Langscheid. Jürgen ter Braak aus Langscheid wartet seit einem halben Jahr auf den Anschluss seiner neuen Photovoltaik-Anlage. Dadurch verliert er täglich Geld.
Wenn Jürgen ter Braak in diesen Tagen aus dem Fenster schaut und die letzten Sonnenstrahlen des Spätherbstes entdeckt, wächst in ihm der Frust. Der Langscheider hatte sich zu Beginn des Jahres dazu entschlossen, die heimische Solaranlage auf dem Dach zu erweitern und zusätzlich einen Energiespeicher einbauen zu lassen. „Der Klimaschutz liegt mir am Herzen und ich möchte die Energiewende unterstützen - weg mit den fossilen Brennstoffen und hin zu den regenerativen Energieträgern“, sagt ter Braak.
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Die Wärmepumpe im Haus und die installierte Wallbox sollen künftig größtenteils über den selbst produzierten Strom betrieben werden. Rund 70 Prozent der benötigten Energie soll über die Solarzellen kommen, der Rest soll dazugekauft werden. Vor allem in den kälteren Jahreszeiten, wenn die Sonne nicht mehr so stark und so häufig scheint. Damit das gelingen kann, ließ Jürgen ter Braak die Anlage auf dem Dach deutlich vergrößern.
Leistungsstarke Solarzellen
Die vorhandene 5-KW-Photovoltaikanlage wurde noch einmal um 10 KW erweitert. Die neueren Solarzellen sind auch bedingt durch Innovationen leistungsstärker als die alten Solarzellen. „Aufgrund von einigen Problemen kam der Einbau im Juni 2024 zum Abschluss, meine Frau und ich haben dann Anfang Juli den Antrag bei Westnetz zur Einspeisung eventueller Stromüberschüsse gestellt“, sagt der Langscheider. Denn für den neueren Teil der Anlage benötigt man einen zweiten Stromanschluss, damit auch die Abrechnung am Ende korrekt ist.
Die ter Braaks warteten und warteten, ehe es ihnen irgendwann zu bunt wurde, dass sie keine Rückmeldung von Westnetz erhielten und im August eine Nachfrage stellten. „Wir haben dann wieder gewartet, bis am 9. September eine E-Mail von Westnetz bei uns eintraf. In der Rückmeldung des Betreibers heißt es wie folgt:
Rückmeldung des Betreibers
„Um die Bearbeitungsprozesse – unter anderem zu Netzanschlussanfragen – effizienter zu gestalten, haben wir Mitte Juni 2024 ein neues IT-System eingeführt. Leider stehen derzeit noch nicht alle erforderlichen Funktionen zur Verfügung, um Ihr Anliegen zu bearbeiten. Durch die Systemarbeiten kommt es beispielsweise beim Versand der Zähler oder bei der Auszahlung von EEG-Vergütungen zu längeren Bearbeitungszeiten. Unsere Experten arbeiten mit Hochdruck daran, schnellstmöglich alle Funktionen im System wieder vollständig nutzbar zu machen. Wir versichern Ihnen, dass wir Ihr Anliegen bearbeiten, sobald alle IT-Funktionen wieder zur Verfügung stehen. Es ist keine Handlung oder Anfrage Ihrerseits notwendig. Wir bitten Sie, die damit verbundenen Einschränkungen und Verzögerungen zu entschuldigen.“
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Jürgen ter Braak ist wenig begeistert über diese Antwort: „Bis heute, also im Laufe von knapp sechs Monaten, hat es die Westnetz offensichtlich noch nicht geschafft, diese Systemarbeiten zu einem Abschluss zu bringen. Auf der angegebenen Website findet man immer noch den gleichen Hinweis: dass das IT-System ‚noch nicht vollumfänglich funktioniert‘. Man wird dabei von der Westnetz völlig im Unklaren gelassen, wie der aktuelle Stand der Arbeiten ist!“ Doch der Kunde ist nicht nur über die Informationspolitik enttäuscht, ihn ärgert auch die finanzielle Komponente. „Ich habe Geld in die Anlage investiert und umgekehrt geht mir seit Monaten Geld durch die Lappen, denn der überzählige Strom in den Sommermonaten sollte in das Netz eigentlich eingespeist und dadurch vergütet werden“, klagt ter Braak.
Familie ter Braak ist mit einem solchen Problem nicht allein. Nach Informationen unserer Redaktion sollen noch weitere Kunden der Westnetz über vergleichbare Missstände und Probleme klagen. Die Unzufriedenheit sei groß. Bevor die neue Anlange installiert wurde, hatte sich Jürgen ter Braak ausgerechnet, dass sich die Investition mit den aktuellen Vergütungen nach zirka 15 Jahre amortisiert hätte. Doch dafür wäre ein unmittelbarer Anschluss an das Netz nach Fertigstellung der Anlage notwendig gewesen.
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Westnetz-Sprecherin Jasmin Hennecke erklärt: „Wir bedauern sehr, dem Kunden noch keine Einspeisevergütung für die Erweiterung seiner PV-Anlage zahlen zu können“, und verspricht: „Selbstverständlich wird er die Vergütung rückwirkend erhalten.“ Nach der Umstellung stünden immer noch nicht alle erforderlichen IT-Funktionen zur Verfügung. „Derzeit sind wir IT-technisch nicht in der Lage, die Anlageerweiterung in unserem Abrechnungssystem zu hinterlegen.“ Die Westnetz-Sprecherin bitte die Kunden um Verständnis und Entschuldigung. Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung des Problems. Jasmin Hennecke versichert: „Da wir die Zählerstände bei Inbetriebnahme kennen, werden wir die Abrechnung anstoßen, sobald das technisch möglich ist.“
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