Arnsberg-Rumbeck. Nach Diskurs über zu wenig Personal und zu viel Notbetreuung in Stepke-Kita: Landesjugendamt bezieht Stellung.
„Grundsätzlich können wir anhand der uns vorliegenden Unterlagen nachvollziehen, dass in der Einrichtung neue Kräfte eingestellt wurden, aber auch neue Beschäftigte die Einrichtung wieder verlassen haben“, so Markus Fischer, Sprecher des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) auf Nachfrage. Und weiter: „Ob sich daraus ableiten lässt, dass neu eingestellte Kräfte die Kita immer schnell wieder verlassen würden, kann von uns nicht beurteilt werden. Insbesondere kann keine Aussage abgeleitet werden, wie diese Wechsel begründet sind.“ Eltern hatten sich über zu viel Notbetreuung wegen chronischen Personalmangels beschwert.
Die Träger von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung seien gem. § 47 SGB VIII verpflichtet, Ereignisse oder Entwicklungen, die geeignet seien, das Wohl der Kinder und Jugendlichen zu beeinträchtigen, unverzüglich dem LWL-Landesjugendamt (LWL-LJA) als aufsichtführende Stelle zu melden. Zu diesen Ereignissen gehöre auch die Unterschreitung der erforderlichen Mindestbesetzung zur Betreuung der Kinder. „Dieser Verpflichtung ist der Träger nachgekommen. Ebenso ist er seiner Verpflichtung nachgekommen, uns die geeigneten Maßnahmen mitzuteilen und zu ergreifen. Wir stehen mit dem Träger auch in Kontakt“, so Fischer weiter.
Maßgeblich für die Prüfung der vom Träger ergriffenen Maßnahmen sei zudem, dass der Schutz der Kinder, die sich in der institutionellen Betreuung befinden, gewährleistet sei. „Dies können „Notgruppen“, aber auch der Einsatz von Personal eines externen Dienstleisters sein. Der Träger hat im Rahmen seines Personalausfallkonzeptes zur Umsetzung des Schutzauftrages in NRW die Maßnahmen bei personellen Engpässen beschrieben. Die Einrichtung von Notgruppen sowie der Einsatz von Beschäftigten eines Dienstleisters sind dabei auch enthalten“, stellt Fischer klar.
Eltern beschweren sich über zu viel Notbetreuung
Ihr Kind weine jeden Morgen, wenn es zur Kita muss, erzählt eine Mutter (Name der Redaktion bekannt). Weil es wisse, dass es seine Freunde nicht sehen wird. Diese würden nämlich von den Eltern zu Hause betreut. Denn in dem Stepke-Kindergarten „Trommelwirbel“ herrsche chronischer Personalmangel. „Die Regionalleiterin beschwichtigt nur, sagt, dass man sich nicht so anstellen sollte.“ Diese Aussage sei gefallen, als es darum gegangen sei, dass die Erzieherinnen sich über den Einsatz von „Zeitarbeitserzieherinnen“ pikiert zeigten. Die Eltern seien am 3. Dezember per Mail darüber unterrichtet worden, dass eine Fachkraft aus einer Zeitarbeitsfirma den Kindergarten ab sofort bis Anfang des Jahres 2025 unterstütze. „Zu Erzieherinnen auf Zeit können unsere Kinder keine Bindung aufbauen.“ Die Eltern sind sauer, enttäuscht – aber vor allem machtlos.
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„Als der Berliner Träger Stepke Kita im Februar 2023 den Städtischen Kindergarten Rumbeck übernahm, wurden ambitionierte Ziele wie ein innovatives Bildungsangebot und ein überdurchschnittlicher Personalschlüssel angekündigt“, heißt es nun in einem Offenen Elternbrief, der der Westfalenpost vorliegt. Und weiter: „Zwei Jahre später ist davon nichts mehr übrig. Die Eltern des Rumbecker Kindergartens sind ratlos, fühlen sich allein gelassen und stehen vor einem Desaster.“
26 Tage Notbetreuung im laufenden Kita-Jahr
Im laufenden Kindergartenjahr habe es bereits 26 Tage Notbetreuung für Eltern, Kinder und Erzieherinnen gegeben - da der Kindergarten bereits seit September 2023 chronisch unterbesetzt sei. „Für die einen Kinder mussten Eltern kurzfristig Betreuungsalternativen finden, während die anderen Kinder in überfüllten Gruppen von gestressten Erzieherinnen aufbewahrt wurden“, schreiben die Eltern. „Beispielsweise heute“, so die Mutter am 3. Dezember 2024. „Auch heute ist wieder Notbetreuung - und wir Eltern haben es heute Morgen um 8 Uhr erfahren! Obwohl es bereits gestern Nachmittag bekannt war.“ Diese soll bis Ende der Woche anhalten.
Die Regionalleitung in Wuppertal habe die Eltern mit der Ankündigung baldiger Neueinstellungen vertröstet, doch diese Maßnahmen seien gescheitert: „Eingestellte Erzieherinnen meldeten sich nach wenigen Tagen krank oder kündigten umgehend. Für Eltern, Kinder und das Kernteam blieb die Lage unverändert – und verschlechterte sich sogar.“
Eingeschränktes Bildungsangebot und mangelnde Kommunikation
Im November kündigte die erste Erzieherin aus dem Kernteam, heißt es, vergangene Woche eine weitere. Letztere soll fristlos freigestellt worden sein – ohne Erklärung oder Abschiedsmöglichkeit für die Kinder. Zum 3. Dezember zählt der Kindergarten bereits zehn Tage Notbetreuung seit Ende August.
Die versprochenen Bildungsangebote seien längst Geschichte. Vorschulkinderprogramme fänden kaum statt, Waldtage und Spaziergänge entfallen wegen Personalmangels. Geplante Aktionen oder Elternnachmittage werden kurzfristig verschoben oder ersatzlos abgesagt, beschweren sich die Eltern.
„Ist dies die Zukunft, die wir uns wünschen? Eine Kita mit ständig wechselnden Bezugspersonen? Eltern, die jeden Morgen bangen, ob Notbetreuung gilt? Liegt wenigstens der Stadt eine „richtig gute Kita“ am Herzen? Dem Träger Stepke-Kita jedenfalls nicht. Dies hat er mit seinem Handeln wiederholt bewiesen. In diesem Sinne: Advent, Advent – die Kita brennt.“
Ein klärendes Gespräch mit der Regionalleitung Wuppertal sei trotz der angespannten Situation ausgeblieben. „Diese Haltung ist bezeichnend für den Umgang des Trägers Stepke-Kita mit den Eltern. Beschwerten sich Eltern z.B. über Pauschalbeträge für das Kitaessen, zu wenig Mittagessen, fehlenden Sonnenschutz oder Bevormundung in der persönlichen Erziehung, wiegelte die Regionalleitung ab oder reagierte mit Drohungen“, heißt es weiter.
Eltern verzweifeln – keine Lösung in Sicht
Die Folgen für die Kinder seien gravierend: Überfüllte Gruppen in der Notbetreuung, fehlende Bezugspersonen und der Ausfall geplanter Bildungsangebote belasteten sie schwer und gefährdeten ihre Entwicklung.
Daher wird die Elternschaft deutlich: Die Eltern haben das Vertrauen in den Träger Stepke-Kita verloren und wissen nicht mehr, an wen sie sich wenden sollen. „Ist dies die Zukunft, die wir uns wünschen? Eine Kindertagesstätte mit ständig wechselnden Bezugspersonen aus Zeitarbeitsfirmen? Eltern, die jeden Morgen bangen, ob Notbetreuung gilt? Liegt wenigstens der Stadt eine „richtig gute Kita“ am Herzen? Dem Träger Stepke Kita jedenfalls nicht. Dies hat er mit seinem Handeln wiederholt bewiesen. In diesem Sinne: Advent, Advent – die Kita brennt.“
Die Sprecherin der Stepke-Kitas bestätigt, dass die Stepke-Kindergärten „aufgrund von Personalkrankheit - wie viele andere Träger bundesweit - von der Notbetreuung entsprechend den rechtlichen Vorgaben betroffen“ sind. „Wir bestätigen ebenfalls, dass sich die Kita Trommelwirbel nach den Vorgaben des Kibiz (Anm. d. Redaktion: Kinderbildungsgesetz NRW) richtet und entsprechend den notwendigen Personalschlüssel einhält. Der Elternbrief beinhaltet zudem Punkte, die bereits geklärt wurden. Selbstverständlich verfügt auch unsere Kita Trommelwirbel über einen Sonnenschutz“, so Lea Trotte-Krauß. Und weiter: „Darüber hinaus bestätigt der Träger einen engen Austausch und eine gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden und freut sich darüber, für die drei Gruppen und die insgesamt circa 55 Kinder weiterhin nach der Kibiz-Personalverordnung eine gute Personaldecke vorweisen zu können.“
Der offene Brief aus der Elternschaft der Kita Trommelwirbel in Rumbeck habe auch die Stadt Arnsberg erreicht, teilt Stadtsprecherin Ramona Eifert auf Anfrage mit. „Das Jugendamt hat sich umgehend mit dem Träger in Verbindung gesetzt. Dabei wurde ersichtlich, dass es offene Fragen in Bezug auf die Kommunikation zwischen Träger, Einrichtung und Elternschaft gibt. Der Kita-Träger steht nach eigenen Angaben mittlerweile dazu im engen Austausch mit den Eltern“, so Eifert weiter.
Nach Prüfung des Jugendamtes sei die Kita personell nicht unterbesetzt - es sei ausreichend Personal laut Kibiz-Schlüssel zugewiesen, jedoch seien nicht alle Mitarbeitenden im Einsatz, was vor allem der Erkältungs- und Grippewelle geschuldet sei. „Das betrifft andere Einrichtungen gleichermaßen und ist im Herbst nicht ungewöhnlich. Vereinzelt kann dies eine Notbetreuung in betroffenen Einrichtungen zur Folge haben“, so Eifert.
Die Stadt Arnsberg setze nun weiter vertrauensvoll auf eine gute und offene Kommunikation zwischen Kita-Träger und Eltern und werde die Situation im Blick behalten.
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