Fröndenberg. Die Impfungen im Schmallenbach-Haus gehen auf die Zielgerade, doch ein anderes Problem der Corona-Pandemie rückt in den Fokus: die Einsamkeit.

Im Schmallenbach-Haus in Fröndenberg ist ein deutliches Aufatmen zu vernehmen. Kurz vor Ostern werden die letzten Impfungen vorgenommen. Darüber ist nicht nur Geschäftsführer Heinz Fleck sehr erleichtert. Er lenkt den Blick aber auch auf einen Aspekt, den die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt habe: Einsamkeit.

Letzte Zweitimpfungen

Maximal 48 Stunden alt

Aktuell ist ein Besuch bei Bewohnern des Hauses täglich zwischen 15 und 19 Uhr möglich, abweichende Zeiten können mit den einzelnen Wohnbereichen besprochen werden. Neu ist nun, dass ein negativer Coronatest - der verpflichtend für den Zugang ist - auch aus anderen Einrichtungen oder Apotheken etc. akzeptiert wird, so lange er nicht älter als 48 Stunden ist. Die Schnelltestmöglichkeit direkt am Schmallenbach-Haus besteht auch weiterhin, montags bis freitags sowie sonntags zwischen 15 und 17 Uhr. Ansonsten, so erklärt Heinz Fleck, bleibe die aktuelle Besuchsregelung erst einmal bestehen.

„Das gibt uns Sicherheit und beruhigt uns", sagt Heinz Fleck, Geschäftsführer des Schmallenbach-Hauses, im WP-Gespräch mit Blick auf die Impfungen. Das Altenzentrum auf dem Hirschberg mit der Schwestereinrichtung Haus Hubertia in der Fröndenberger Innenstadt ist bei den Coronaschutzimpfungen auf der Zielgeraden angelangt. Am 31. März, am Mittwoch vor Ostern also, sollen an 90 Bewohner die letzten Zweitimpfungen vergeben werden. Das ist allesamt für Menschen gedacht, die bereits einmal positiv auf das Virus getestet worden waren. Auch aufgrund der Impfstoffknappheit und wegen der Immunität nach einer Erkrankung sollte in diesen Fällen ein halbes Jahr nach der Erkrankung abgewartet werden bis dann schließlich die Impfung erfolgt.

Der vorübergehende Stopp der Impfungen mit Astrazeneca habe hier keinerlei Auswirkungen gehabt. Etwa 1200 Dosen seien nun seit Anfang des Jahres 2021 verimpft worden, berichtet der Geschäftsführer weiter.

Sorgfältige Vorbereitung

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Man habe etwas später angefangen damit als anderswo, wo es direkt nach Weihnachten nach den ersten Lieferungen losging, weil man sich die benötigte Zeit für eine sorgfältige Vorbereitung habe nehmen wollen. Nun seien, so erklärt Heinz Fleck weiter, circa 90 Prozent der Bewohner und 80 Prozent der Mitarbeiter geimpft.

Gerade mit Blick auf die zweite Zahl und Erfahrungsberichte aus vielen Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern zeigt er sich zufrieden. Zu Beginn sei diese Quote zunächst ein Stück niedriger gewesen, einige hatten dann aber nach Impfstart und sicher auch nach Rücksprache mit bereits geimpften Arbeitskollegen doch noch ihr Interesse bekundet.

Von Normalität noch entfernt

Das alles mache den Alltag im Altenzentrum, welches im Frühling vergangenen Jahres den coronabedingten Tod mehrerer Senioren und Mitarbeiter zu beklagen hatte, natürlich ein ganzes Stück leichter und unbeschwerter. Von Normalität ist man noch ein Stück entfernt. Und Heinz Fleck möchte auch weiter auf Nummer sicher gehen. Die Landesregierung habe zuletzt im Zuge der mittlerweile nahezu flächendeckenden Impfungen für die Einrichtungen etwa verpflichtende regelmäßige Tests der Bewohner aufgehoben. Die gebe es hier im Haus aber weiterhin. Und die Besucher und Angehörigen müssen auch weiterhin durchgängig FFP2-Masken tragen.

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Ein wenig geärgert hat sich Heinz Fleck auch über die kürzliche Aussage des NRW-Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann, das Leben in den Altenheimen könne nun nach den Impfungen endlich wieder schön werden. So etwas habe man den Bewohnern die ganzen letzten Monate über schon versucht zu bieten. „Nach dem ersten Lockdown haben seit Mai letzten Jahres immer die verschiedensten Aktivitäten im Haus stattgefunden, Bastelgruppen, Gottesdienste oder gesellige Runden", unterstreicht der Geschäftsführer. „Aber eben nur in den kleinen Gruppen der einzelnen Wohnbereiche.“

Wer auf Angehörigenbesuch ins Schmallenbach-Haus kommt, wird mit einer Chipkarte registriert. Dadurch kann das Haus die Besucherströme nachvollziehen. Und das macht auf eine Baustelle aufmerksam, die sich durch die Pandemie noch verstärkt habe, so Heinz Fleck: Einsamkeit. Ein Beispiel: „Ein Drittel unser Bewohner hat über die Weihnachtstage keinen einzigen Besuch bekommen.“

Viele Angehörige weiter vorsichtig

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Viele Angehörige seien auch weiter vorsichtig. Von manchen sei bekannt, dass sie zuletzt im Herbst vor Einsetzen der zweiten Welle zu Besuchen kamen. Und dann erst jetzt wieder nach den vollzogenen Impfungen.

Ihm sei es, so betont Heinz Fleck, ein Herzensanliegen, unabhängig vom Fortgang der Pandemie weiter daran zu arbeiten, dass jeder Besucher auch Kontakt außerhalb des Hauses habe. Vielleicht sei dafür manchmal nur ein vermittelndes Gespräch von Mitarbeitern nötig, wenn es in Familien mal Zwistigkeiten gab. Oder Menschen müssten noch besser über Erkrankungen wie Demenz aufgeklärt werden. Bei den großangelegten Planungen für den Gesundheits- und Pflegecampus, das Umbau- und Neubauprojekt des Schmallenbach-Hauses auf dem Hirschberg (der Kindergarten St. Marien als ein Teil davon konnte ja schon 2020 hier einziehen) soll auch dieses Thema eine große Rolle spielen.