Hagen. Krätze, eine ansteckende Hautkrankheit, war noch 2019 in Hagen stark verbreitet. Doch dann kam Corona mit den vielen Kontaktbeschränkungen.
Man sollte es ja nicht für möglich halten, aber das Corona-Virus hat anscheinend auch seine guten Auswirkungen. Die Zahl der Krätze-Fälle in Hagen ist jedenfalls seit Ausbruch der Pandemie drastisch zurückgegangen. „Der Rückgang der Krätze-Fälle in Hagen geht mit den aufgrund der Coronapandemie geschlossenen Einrichtungen einher“, sagt Franziska Michels, Sprecherin der Stadt Hagen.
Das sah 2019, als von Corona in Hagen noch nicht die Rede war, ganz anders aus. Damals wurden bei den Haus-, Kinder- und Hautärzten mit Kassenzulassung in Hagen 4317 Patienten wegen der durch die Skabies-Milbe verursachten, ansteckenden Hautkrankheit behandelt. Auch das Hagener Gesundheitsamt registrierte 2019 mit 159 Krätze-Fällen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten einen Höchststand. Die Stadt Hagen reagierte, informierte die betroffenen Einrichtungen über entsprechende Hygienemaßnahmen und nahm auch zu den Erkrankten Kontakt auf.
2021 nur noch 1397 Krätze-Patienten
Offenbar mit Erfolg. Denn schon 2020 gab es nur noch 2861 Krätze-Patienten in Hagen, 2021 waren es gar nur 1397. Auch die meldepflichtigen Fälle in den Gemeinschaftseinrichtungen gingen stark zurück. Krätze juckte kaum noch jemanden.
Der Schwund der Krätze-Fälle korrespondierte jedoch mit dem Aufkommen des Corona-Virus, das in Hagen erstmals im März 2020 nachgewiesen wurde. Bald darauf wurden, um die Pandemie einzudämmen, Schulen und Kindergärten geschlossen, in Altenheimen herrschte ein Besuchsverbot. So kam es zu umfassenden Kontaktbeschränkungen, die nicht nur die Verbreitung des Corona-Virus, sondern auch anderer ansteckender Krankheiten eindämmten – wie der Krätze. „Da besteht durchaus ein Zusammenhang“, sagt Dr. Werner Grimm, Hautarzt auf Emst in Hagen.
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Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch Parasiten ausgelöst wird. Die Skabies-Milben, die die Krätze verursachen, sind nur 0,3 bis 0,5 Millimeter groß. Sie graben sich in die oberste Hautschicht des Menschen ein, wo die Weibchen täglich mehrere Eier legen. „Die Milben ernähren sich von Hautschüppchen“, erläutert Dr. Grimm. Die Reaktion auf die Milbenausscheidungen verursacht nach einiger Zeit Hautreaktionen mit schlimmem Juckreiz. „Das ist kaum auszuhalten, schier unerträglich.“
Brennen der Haut als erstes Anzeichen
Die Milben verbreiten sich durch längeren Hautkontakt von Mensch zu Mensch – etwa beim Spielen, beim Kuscheln, Schlafen in einem Bett oder beim Geschlechtsverkehr. Ein Brennen der Haut und besagter Juckreiz sind erste Anzeichen der Skabies.
Befallen sind vor allem Zwischenräume von Fingern und Fußzehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln, Ellenbogen, Brustwarzen und Genitalien. Bei Säuglingen und Kleinkindern können aber auch der behaarte Kopf, das Gesicht sowie Hand- und Fußflächen betroffen sein. Die Haut reagiert nach einiger Zeit mit stecknadelkopfgroßen Bläschen, geröteten erhabenen Knötchen oder Pusteln.
Indirekte Übertragung über Kleidung möglich
Die Übertragung einer einzigen Milbe reicht schon aus, um Krätze zu verursachen. Daher kann eine Ansteckung mit Krätze jeden treffen und hat nicht unbedingt etwas mit mangelnder Hygiene zu tun.Das Risiko einer Ansteckung ist umso höher, je mehr Krätzmilben sich auf der Hautfläche befinden. Direkt von Mensch zu Mensch ist die gewöhnliche Krätze nur dann ansteckend, wenn ein enger, großflächiger Haut-zu-Haut-Kontakt über einen Zeitraum von mindestens fünf bis zehn Minuten besteht.Dementsprechend sind Handschütteln, Umarmungen oder eine Untersuchung der Haut von Patienten mit gewöhnlicher Skabies ohne Risiko.Eine indirekte Übertragung über Kleidung, Handtücher oder Bettwäsche ist jedoch möglich. So kann es auch in Kindergärten oder in Altenheimen zur Ansteckung kommen.
Mit Cremes, Sprays oder Salben – in bestimmten Fällen auch mit Tabletten – ist die Krankheit in den Griff zu bekommen. Hautarzt Grimm berichtet, er verordne neben einer Salbe, mit der man den ganzen Körper über Nacht eincremen müsse, ein Antiparasitenmittel: „Damit ist der Patient auf der sicheren Seite.“
Wichtig ist, dass Betroffene Sicherheitsmaßnahmen einhalten. So sollten Kleidung, die Unterwäsche sowie Handtücher und Bettwäsche von Erkrankten einmal täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Nach erfolgter Behandlung und Beachtung der Vorsorgeregeln sollte man die Milben und damit die Krätze wieder los sein.