Hüsten/Stockum. Jeder trauert anders. Anja Honert töpfert - und bietet einen solchen Workshop demnächst auch für trauernde Menschen in Arnsberg/Sundern an.

Als sie ein Kind war, so sagt Anja Honert, „töpferte“ sie in der Baugrube auf dem Nachbarsgrundstück. Einfach so mit Matsch. Schon damals interessierte es sie, mit den Händen etwas herzustellen. Heute ist sie eine der Künstlerinnen und Künstler, die im sogenannten Berghaus in Stockum ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Bis 2016 war das „Alte Berghaus“ ein Gasthof - bevor es bis Herbst 2017 umgebaut wurde. Ferdi Tillmann, Käufer und Träger, verwirklichte damit den Wunsch, einen festen Platz für das Lebenswerk Johannes Dröges (Bildhauer und Ehrenbürger) zu schaffen. Seine Dauerausstellung ist das Herz des Hauses.

Künstler Dröge und seine Personalität seien auch der Grund dafür gewesen, warum Anja Honert seinen Bildhauer-Workshop besuchte und seither auch selbst begeisterte Bildhauerin ist. „Die Kunst, auch das Töpfern, ist ein großes Hobby. Ich habe hauptberuflich in einem Architekturbüro als Zeichnerin gearbeitet.“ Johannes Dröge habe sie damals angesprochen, ob sie nicht auch ein Atelier im Berghaus mieten wolle. Gesagt, getan. Heute ist die Hirschbergerin froh, diesen Schritt gegangen zu sein.

Jedes Keramikwerk ist ein Unikat

Vor rund 20 Jahren, so die Künstlerin, habe sie den Raku-Brand für sich entdeckt. „Durch die Glasur, die im Zusammenhang mit der besonderen Brandtechnik, den Raku typischen Krakeele-Effekt erzeugt, wird jedes Werkstück ein Unikat.“ Um all diese Raku- Techniken perfekt zu beherrschen, besuchte Anja Honert Weiterbildungen bei Keramikern wie Peter Kube, Monia Debus und auch Ute Großmann. „Mein Mann schenkte mir irgendwann eine gebrauchte Tonne - und dann habe ich drauf los gekokelt“, sagt sie locker und lacht.

Anja Honert töpfert für die Trauer
Am 17. Oktober bietet Anja Honert in Projektarbeit mit der St.-Petri-Gemeinde Hüsten einen Töpfer-Workshop zur Trauerbegleitung in Hüsten an. © WP | Thora Meißner

Dahinter steckt jedoch die Tatsache, dass allein das Brennen dieser Keramikkunst schon eine Kunst für sich ist. Denn durch spezielle Glasuren des Materials ist es möglich, dass sich der Qualm durch das Tonmaterial zieht und so durch seine Spuren eine ganz besondere Zeichnung hinterlässt. Auf diese Art und Weise ist jedes ihrer Werke ein Unikat.

Anja Honert glaubt an die therapeutischen Möglichkeiten von Ton. „Das Arbeiten mit den Händen - es entsteht etwas, ich begleite den Prozess. Die beruhigende Wirkung - mit Ton zu arbeiten, erdet einfach.“ Jeder könne in seinem Tempo kreativ werden, ganz ohne Leistungsdruck. Das erlebt sie immer wieder in ihren Keramik-Workshops. „Dieses Medium Ton ist so spannend, dass ich es weitergeben möchte.“

Licht- und Pflanzenkugeln geplant

Genau diese beruhigende Wirkung soll nun auch Teil ihres neuen Workshops sein: Die Trauerarbeit mit Ton bzw. Keramik in gemeinsamer Projektarbeit mit der St. Petri Gemeinde Hüsten. Dass Anja Honert genau die richtige für das Projekt ist, war Heike Busch, Ehrenamtskoordinatorin der Gemeinde, und Vikar Stephan Kersting direkt klar. „Wir freuen uns sehr, dass Anja Honert sich bereiterklärt hat, diesen Workshop im Café Zeitgeist anzubieten“, sagt Heike Busch. Denn das Gemeindeteam möchte mit neuen Angeboten auf Menschen zugehen, die den Verlust eines geliebten Menschen betrauern. Dabei ist der Keramik-Workshop nur ein Aspekt des Projekts, um viele Zielgruppen (Kinder und Jugendliche ebenso wie Erwachsene als auch Menschen mit interkulturellen Hintergründen) Unterstützung zu bieten.

Im Workshop möchte sie gemeinsam mit den Menschen Licht- und Pflanzenkugeln (siehe Foto) herstellen - mit eigenen Händen und ein paar Hilfsmitteln, um kreative und individuelle Oberflächen zu gestalten. Die Technik ist recht einfach und damit auch von jedermann zu bewältigen. „Die Kugeln können dann entweder behalten oder aber auch auf einer Grabstelle niedergelegt werden“, sagt Anja Honert. Eigene Spuren hinterlassen - und so auf individuelle Art und Weise mit der Trauer umgehen.