserer Zeitung erläutert Stadtsprecher Michael Kaub, dass eine ordnungsgemäße Lagebezeichnung nötig sei, um das schnelle und sichere Auffinden der Straßenbezeichnung und Hausnummer für zum Beispiel Polizei und Feuerwehr sicherzustellen. „Alternative Straßenbenennungen und Nummerierungen ohne Umbenennung vorhandener Adressen waren in diesem Fall nicht möglich und daher sind die Unannehmlichkeiten für einige Eigentümer in diesem Fall nicht vermeidbar“, bedauert Kaub.
Zeitaufwand und Laufereien
Die Anwohner müssen also Zeitaufwand und Laufereien in Kauf nehmen, um Dokumente wie Personalausweise oder Führerscheine ändern zu lassen. „Die Änderungen sind in diesem Fall für die Bewohner aber kostenlos“, unterstreicht der Stadtsprecher. Stadtämter und Träger öffentlicher Belange wie Post oder Mark-E würden von Amts wegen über die Änderung der Lagebezeichnung informiert, sprich, die Anwohner müssen sich nicht selbst darum kümmern.
Neue Hausnummern erforderlich
Das Neuanbringen von Hausnummern müssen Anwohner laut Gebietsordnung der Stadt Hagen jedoch selbst übernehmen und auch die Kosten dafür tragen. Kaub dazu: „Es gehört zu den Pflichten eines Hauseigentümers, für eine eindeutige und sichtbare Hausnummer zu sorgen. Im Übrigen sollte die gute Auffindbarkeit eines Wohngebäudes – zum Beispiel durch den Rettungsdienst – im Interesse aller Eigentümer liegen.“
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Und wie sieht es mit anfallenden Erschließungsbeiträgen für die „Stamm-Anwohner“ aus? „Der Bereich der Raiffeisenstraße, der in die Straße „Am Wasserturm“ umbenannt wurde, ist eine Erschließungsanlage, die bisher noch nicht endgültig fertiggestellt wurde“, teilt Stadtsprecher Kaub mit. Daher seien Erschließungsbeiträge noch nicht erhoben worden. Bei einer endgültigen Herstellung würden hier allerdings Erschließungsbeiträge nach dem Bau-Gesetzbuch fällig. Ob die im Frühjahr auf den Weg gebrachte Gesetzesreform zum Erschließungsbeitrag auf diese Beurteilung Auswirkungen haben wird, könne momentan noch nicht gesagt werden, so Michael Kaub.
Langfristige Krankheitsausfälle
Und wie reagiert die Verwaltung auf die Kritik an der späten Information über die erforderliche Straßen-Umbenennung? „Eine frühzeitigere Information wäre normalerweise wenige Wochen früher möglich gewesen. Aufgrund einer stark eingeschränkten Personalsituation im zuständigen Fachbereich unter anderem durch langfristige Krankheitsausfälle war eine schnellere Bearbeitung leider nicht möglich. Dennoch ist die Kritik der Bürger nachvollziehbar und wir entschuldigen uns für die verspätete Information“, teilt Stadtsprecher Kaub mit.
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Und die „Stamm-Anwohner“? Die müssen die per Gesetz geregelte Maßnahme akzeptieren sowie anfallende Kosten für neue Hausnummern tragen. Und vermutlich auch noch etliche Monate wenn nicht sogar Jahre ausharren, bis sämtliche Handwerker samt lärmender Maschinen und Gartengestalter, die für die neuen Anwohner tätig sind, die Straßen auf Haßley räumen.