Hohenlimburg. Bürger und Stadtplaner diskutieren im Werkhof über Impulse, um die Innenstadt zu beleben. Bis zur Umsetzung wird es dauern
Knapp zwei Monate vor der Adventszeit ist es eigentlich noch etwas zu früh, um einen Wunschzettel zu schreiben. Doch am Mittwochabend waren die Hohenlimburger eingeladen, einen solchen für ihre Innenstadt zu formulieren. Hintergrund sind die letzten Federstriche, die das Dortmunder Planungsbüro „Plan lokal“ für das INSEK Hohenlimburg zieht. Ein Konzept, das die Innenstadt beleben will.
Antragsfristen verlängert
Eile ist geboten, denn wegen der Corona-Pandemie wurden die eigentlich abgelaufenen Antragsfristen nun verlängert. Noch bis Ende dieses Jahres soll ein Beschluss durch den Hagener Rat gehen und dann bis Ende Januar 2021 der INSEK-Bericht für Hohenlimburg fertig sein. Damit wiederum lassen sich dann Fördergelder für Projekte beantragen, die den Bezirk zwischen Lennepark und Langenkamp attraktiver machen sollen.
Wie die Projekte aussehen könnten, diese Frage stand am Mittwoch im Raum. Sie traf auf eine Bürgerschaft, die mit den Füßen scharrt. Denn schon vor vier Jahren legte „Plan lokal“ eine Kurzexpertise zum Zustand der Innenstadt vor. Im Jahr 2018 folgte im Rahmen von „Hagen plant 2035“ eine „Stadtbezirkswerkstatt“ und darüber hinaus organisierte das Quartiersmanagement mehrere Treffen, bei denen Impulse für die Innenstadt der Zukunft ausgetauscht und erste Konzepte präsentiert wurden.
„Ich war 2018 bei einem Treffen im Rathaussaal und da sind sehr viele gute Ideen zusammen getragen worden“, sagte Besucherin Claudia Scholten: „Da muss ich mich ein bisschen wundern, dass wir das nun nochmal machen.“ Sie formulierte ein Gefühl, dass an diesem Abend immer wieder in Kommentaren von Gästen aufblitzte: Über den Zustand der Hohenlimburger Innenstadt wird viel geredet, aber es passiert wenig.
Warum dauert das alles so lange?
Langer Prozess
Kritik gab es unter anderem für die Verwaltung, die zu lange für Baugenehmigungen brauche und zudem kein Marketingkonzept habe, das Bezirk und Stadt verzahnt.
Dass Stadtentwicklung einen langen Atem braucht, stellte Thomas Scholle erst gar nicht in Abrede. Der Diplom-Ingenieur vom Planungsbüro „Plan lokal“ war in den Werkhof gekommen, um den Abend zu moderieren, letzte Kommentare der Hohenlimburger zum INSEK einzuholen und Vorschläge von „Plan lokal“ vorzustellen.
„In den kommenden Jahren wird zwar noch nichts passieren, aber zehn Jahre wird es auch nicht mehr dauern“, sagte Scholle und stellte damit in Aussicht, dass die Bagger in der Innenstadt noch vor dem Jahr 2030 rollen werden.
Baustellen gibt es genug, wie zahlreiche Kommentare aus dem Publikum zeigten. Oft deckten sich diese mit der Analyse von „Plan lokal“.
Fußgängerzone beleben
So müsse die Fußgängerzone dringend aufgewertet werden, sprich Leerstände bekämpft, Fassaden verschönert und neue Erlebnisflächen wie Spielplätze geschaffen werden. „Die Einzelhändler in Hohenlimburg geben sich viel Mühe und haben es verdient, dass man dort kauft“, sagte Anwohner Frank de la Barre und bekam Applaus.
Häufig kamen auch die Radwege zur Sprache und der Wunsch, dass der Lückenschluss zwischen Hohenlimburg und Letmathe gelingt. Für Scholle kein neues Thema: „Die Lenne-Route ist theoretisch da. Aber sie ist in einigen Abschnitten verhältnismäßig lebensgefährlich.“
Eine Konzeptstudie für die gesamte Route sei fertig. „Auch von der Südwestfalen-Agentur wird die Route als Kern eines Mobilitätskonzeptes von Winterberg bis zur Ruhr gesehen.“ Wenngleich bis zur Umsetzung noch viel Wasser die Lenne hinunterfließen wird.
Apropos: Dass die Lenne mitten durch Hohenlimburg fließt, sei ein Vorzug, der in der Innenstadt der Zukunft mehr hervorstechen müsse. Dazu sollen der Wildwasserpark und der Lennepark aufgewertet werden, die Fußgängerzone sich Richtung Wasser öffnen. Sogleich kursierten Vergleiche mit der Außenalster in Hamburg. „Wir brauchen die Hohenlimburger Lösung“, plädierte Scholle, sich auf die Situation vor Ort zu konzentrieren.
Eigentümer und Investoren einbeziehen
Nach knapp drei Stunden blickten die Vertreter des Planungsbüros auf einen gut gefüllten Notizzettel und versicherten, dass alle Impulse in die weitere Arbeit einfließen. Auf die Frage, wie viel Fördergeld der Bezirk erwarten kann, verwies Scholle auf die kommenden Monate, wenn Prioritäten gesetzt und der INSEK-Bericht fertig ist.
Das Schlusswort hatte Barbara Hammerschmidt von der Stadtverwaltung, die mit Mitarbeitern das Treffen organisiert hatte. Sie erinnerte daran, dass das INSEK auch Eigentümer und Investoren einbeziehe. Und dass der Weg hin zu Fördermitteln lang, aber notwendig sei: „Wir haben viele Ideen, tolles Personal, aber kein Geld. Und für Geld brauchen wir diese Konzepte.“
Entwicklung verschlechtert
Mit „Hagen plant 2035“ entstand zwischen 2017 und 2019 ein Entwicklungskonzept für das gesamte Stadtgebiet. Weil sich die Situation in der Hohenlimburger Innenstadt über Jahre verschlechtert hat, wählte die Hagener Verwaltung den Bezirk vorrangig für das INSEK-Programm aus.
Dieses umfasst ein Gebiet rund um Lennepark, Fußgängerzone, Rathaus und Bahnhof.