Attendorn. Das Attendorner Wirtschaftsgespräch in der Stadthalle hatte viele Facetten. „Hier oben sitzen Weltmarktführer“, machte Walter Viegener deutlich.
Erst die wirtschaftspolitische Expertise durch Prof. Dr. Michael Hüther, dann eine hochkarätig besetzte Runde mit Attendorner Unternehmerpersönlichkeiten und Managern. Dazu ganz am Ende noch ein kurzer Disput zwischen einer Zuhörerin aus dem Lager der Grünen und Firmenchef Walter Viegener. Der hatte die Frau mit seinen Aussagen zur aus seiner Sicht vertrockneten Eckenbachquelle und der vergeblichen Suche nach der berühmt-berüchtigten Quellschnecke offensichtlich richtig geärgert. Das Attendorner Wirtschaftsgespräch in der Stadthalle hatte viele Facetten.
Nach der einstündigen wirtschaftspolitischen „Tour d’Horizon“ des renommierten Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (siehe Info), übernahm Moderator Arndt G. Kirchhoff das Mikrofon. Der Unternehmer konnte eine illustre Runde von Kollegen begrüßen, die zusammen über 600 Jahre Attendorner Industriegeschichte vertraten.
Über 14.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze
Ob die Weltmarktführer Viega und Mubea oder Gedia und Beulco: Sie haben einen großen Anteil am „Attendorner Wirtschaftswunder“, wie Bürgermeister Christian Pospischil in seiner Begrüßung betonte. Heute gibt es in der Hansestadt mit ihren rund 25.000 Einwohnern über 14.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.
Wirtschaftliche Erfolge, die selbstbewusst machen. „Hier oben sitzen Weltmarktführer“, machte Walter Viegener (Viega) deutlich. Der Attendorner Unternehmer, wie sein Vater immer ein Mann klarer Worte, weiß, was den Firmen der Hansestadt neben dem Facharbeitermangel, bezahlbarem Wohnraum für die Mitarbeiter und gestörten Lieferketten am meisten unter den Nägeln brennt. „Wir brauchen Gewerbeflächen.“ Und dabei hatte Viegener das Gewerbegebiet Eckenbachtal/Fernholte im Blick. Zwar gibt es immer noch keine endgültige gerichtliche Entscheidung. Aber Bürgermeister Christian Pospischil konnte zumindest mitteilen, dass das Verwaltungsgericht Arnsberg die Klage gegen die wasserrechtliche Genehmigung zurückgewiesen habe. Vor dem Oberverwaltungsgericht kann der Streit aber weitergehen.
Beim letzten großen Stadtjubiläum 1972 gab es in der Hansestadt noch keine „Global Champions“. Und auch „von dem, was wir jetzt hier haben, wird 2050 nichts mehr da sein“, wagte Dr. Thomas Muhr (Mubea) einen Blick in die Zukunft. Dabei hat sein weltweit agierendes Unternehmen schon eine rasante Entwicklung hinter sich. Von den rund 1.300 Beschäftigten in Attendorn arbeitet nur noch ein Drittel in der Produktion. Die Herstellung am Heimatstandort werde in Zukunft weiter zurückgehen.
Dafür wollen die Mubea-Verantwortlichen „Attendorn als Entwicklungsstandort vorantreiben“. E-Mobility und Flugzeugbau sind die neuen Themen. Bei der Eröffnung der Wirtschaftsschau am Samstag wird Bürgermeister Pospischil das erste Cargo-Bike der Mubea-Tochtermarke U-Mobility überreicht.
Ein neues Geschäftsfeld
Geschäftsführer Jürgen Christian Schütz von Beulco hat mit seinem Team die Corona-Pandemie genutzt, um in ganz kurzer Zeit mit der Produktion von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln ein neues Geschäftsfeld auf die Beine zu stellen. „Daran hat die Mannschaft Tag und Nacht gearbeitet“, verteilte er ein dickes Lob an die Belegschaft.
Helmut Hinkel ist Geschäftsführer bei Gedia und hat auch schon für US-amerikanische Unternehmen gearbeitet. Am Stammsitz in Attendorn arbeiten 70 bis 100 Auszubildende und Studenten. Wünschen würde sich der Manager noch eine bessere ÖVNP-Anbindung an den Betrieb im Industriegebiet Ennest.
Viega hat ein IT-Büro in Dortmund gegründet und bringt seit Jahren Pendler per Bus von Köln zur Arbeitsstelle nach Attendorn und wieder zurück.