Olpe. CDU-Wahlkampf-Kundgebung auf dem Marktplatz Olpe. Zu Gast sind Friedrich Merz, Markus Söder und Hendrik Wüst. Rund 1000 Teilnehmer und Kritiker.
Trillerpfeifen schrillen. „Buh“-Rufe ertönen auf dem Marktplatz. Zahlreiche Menschen sind gekommen, um Friedrich Merz, Markus Söder und Hendrik Wüst in Empfang zu nehmen. Einige von ihnen halten Plakate in die Höhe. „Für die Bürger statt dagegen“, steht dort geschrieben. Oder auch „Kriegstreiber“, „Impfzwang? Nein, Danke“. Es sind nicht nur Kritiker und Gegner, die sich anlässlich der CDU-Wahlkampf-Kundgebung in Olpe versammelt haben. Einige wollen auch zuhören. Einige wollen sich ein Bild machen. Sie wollen wissen, für wen sie ihre Stimme geben sollen – doch die Protest-Kulisse übertönt alles.
„Hau ab, hau ab“, ertönt es aus der Masse. Ein Chor der Kritiker erhebt sich, als der NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst auf der Bühne begrüßt wird. Jetzt nehmen die Triller-Pfeifen noch mal richtig Fahrt auf. Einige spielen mit Rassel-Instrumenten. Andere rufen „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit raubt“. Es sind Menschen aus Olpe, die protestieren. Andere kommen aus dem Raum Siegen. Wieder andere aus Ostdeutschland. Noch mal andere sind aus Herborn angereist. „Wir sind nicht dafür, dass Sie hier sind“, sagt eine junge Frau. Sie meint nicht nur die drei Politiker. Presse ist hier heute unerwünscht. Beleidigungen tönen durch die Menge. „Lügenpresse“, rufen einige. Eine Frau greift nach der Kamera. Fotografiert werden möchte sie nicht. Andere suchen das Gespräch. „Politik ist für uns da. Für das Volk. Die haben uns zu vertreten. Und das tun sie nicht“, sagt Petra aus Olpe.
Bruchstücke einer Rede
Andere distanzieren sich, blicken fassungslos auf ihre Mitmenschen. „Dass wir keine Kultur mehr haben, das ist unmöglich“, sagt Christoph Heuel aus Drolshagen. „Man kann ja eine eigene Meinung haben, aber das hat mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun. Mich interessiert eigentlich, wie sie auftreten und was sie zu sagen haben.“ Aber davon ist in den hinteren Reihen kaum etwas zu verstehen. Zu laut sind die „Buh“-Rufe. „Demokratie heißt, andere Menschen aussprechen zu lassen“, betont Stephan Lütticke aus Olpe. „Das hier ist reine Körperverletzung.“
Es sind Bruchstücke einer Rede, die die Menschen erreichen. Rund 1000 Teilnehmer sind gekommen. Hendrik Wüst spricht von „Druck von der Wirtschaft nehmen“ und „Entlastung“. In den vorderen Reihen ertönt Applaus. Zuspruch und Lob. „Wäre schön, wenn man ihn hören könnte“, sagt Kerstin Arnold, die etwas weiter hinten steht. Sie gehört zur CDU-Kreisgeschäftsstelle, kommt aus Hagen und arbeitet in Olpe. „Schlagabtausch ja, aber das hier geht gar nicht.“
Frust, Wut, Kritik – die Menschen, die heute gekommen sind, um ihren Unmut kundzutun haben einige Themen im Gepäck. „Die haben eine Menge Mist verbockt“, sagt Thomas Espey aus Herborn. „Wir möchten dagegen demonstrieren.“ „Aber ihr wisst doch gar nicht, was die sagen“, echauffiert sich der Mann neben ihn. Über die Geräuschkulisse. Über den „respektlosen“ Auftritt einiger. „Ihr hört doch überhaupt nicht zu.“
Manche sind gekommen, um sich zu informieren. So wie Paula aus Olpe. Sie wollte Friedrich Merz, Markus Söder und Hendrik Wüst reden hören. Wie viel sie am Ende mitbekommen hat? „Nichts“, sagt sie enttäuscht. „Das ist grauenhaft“, fügt sie mit Blick auf die lauthals protestierende Masse hinzu. „Schlimm, das geht gar nicht.“
Unverständnis auch bei Günter Arns aus der Gemeinde Wenden. Protest sei ja gut und schön, findet er. Und gehöre auch zur Demokratie. Aber wo bleibt der Respekt, fragt er. Wo bleibt die Rücksicht?