Hagen. Schauspielern, sonst nichts. Was auf der Bühne im Jugendtheater Lutz angefangen hat, wollte Sabin Tambrea professionell fortführen.

Er wollte mehr erfahren darüber, wie man im Scheinwerferlicht agiert. Aufsaugen, was Lehrer sagen, dann eigene Wege des Ausdrucks finden. Vor zwei Jahren ging Tambrea deshalb aus Hagen an die Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst in Berlin. Jetzt, noch vor dem Abschluss, sieht alles danach aus, dass er durchstartet - unter anderem spielt er bald unter dem renommierten Regisseur Claus Peymann am Berliner Ensemble und ist in der ARD-Serie „Polizeiruf 110” zu sehen.

.
. © WP Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing




Katastrophal verlief das erste Vorsprechen. Statt zu schauspielern solle er lieber für Hugo Boss modeln, spotteten die Dozenten an der Ernst-Busch damals. Niederschmetternd war das, zumal auch andere Schauspielschulen absagten. Sabin Tambrea aber ließ sich nicht entmutigen. „Nein”, sagt er heute, schüttelt den Kopf mit den wuscheligen dunklen Haaren, blickt auf, lächelt. „Ich hatte in Hagen ja meine Höhle, das Lutz. Werner Hahn hat mich immer unterstützt.” Hahn kannte die Fähigkeiten des jungen Mannes, hatte mit ihm viele Hauptrollen im Lutz besetzt, in Norway Today beispielsweise, in Nelly Goodbye, in Shakespeares gekürzten Werken und in Ehrensache.

Hahn bestärkte Tambrea so, dass er im Jahr 2006 wieder nach Berlin fuhr, wieder an die Ernst-Busch, wieder zum Vorsprechen. Und genommen wurde. Kein Spott von der Jurybank diesmal. Die Abfuhr im Vorjahr sei eine Prüfung gewesen, ob er, Tambrea, genügend Biss habe. Er hatte, hat ihn noch immer — und wird stets hungriger.

Nach Sprecherrollen beim Deutschlandradio und einer Serienrolle auf dem Disney-Chanel, hat der 23-Jährige gerade mit den ersten Drehvorbereitungen für den Polizeiruf 110 begonnen. „Der Tod und das Mädchen” wird die Folge heißen und in einem Musikkonservatorium spielen. „Lustig ist, welche Vorstellungen Filmleute von Musikern haben: Ich bin ein Pianist, natürlich schwul und furchtbar arrogant”, erzählt Tambera. Belustigt verdreht er die Augen. Er stammt aus einer Musikerfamilie, seine Eltern sind im Philharmonischen Orchester Hagen beziehungsweise Dortmund tätig. Tambrea selbst spielt Bratsche, Klavier und Geige.

Bevor es richtig los geht am Filmset, besucht Tambrea seine Familie in Hagen, schaut natürlich auch im Lutz und bei Werner Hahn vorbei. Anfang der Woche steigt der junge Künstler voll in die Dreharbeiten ein, sind sie am 15. September abgeschlossen, geht es direkt ans Berliner Ensemble.

Mit Claus Peymann, einem der renommiertesten deutschen Theaterregisseure, bereitet Tambrea das Stück „Frühlings Erwachen” vor, ein Drama von Frank Wedekind. Sabin Tambrea spielt den Melchior, eine der Hauptrollen - und das, obwohl er die Ernst-Busch-Schule erst in einem Jahr abschließen wird. „Jetzt so ein Angebot - das ist eine riesige Chance. Und eine Herausforderung.” Tambrea streicht sich eine Haarsträhne zurück hinters Ohr. Etwas fahrig wirkt diese Geste, fast so, als ob dem 23-Jährige das bedeutende Engagement nicht ganz geheuer ist. Nicht, weil er an seinen schauspielerischen Qualitäten zweifelt. Ungeheuer eher, weil seine Karriere bislang so reibungslos verläuft. „Das macht mir ein wenig Angst, das kann doch irgendwie alles nicht sein”, sorgt sich Tambrea um Hype und Vergessenheit. Dagegen will er alles setzen. Allen voran die Leidenschaft für die Schauspielerei.