Olpe/Trockenbrück. Das Olper Amtsgericht hat den Bußgeldbescheid gegen einen TV-Moderator bestätigt. Der Mann war mit 142 km/h durch Trockenbrück gerast.
Es bleibt dabei. Ein Fernsehmoderator aus der Auto- und Tuningszene ist wahrscheinlich für drei Monate seinen Führerschein los und muss 1200 Euro Strafe zahlen. Der Mann war im Sommer mit 142 km/h durch die Ortschaft Trockenbrück gerast. Das Olper Amtsgericht bestätigte am Mittwoch den Bußgeldbescheid.
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Der Mann, bekannt aus mehreren Auto- und Tuningformaten im TV, hatte damals für reichlich Aufregung im Sauerland gesorgt. Er war mit einem Porsche Taycan Turbo S vom Gelände der Firma H&R Spezialfedern an der Elsper Straße in Trockenbrück (B 55) zu einer Spritztour gestartet, um die Beschleunigung des Sportwagens zu dokumentieren. Ein Video über die Fahrt wurde online ins Internet gestellt. Darin war zu sehen, dass der Tacho zeitweise 142 km/h zeigte und das in der Ortsdurchfahrt des Lennestädter Stadtteils Trockenbrück, also in einer geschlossenen Ortschaft, wo maximal 50 km/h erlaubt sind.
Im Vergleich zum spektakulären PS-Ritt durch den Ort war die Verhandlung am Mittwochnachmittag im Saal 43 des Amtsgerichts Olpe eher sachlich. Der Beschuldigte war gar nicht erst gekommen, sondern hatte seinen Anwalt Stefan Witte geschickt. Dieser hatte Widerspruch gegen den Bußgeldbescheid eingelegt. Seine Verteidigungsstrategie sah vor, zumindest das Fahrverbot für seinen Mandanten zu vermeiden.
Ursprünglich hatte die Siegener Staatsanwaltschaft wegen des Vorfalls ermittelt, nachdem verschiedene Anzeigen eingegangen waren. Bereits im September wurde die Einstellung des Verfahrens bekanntgemacht und die Sache an die zuständige Bußgeldstelle übergeben. Von dieser war der entsprechende Bescheid erlassen worden, wobei im Anhörungsverfahren zunächst von einer geringeren Geldbuße ausgegangen wurde.
Nach Toleranz-Abzug noch noch 113 km/h
Da der Tacho des Porsches nicht amtlich geeicht war, zog die Bußgeldstelle 20 Prozent des angezeigten Wertes als Toleranz ab. Damit blieben „nur“ noch 113 km/h übrig. Bei dieser Tempoüberschreitung wären 680 Euro Strafe, drei Monate Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg fällig geworden.
Allerdings wurde die Zahlungsforderung wieder erhöht, weil der Moderator und Autofreak nicht zum ersten Mal zu stark aufs Gaspedal getreten hatte, somit Wiederholungstäter war und mit Vorsatz gehandelt habe, erläuterte Amtsrichterin Stephanie Scheepers die Sachlage.
Der Anwalt aus Dortmund versuchte glaubhaft darzulegen, dass der Porsche gar kein richtiges Auto, sondern mehr ein Computer gewesen sei, ein völlig neues Modell mit anfälliger Software, das damals noch gar nicht regulär zu kaufen war. Immer wieder habe es Probleme gegeben, der Wagen sei sogar einmal komplett stehengeblieben. Diese Mängel in der Software hätten sich auf die Tachoanzeige ausgewirkt oder auswirken können. Im Gericht kam es dann zu einem „Rechtsgespräch“ - allerdings ohne Einigung.
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Die Richterin schaute sich das Video als Beweismittel nochmals an und erkundigte sich, wie schnell der Porsche fahren kann. Dann bestätigte sie den Bußgeldbescheid in der vorliegenden Form. Das Verhalten des Fahrers sei unverantwortlich gewesen, in einem Bereich mit Zebrastreifen und Fußgängern auf dem Gehweg derart schnell zu fahren, „wenn auch nur für vier Sekunden“. Es habe „überhaupt keinen Grund“ für diese Beschleunigung gegeben: „Wenn er unbedingt rasen wollte, die Autobahn ist nicht weit entfernt.“ Im Video seien die 142 km/h deutlich erkennbar. Die Bußgeldstelle sei dem Mandanten mit 20 Prozent Nachlass schon deutlich entgegengekommen, gibt die Vorsitzende dem Anwalt mit auf den Weg zurück ins Ruhrgebiet. Ob dessen Mandant weitere Rechtsmittel einlegen wird, bleibt offen. Er sei nur der Ratgeber und könne nicht im Namen seines Mandanten sprechen, wehrte Rechtsanwalt Stefan Witte Nachfragen ab.