Menden. Für die Angestellten bei Real in Menden geht das Bangen weiter. Die Verhandlungen ziehen sich hin. Aber es gibt einen Übernahme-Favoriten.
Die Beschäftigten der Mendener Real-Filiale müssen weiter mit einer unsicheren Zukunft leben. Noch immer steht kein Nachfolger für den Standort der zerschlagenen Warenhaus-Kette fest. Favorit Globus will sich nicht zu den Verhandlungen äußern, soll aber ernsthaftes Interesse zeigen.
Man müsse „um Nachsicht bitten, dass die Verantwortlichen bei Globus zum aktuellen Zeitpunkt keinen Kommentar zu einzelnen Standorten abgeben können“, erklärt eine Globus-Sprecherin. Dennoch soll Globus ganz vorne mitspielen: Nachdem sich für den Mendener Markt zunächst kein Abnehmer gefunden hatte, scheinen sich jetzt die Verhältnisse verschoben zu haben. Dabei spielten wohl auch Entscheidungen des Kartellamtes eine Rolle.
Ständig Verschiebungen von Filial-Kontingenten
Zum Hintergrund muss man wissen: Die Zerschlagung ist ein hochkomplexer Vorgang mit zahlreichen Übernahme-Interessenten, Filialkontingenten und kartellrechtlichen Entscheidungen. Kaufland und Edeka sollten ursprünglich einen Großteil der Märkte übernehmen. Am Mendener Real-Markt zeigten beide kein Interesse. Menden stand und steht auf einer Liste von 50 Rest-Märkten, die noch zwei Jahre lang unter dem Markennamen Real weitergeführt werden sollten. Gewerkschaftler werteten das eher als schlechtes Zeichen, weil der Markt trotz offensichtlich stabiler Zahlen nicht gut gefragt war.
Globus: Bau- und Supermärkte
Bundesweit ist Globus eher für seine Baumärkte bekannt. Aber: Zur Globus-Holding mit Sitz in St. Wendel im Saarland gehören deutschlandweit etwa 50 SB-Warenhäuser. Dazu kommen 91 Baumärkte und sechs Elektro-Fachmärkte. Das Unternehmen beteiligt nach eigenen Angaben 9000 seiner 18.500 in den Warenhäusern angestellten Kräfte als stille Teilhaber am Unternehmen.
Mittlerweile haben sich die geplanten Kontingente von Edeka und Kaufland verschoben. Das Kartellamt sah in einzelnen Regionen zu viel Marktmacht. Globus kam als weiterer Interessent ins Spiel (WP berichtete). Das Kartellamt hat Globus die Übernahme von insgesamt 24 Filialen genehmigt. 16 davon sind namentlich bekannt, viele liegen in NRW. Zu den acht weiteren hat sich Globus noch nicht geäußert. Nach WP-Informationen sollen Menden und Hemer zu diesen Filialen gehören.
Globus startet große NRW-Offensive
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Globus ist bislang in NRW kaum präsent. Fest steht aber, dass Siegen und Wittlich schon in diesem Herbst von Real auf Globus umgeflaggt werden sollen. Auch Märkte in Dortmund, Bochum und Duisburg sollen übernommen werden. Branchenkenner bezeichneten das gegenüber der Redaktion als Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb der Filialen in der Region. Nur, wenn Globus eine entsprechende Lieferkette für möglichst viele Filialen aufbaue, könne die Kette auch bestehen. Andernfalls seien Wege zwischen Zentrallagern und Warenhäusern zu lang.
Der Metro-Konzern hatte Real und in weiten Teilen auch die dazugehörigen Immobilien an den russischen Investor SCP verkauft. Die verbliebenen Filialen gehören weiter zur selben Gesellschaft. Real hatte selbst gegenüber der Redaktion damit geworben, dass die Liste der 50 Restfilialen flexibel sei und auch der Mendener Markt jederzeit auf eine Verkaufsliste rutschen könne.
Laut Lebensmittelzeitung firmiert das Übernahmeprojekt bei Globus intern unter dem Codewort „Goethe“. Was der Dichterfürst mit dem Supermarkt zu tun hat, blieb bislang unklar.
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