Hengstey. Nach den Hohenhof-Desaster erlebt Hagens Politik die nächste Baum-Überraschung. Diesmal geht es um eine der bekanntesten Buchen der Stadt.
Er ist für viele Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und Wanderer sicher einer der bekanntesten Bäume in Hagen. Die alte Buche vor dem Kanuclub am Hengsteysee, die den Weg in zwei Durchfahrten spaltet. Nach dem Baumfäll-Desaster am Hohenhof sorgt sie für das nächste Politikum in Hagen. Denn dass sie gefällt werden soll, erfuhren die Mitglieder des Umweltausschusses, weil sie eine Vorlage richtig gedeutet hatten.
In einem ersten Abschnitt im Umfeld des Seebades zwischen Laufwasserkraftwerk und DLRG ist zuletzt eine Entwurfsplanung für den Ausbau des Ruhrtalradweges erarbeitet worden. Der Ausbau dieses Bereiches wird aufgrund der neuen Volmebrücke und der Neugestaltung des Seebades (Steg, Gastromöglichkeiten, Flaniermeile und vieles mehr) „prioritär betrachtet“, wie es seitens der Verwaltung heißt. Die Umgestaltung in diesem Bereich bildet somit einen ersten Bauabschnitt im gesamten Projekt Seepark Hengstey.
Vorlage erwähnt Fällung nicht explizit
Die Stelle in der Vorlage, über die unter anderem Frank Reh (Grüne) und Werner König (SPD) im Umweltausschuss stolperten, klingt so: „Heute bestehen auf diesem Abschnitt zwei Engstellen, die ein hohes Gefahrenpotential aufweisen und insbesondere in Anbetracht der zukünftigen Nutzung einer Aufweitung und verkehrlichen Optimierung bedürfen (die Engstelle am Kanu-Klub sowie die Stelle am Hochspannungsmast auf Höhe der DLRG). Durch eine Wegverbreiterung und Trennung des Geh- und Radweges ist hier eine erhebliche Verbesserung der verkehrlichen Situation vorgesehen.“
Anfang des Jahres waren zur Rekonstruktion des historischen Gartens am Hohenhof zahlreiche, über 100 Jahre Bäume gefällt worden, ohne dass die Öffentlichkeit zuvor davon erfahren hatte. Aus einer Vorlage war auch für die Lokalpolitiker nicht ersichtlich geworden, was geschehen sollte. Als Dutzende Bäume gerodet waren, war der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. „Das möchte ich nicht noch mal erleben“, sagte Frank Reh (Grüne) nun also im Umweltausschuss. „Die Bürger zeigen mit dem Finger auf uns. Der Hohenhof war ein Desaster.“
Eine der bekanntesten Wegegabelungen
Reh wollte wissen, ob die genannte Stelle in der Verwaltungsvorlage bedeute, dass die alte Buche vor dem Kanuclub am Hengsteysee, eine der bekanntesten Wegegabelungen dort, gefällt werden müsse. Und falls ja, wollte er per Antrag einschränken, dass das nur möglich werden solle, falls die Verkehrssicherungspflicht gefährdet sei oder der Baum krank sei.
Ja, der Baum solle gefällt werden, bestätigte auch Kai Gockel vom Hagener Umweltamt. Frank empört: „Dass der Umweltausschuss das nicht oder beiläufig erfährt, ist aber wieder mies.“ Umso mehr pochte er auf seinen Antrag. Doch Kai Gockel hatte noch eine Information, die die Ausschussmitglieder weder wussten noch geahnt hätten: „Der Baum hat einen Pilzbefall.“ Er müsse aus diesem Grund also auch schon weg. Der Ausschuss behandelte den Fall als „erste Lesung“, fällte also keinen Beschluss. Die alte Buche befindet sich im Besitz des Ruhrverbandes. Die zweite Engstelle auf dem genannten Abschnitt ist der wenige Meter weiter gelegene Strommast am Ruhrtalradweg, um den herum der Radweg ebenfalls optimiert werden soll.