Arnsberg. Die Gemeindereferentin leitet Beerdigungen und unterstützt Trauernde in Neheim-Hüsten. Warum die gelernte Bürokauffrau komplett umgeschult hat.
Tote begraben und Trauernde trösten: Mittlerweile gibt es immer mehr Frauen, die ehrenamtlich im Erzbistum Paderborn im Trauer- und Begräbnisdienst aktiv sind. Sie führen Gespräche mit Angehörigen, feiern Gottesdienste und leiten die Beisetzungen auf den Friedhöfen. Eine davon ist Gemeindereferentin Henrike Buschulte, die in Neheim-Hüsten eingesetzt wird. „Es ist nicht nur dem Priestermangel zuzuschreiben, dass mittlerweile auch Laien den Trauer- und Begräbnisdienst übernehmen“, meint die 42-Jährige.
Das bestätigt Monsignore Dr. Gregor Tuszynski vom Erzbistum Paderborn. „Auch die teilweise großen Entfernungen der Friedhöfe spielen eine Rolle. Besonders im ländlichen Raum sind Priester für die Trauerarbeit viel unterwegs. Da ist es gut, wenn ehrenamtliche Helfer unterstützen.“ Der Geistliche leitet die Ausbildungskurse für den Begräbnisdienst. Neben Gemeinde- und Pastoralreferenten sollen auch Gläubige außerhalb der pastoralen Berufe als Ehrenamtliche für den kirchlichen Begräbnisdienst beauftragt werden.
„ Besonders im ländlichen Raum sind die Priester für die Trauerarbeit viel unterwegs.“
Henrike Buschulte fühlt zu dieser Aufgabe berufen. Für sie sei es ausdrücklich eine Herzensangelegenheit und natürlich ein christliches Selbstverständnis. Als junges Mädchen wurde sie zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert. Als ihr Vater starb, war sie gerade einmal zwölf Jahre alt. „Meine Familie wusste damals nicht so recht, wie sie mit diesem Schicksalsschlag umgehen sollte. Trauerarbeit und Trauerbegleitung gab es im Grunde nicht.“
Stattdessen sei sie zur Ablenkung mit Verwandten in den Urlaub gefahren. „Es wurde kaum über den Tod meines Vaters gesprochen“, erinnert sich Henrike Buschulte. Verdrängen, statt zu trauern. „Der Tod, Abschied nehmen und trauern - all das spielte in meiner Kindheit keine Rolle. Im Gegenteil - das Thema wurde regelrecht tabuisiert.“ Erst viel später habe sie Zeit und Muße gefunden, sich damit zu beschäftigen und den Tod des Vaters zu verarbeiten. „Das war der Zeitpunkt, an dem sich mein Leben verändert hat.“
203 Laien im Erzbistum
Die gelernte Bürokauffrau sattelte um und studierte an der katholischen Hochschule Paderborn im Fachbereich Religionspädagogik. 2021 machte sie ihren Bachelor und ist seit diesem Jahr als Gemeindereferentin tätig. „Für den Begräbnisdienst musste ich eine Zusatzausbildung absolvieren“, sagt sie. Beerdigungen durften nämlich früher nur von Priestern begleitet werden. „Doch seit 16 Jahren bieten wir Kurse für den Begräbnisdienst an“, erklärt Tuszynski. Mittlerweile gibt es im hiesigen Erzbistum 203 Laien, die dazu befähigt sind.
Teilnehmen können alle, die getauft, gefirmt und mindestens 30 Jahre alt sind, sich auszeichnen durch ein Leben aus dem Glauben, durch Erfahrungen im Bereich der Liturgie, durch Teamfähigkeit und Gesprächskompetenz, durch konstruktiv reflektierten Umgang mit eigenen Emotionen sowie durch gesunde psychische Belastbarkeit. Ganz schön viele Voraussetzungen für ein Ehrenamt, das mit viel Hingabe geleistet werden sollte.
„Jede Trauerfeier ist anders und individuell zu betrachten“, sagt Henrike Buschulte. Mittlerweile hat sie rund dreißig Beerdigungen geleitet. Und dabei habe sich keine Routine eingestellt. „Das wird auch nicht so kommen“, sagt die 42-Jährige, die jedes Ereignis als etwas Besonderes ansieht. „Diese Tätigkeit berührt mich sehr“, gibt sie zu. „Seelsorge rund um das Lebensende erfordert Herzblut, doch gleichzeitig auch Distanz.“
Man müsse ein Gespür dafür entwickeln, die richtigen Worte zu finden. „Ich möchte die Begräbnisfeier so gestalten, wie es sich der Verstorbene gewünscht hätte und dass die Anverwandten sich wohl fühlen.“ Die meisten Beerdigungen setzen ein persönliches Treffen mit den Hinterbliebenen voraus. „Dabei erfahre ich Persönliches über den Verstorbenen, lerne dessen Lebens- und Liebesgeschichte kennen. Und wir besprechen die Einzelheiten der Feierlichkeiten.“