Hagen. Die Spritpreise sind auf Rekordniveau. Hagen stellt einen eigenen Kraftstoffmarkt. Die Preise unterscheiden sich von Tankstelle zu Tankstelle.

Der Preisschock sitzt tief. So viel wie in diesen Tagen mussten Autofahrer noch nie für Benzin oder Diesel bezahlen. Ein Liter Super kostet in Hagen derzeit ebenso über 2,20 Euro wie der Liter Diesel. „Die Kraftstoffpreise sind momentan auf Rekordniveau“, bestätigt Ayhan Karadeniz (46), Pächter der Esso-Tankstelle unweit des Hagener Landgerichts.

Umso mehr kann sich vor der Fahrt zur Zapfsäule der Blick in eine Spritpreis-App lohnen, die in Echtzeit auflisten, wie viel ein Liter Kraftstoff an welcher Tankstelle in Hagen gerade kostet. So kostete der Liter Superbenzin am Dienstag um 11.15 Uhr an der Supermarkt-Tankstelle in Bathey 2,219 Euro, an der Esso-Tankstelle in Boele zur gleichen Zeit 2,309 Euro – mithin neun Cent Unterschied. Und das, obwohl die beiden Tankstellen nur wenige Meter auseinanderliegen.

Preise wechseln mehrmals täglich

Die Auswertungen stellen Momentaufnahmen dar, denn die Preise wechseln mehrmals täglich. Eine Auswertung des ADAC zeigt, dass es mittlerweile sieben Preisrunden im Tagesverlauf gibt, berichtet Unternehmenssprecher Andreas Hölzel: „Die Preise für Benzin und Diesel starten auf hohem Niveau in den Tag und bröckeln dann peu à peu ab, bis abends der niedrigste Stand erreicht ist.“

Allerdingsversuchten die Mineralölkonzerne, mit zwischenzeitlichen Preisspitzen ihre Gewinne zu optimieren. Der Wettbewerb und preisbewusstes Verhalten der Verbraucher sorgten aber dafür, dass diese Preisspitzen nur von kurzer Dauer seien.

Jede Stadt – und somit auch Hagen – stellt einen eigenen Kraftstoffmarkt dar, auf dem sich die Preise frei bewegen. Der Widerstreit zwischen dem Wunsch der Konzerne, die Preise hoch zu halten, und dem Verlangen der Verbraucher, günstig zu tanken, erzeugt einen Wettbewerb, so Andreas Hölzel vom ADAC: „Oftmals heben oder senken die Konzerne die Preise auch zeitverzögert. Derartige Preisunterschiede gilt es zu nutzen.“

Mineralölkonzerne wollen Verluste ausgleichen

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Ayhan Karadeniz von der Esso-Tankstelle bringt die drastisch gestiegenen Kraftstoffpreise in Zusammenhang mit Corona. Während der Pandemie hätten viele Berufstätige zu Hause gearbeitet und entsprechend weniger das Auto genutzt. Die dadurch entstandenen Verluste versuchten die Mineralölkonzerne nun wettzumachen.

Außerdem habe der Ukraine-Konflikt die Energiepreise in Deutschland befeuert, schließlich hätten die russischen Truppen schon Monate vor dem Überfall auf das Nachbarland drohend vor dessen Grenze gestanden.

Steuern machen Löwenanteil des Preises aus

Er selbst habe als Tankstellenpächter keinerlei Einfluss auf die Preisgestaltung, berichtet Karadeniz. Der Esso-Konzern lege den Betrag fest und steuere die Anzeige auf den Preistafeln von zentraler Stelle aus: „Ich selbst erhalte nur eine Information über die Kasse.“ Eine Strategie könne er dabei nicht erkennen. Früher seien die Preise vormittags eher hoch und nachmittags eher niedrig gewesen, aber derzeit scheine selbst diese Faustregel außer Kraft gesetzt.

Den höchsten Anteil am Spritpreis machen übrigens die Steuern aus. Bei Benzin liegt der Energiesteuersatz nach Auskunft des ADAC bei 65,45 Cent je Liter, beim Diesel sind es 47 Cent. Außerdem wird bei jeder Tankfüllung noch Mehrwertsteuer fällig – und zwar sowohl auf den Warenpreis als auch auf die Energiesteuer: „Insgesamt landen damit beim Benzin 64 Prozent der Tankrechnung als Steuern beim Staat“, so Hölzel.