Bruchhausen. Neuer Schützenkönig in Bruchhausen gelangt mit Willen und Prinzipien zum Königsschuss. Erstmals konnten auch Schützenschwestern mitschießen.
Unter der Bruchhausener Vogelstange zeichnet sich früh ab, dass Marius Migdoll es ernst meint. Und doch geht der 27-jährige Handwerker mit einer klaren Forderung ans Gewehr. „Ich schieße nicht alleine!“, sagt er immer wieder. Soll heißen: Marius Migdoll will nicht König werden, weil sich sonst niemand traut, stattdessen nimmt er seine Schützenbruder in die Pflicht. Und so tritt er konsequent immer erst dann zum Schuss an, wenn vorher auch ein anderer geschossen hat. Eine Ausnahme macht er aber nach dem 162. Schuss des Tages: Nachdem er damit die Bruchhausener Holzente schon halbiert hat, schießt er direkt noch mal. Und trifft. Die Bruderschaft St. Maria Magdalena Bruchhausen hat einen neuen König.
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„Es ist mir eine große Ehre, König in Bruchhausen zu sein“, sagt er während der Gratulationen. Seine Königin Ann Cathrin Gerths, eine 29-jährige Industrie-Kauffrau, verrät, dass Marius den Anlauf auf die Königswürde „vorher angekündigt hat“. Man hätte es ahnen können: Die Party hatte nämlich vor dem Vogelschießen auf dem Hof des Heizungs- und Sanitärbetriebs Migdoll am Weg zur Vogelstange schon begonnen - offenbar in Erwartung eines großen Tages.
Die Wahrheit aber liegt auf dem Platz - hier also unter der Vogelstange. Immer wieder schießen auch Jonas Wichert, Marco Zaun und Jan Blumenstein mit - und zwischendurch auch die Altmeister wie Dietmar Reuther, Dietmar Molitor oder Hauptmann Uwe Schulte. Richtig ernst aber meint es wohl nur Marius Migdoll.
Er wird am Ende König in einem für Bruchhausen historischen Vogelschießen, das traditionell mit den Kanonenschüssen des Böller-Clubs eröffnet wird. Denn erstmals in der 175-jährigen Geschichte der Bruderschaft dürfen auch Schützenschwestern mitschießen. Den Anfang macht bereits beim Jungschützenschießen Marie Blumenstein. Im „großen Schießen“ folgen Nicole Schauerte (50) - ebenso wie Marie Blumenstein in Uniform - und Christina Reuther. Sie tritt ans Gewehr und fragt: „Kann mal jemand meine Handtasche halten?“, um dann gleich amüsiert festzustellen: „Diese Frage hat‘s beim Schießen bestimmt auch noch nicht gegeben!“
Die Frauen sind in der Bruchhausener Schützenbruderschaft angekommen, was Hauptmann Uwe Schulte besonders freut. „Wir haben jetzt schon rund 30 Schützenschwestern“, zieht er Bilanz nach dem Schützenfestwochenende. Er freut sich, dass sich die Bruderschaft geöffnet und vorher auch offen und intensiv diskutiert hat. „Alles weitere muss sich jetzt entwickeln“, sagt er.
Eine ernste Königsanwärterin gibt es an diesem Montag nicht. Auch nicht bei den Jungschützen. Bei denen setzt sich am Ende Julius Neuhaus mit dem 91. Schuss durch. Zu den ersten Gratulanten des 21-jährigen Regierungsinspektoranwärtes bei der Bezirksregierung gehört Vater Frank. „Ich war auch mal Kinderkönig“, erzählt er. Julius sei der erste echte Regent in der Familie.
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Das Königsjahr ist am Montagmorgen für Dirk und Christa Wendel vorbei. „Das Jahr war spitze“, erzählt der König. Vor allem das Festwochenende nun sei nach einem Jahr „mit positivem Stress“ die Krönung gewesen. „Natürlich schwingt jetzt ein wenig Wehmut mit“, sagt er, „aber ein Jahr ist genug.“
