Hagen. Jahr 120 im Hotel Dresel in Hagen ist wohl das aufregendste. Nach Corona und Flut will Janine Isken durchstarten. Das bewegt die neue Chefin.

Corona-Lockdown und dann noch die Flutkatastrophe mit ihren Auswirkungen – all das hätte zum 120-jährigen Bestehen des Hotels Dresel in Rummenohl wahrlich niemand gebraucht. Nach den Katastrophen will Junior-Inhaberin Janine Isken (29) durchstarten. Seit wenigen Tagen hat das Traditionshaus im Süden von Hagen wieder geöffnet.

Hand aufs Herz – was empfinden Sie?

Janine Isken: Zunächst einmal überwiegen große Freude und Erleichterung. Es ist einfach schön zu sehen, wie sich unser Haus wieder mit Leben füllt. Jetzt, da in der Küche wieder gekocht wird, verbreitet sich dieser besondere Duft. Abends ist alles beleuchtet. Auch unsere Mitarbeiter haben diesem Tag entgegengefiebert.

Und die Zeit zuvor?

Natürlich waren da eine gewisse Anspannung und ein gewisser Druck. Dabei ging es ja auch um Feiern und Veranstaltungen, die jetzt anstehen. Unsere Kunden haben da immer wieder angefragt, ob wir Termine auch wirklich halten können. Und das kann ich nur zu gut verstehen. Als das Haus das erste Mal unter Volllast gelaufen und die Stromversorgung nicht zusammengebrochen ist, sind uns Steine vom Herzen gefallen.

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Wie sind denn die Reaktionen der Gäste nach den ersten Tagen?

Absolut positiv. Viele Stammgäste sind sofort zu uns gekommen. Sie wollten ein Zeichen setzen. Wir haben einige Mails bekommen, in denen die Gäste schreiben, dass alles wieder wie früher sei. Das empfinden wir als großes Kompliment. Unser Kerngeschäft funktioniert wie gewohnt.

Wie schwer waren denn die Monate der Schließung?

Zunächst einmal war ja da der Corona-Lockdown. Das geht natürlich an die Substanz. Emotional, aber auch wirtschaftlich. Es ist gut, wenn man Reserven hat, auf die man zurückgreifen kann. Es hat Abschnitte gegeben, in denen wir auf die vom Staat zugesagte Unterstützung gewartet haben. Das war schon heikel. Die Schäden, die das Hochwasser angerichtet hat, sind zu allergrößten Teilen durch die Versicherung gedeckt. Da sind wir dankbar für den fairen Umgang.

Was ist von den Fluttagen Mitte Juli in Erinnerung geblieben?

Vieles ist noch präsent. Ich weiß noch, wie ich nachts wach geworden bin, aufs Handy geschaut habe und zunächst vom Hochwasser in der Innenstadt gelesen habe. Mein Verlobter und ich sind dann von unserem Haus oberhalb hinunter zum Restaurant gefahren. Da floss das Wasser bereits in Strömen den Bührener Weg hinunter. Der erste Keller im Haus war vollgelaufen. Aber die Feuerwehr hat uns gesagt, sie käme erst ab einem Wasserstand von einem Meter. Ale es durch unter Wasser stehende Stromkästaen zu einer Rauchentwicklung kam, mussten in der Nacht Gäste aus Sicherheitsgründen die Betten verlassen. Am nächsten Morgen dachten wir, wir hätten das Schlimmste überstanden.

Was aber ein Trugschluss war?

Aus einer Jägerfamilie

Wein oder BierWein – am liebsten weiß.Fleisch oder vegetarisch?Fleisch. Ich komme ja aus einer Jägerfamilie. Aber wir kochen auch oft vegetarisch.Meer oder Berge?Meer – gern da, wo es warm ist.

Ja. Denn dann erst ist der Sterbecker Bach über die Ufer getreten und hat unser Grundstück und weitere Teile des Gebäudes geflutet. Der Zulauf in die Volme war durch die Geröllmassen völlig verstopft. Zusammen mit unseren Mitarbeitern haben wir gegen das Wasser gekämpft. Ich weiß noch, wie wir anfangs das Wasser in der Bar aufgewischt haben. Irgendwann aber stand sie unter Wasser. Kisten mit Grauem Burgunder und schnell mit Schutt voll gepackte Plastiksäcke haben wir vor die Tür gelegt. Immerhin ist so der Eingangsbereich kaum in Mitleidenschaft gezogen worden.

Sind die Folgen denn nun bereinigt?

Zumindest so, dass wir nun wieder Gäste empfangen können. Allein die Trocknung hat sich jetzt zwei Monate hingezogen. Container, in denen wir Dinge lagern, die sonst im Keller untergebracht sind, werden noch ein paar Wochen auf dem Hof stehen.

Die Branche klagt nach der Corona-Krise über Personalmangel – können Sie das teilen?

Auch unser Team ist in den letzten Monaten kleiner geworden. Wir beschäftigen rund 20 Mitarbeiter. Weil die ja auch mal frei haben müssen, legen wir jetzt montags und dienstags einen Ruhetag ein. Das wird wohl mindestens bis zum Ende des Jahres so bleiben. Aber die Probleme sind meiner Meinung nach nicht allein auf die Corona-Krise zurückzuführen. Selbst meine Oma erzählt noch heute davon, wie schwierig es auch früher war, Personal zu finden. Die Branche insgesamt muss etwas tun, attraktiver werden.

Die Arbeitszeit schreckt ab – oder?

Die werden wir nicht ändern können. Aber ich selbst empfinde das nicht als familienfeindlich oder unangenehm. Ich bin ja selbst in einer Familie groß geworden, die sich unserem Restaurant gewidmet hat. Man kann durchaus das eigene Leben so organisieren, dass noch Raum und Zeit für die Familie bleiben.

Wie sehen Sie denn Ihren eigenen Start im Haus?

Studium an der BiTS

Janine Isken ist 29 Jahre alt und verlobt.Als Kind hat sie die heute geschlossene Grundschule Rummenohl besucht, später das Albrecht-Dürer-Gymnasium Hagen.Sie hat an der BiTS in Iserlohn internationales Hotelmanagement studiert.Parallel zum Studium hat sie bereits im Familienbetrieb Hotel Dresel praktische Erfahrungen gesammelt.Ihr Hobby ist das Reiten.

Ich bin froh, dass ich nicht ins kalte Waser geworfen wurde, dass mich meine Mutter und erfahrene Mitarbeiter am Anfang begleiten. Sie haben schon die Krise nach einem Brand vor einigen Jahren gemeinsam gemeistert. Vieles ähnelt dem, was wir nach der Hochwasser-Katastrophe abarbeiten müssen. So fühle ich mich selbst auch sicherer. Ich bin ja jetzt die fünfte Generation im Haus. Das ist in unserer Branche schon etwas ganz Besonderes und erfüllt mich mit Stolz.

Und Ihr Verlobter unterstützt Sie?

Er ist Jurist, hat mit Gastronomie bisher nichts zu tun. Ich frage ihn um Rat, wenn wieder eine neue Corona-Verordnung heraus kommt. Aber im Grunde freue ich mich, nach der Arbeit nach Hause zu kommen und auch über andere Dinge als die Gastronomie reden zu können.