Hagen-Mitte. Das Hochwasser zerstört die Technik im Keller der Arbeitsagentur. Wann der Betrieb vor Ort wieder anlaufen kann, ist unklar. Die Hintergründe.
Als die Wassermassen durch die Fenster und die Notausgangs-Tür drückten, konnte Marco Ferreira nur noch zusehen. „Wir waren komplett chancenlos“, sagt der Hausmeister der Arbeitsagentur, die direkt an der Volme liegt.
Seine Lage wurde dem Stadtbild prägendem Hochhaus am Mittwochabend zum Verhängnis. „Innerhalb weniger Stunden sind die Garage und die kompletten Kellerräume, in denen sich Teile der Technik befinden, voll Wasser gelaufen“, sagt Ferreira. „Es fehlten nur noch vier Stufen, dann wäre auch das Erdgeschoss geflutet worden.“
Die Starkregenflut hat massive Schäden angerichtet: Seit Mittwoch ist die Arbeitsagentur stromlos, immer noch stehen Wasser und Unmengen von Schlamm, die fast alles zerstört haben, im gesamten Keller. Auch sechs Autos haben nicht rechtzeitig den Weg ins freie gefunden.
„Feuerwehr und THW haben über das Wochenende mehr als neun Millionen Liter Wasser abgepumpt. Jetzt stehen in Teilen der Kellerräume noch um die 50 Zentimeter Wasser. Die Feuerwehr kann bei so einem niedrigen Wasserpegel allerdings nichts mehr tun“, sagt Marco Ferreira, der gemeinsam mit weiteren Hausmeistern und Elektrikern vor Ort im Einsatz ist, um Schäden zu beheben.
„Aber ich bin ehrlich: Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.“ Das Hauptaugenmerk liegt zunächst auf der zerstörten Trafo-Anlage.
Wann im Turm an der Volme überhaupt der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, das vermag aktuell niemand zu sagen. „Es wird sich dabei um mehrere Monate als Wochen handeln“, sagt Agentur-Sprecher Ulrich Brauer.
Statiker gibt Entwarnung
Ein Statiker habe am Montag das Gebäude überprüft und Entwarnung gegeben. Einsturzgefährdet ist die Arbeitsagentur nicht. „Aber selbst wenn die Stromversorgung irgendwann wieder hergestellt ist, gibt es brandschutztechnische Probleme. Außerdem Probleme mit der Klimatechnik. Das gesamte Gebäude hat ja keine Fenster, die man öffnen kann“, erklärt Brauer. Jetzt geht es daran, Rechner und Technik aus den Etagen zu holen. „Das war erst nach der Statik-Überprüfung möglich“, so Brauer. Vorher durfte niemand den Turm betreten.
Zwar bleibt die Agentur vollumfänglich arbeitsfähig – „aufgrund der super vernetzten Systeme“ –, aber Arbeitsplätze fehlen perspektivisch dennoch: „Viele Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice oder wurden auf andere Dienststellen umverteilt. Das ist aber wahrlich keine Dauerlösung. Wir suchen daher in Hagen nach Büroflächen im größeren Stil“, macht Brauer deutlich, dass Präsenzangebote und persönlicher Kundenkontakt schnell wieder ermöglicht werden sollen.
Zunächst geht es aber um Schadensbegrenzung. Die restlichen Wassermassen und der Schlamm müssen raus. „Das wird sicher noch rund zwei Wochen dauern“, schätzt Marco Ferreira, dass auch dieses Problem sich auf dem 4000 Quadratmeter umfassendem Kellerareal nicht von heute auf morgen erledigen lässt. Elektrotechniker haben bereits die Trafos und Batterieanlagen für die Notbeleuchtung überprüft.
„Vermutlich muss alles ausgetauscht werden“, so das erste Fazit von Andreas Ritgens von der Firma Elektro Gerhardt aus Gelsenkirchen. Das gesamte Schienensystem, alle Leitungen: „Das muss vermutlich alles raus, es lag ja alles im Wasser. Wann man dafür überhaupt das Material bekommt, kann man nicht sagen. Da gibt es momentan an allen Ecken Schwierigkeiten.“
Bei der Arbeitsagentur wartet man nun auf einen Gutachter, der eine grobe Einschätzung des Schadensausmaßes an der Technik geben kann. „Die Stadtwerke werden Donnerstag beginnen, die Trafoanlagen trocken zu legen. Behelfsweise funktioniert der Strom in Teilen über eine Rückeinspeisung“, so Brauer, der immer noch nicht fassen kann, was in Hagen passiert ist: „Da ist man einfach fassungslos. So etwas habe ich noch nie erlebt.“