Hagen. Die Angst vor dem Einsatz von Atombomben im Ukraine-Krieg hat die Nachfrage nach Jod-Tabletten in Hagen stark erhöht. Das sagen die Apotheker.

Anja Beier ist Sprecherin der Apothekerschaft in Hagen. Wir sprachen mit ihr über den Zusammenhang des Ukraine-Kriegs mit dem Kauf von Jod-Tabletten.

Wie man hört, gibt es eine erhöhte Nachfrage nach Jod-Tabletten in den Apotheken in Hagen. Was steckt dahinter?

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Angst, dass im Krieg auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten. Seit einigen Tagen kommen immer wieder besorgte Patientinnen und Patienten in die Apotheken vor Ort, die sich mit Jod-Tabletten bevorraten wollen. Ich rate jedoch dringend davon ab, sich durch eine selbstständige Einnahme der Tabletten vor einer vermeintlichen Belastung mit radioaktivem Jod zu schützen.

Wann ist die Einnahme von Jodtabletten denn sinnvoll?

Anja Beier ist Apothekerin in Hagen.
Anja Beier ist Apothekerin in Hagen. © Unbekannt | Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Aus einem Kernkraftwerk kann durch einen Unfall oder einen Angriff radioaktives Jod austreten. Dieses würde – genau wie das Jod, das über Lebensmittel aufgenommen wird – in der Schilddrüse gespeichert. Schilddrüsenkrebs kann die Folge sein. Um in einem solchen Fall die Aufnahme von radioaktivem Jod zu blockieren, reicht im Regelfall eine einmalige Einnahme von Kaliumiodid als Notfallmedikament, die sogenannte Jodblockade.

Was spricht also gegen die Einnahme der Tabletten?

Erwachsene über 45 Jahren sollten grundsätzlich keine hochdosierten Jodtabletten einnehmen. Denn diese erhöhen das Risiko für schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen.

Wer gibt Jod-Tabletten aus?

Die Katastrophenschutzbehörden in Deutschland haben 189,5 Millionen hochdosierte Kaliumiodid-Tabletten eingelagert, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung im Umkreis von 100 Kilometern um einen Unfall-Reaktor auszugeben. Eingenommen werden sollten die Tabletten ausschließlich nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Behörden. Übrigens sollte man diese hochdosierten Jod-Tabletten nicht verwechseln mit denen, die manche Patienten regelmäßig zur Jodsubstitution einnehmen müssen, denn die wären im Falle einer Freisetzung radioaktiven Jods um das 100- bis 1000-Fache unterdosiert.

Helfen Jod-Tabletten auch gegen andere radioaktive Stoffe?

Nein, Sollten zum Beispiel Caesium, Strontium oder Plutonium freigesetzt werden, helfen Jodtabletten nicht. Das muss der Bevölkerung klar sein.