Oeventrop. Im siebten Anlauf hat es für ihn endlich geklappt: Marc Vollmer ist neuer Schützenkönig in Oeventrop nach dramatischem Vogelschießen.
Tausend mal berührt, tausend mal ist nix passiert. Was Sänger Klaus Lage einst sang, trifft auch auf diese besondere Liebesbeziehung zu. Und jetzt hat es bei Marc Vollmer beim Vogelschießen der St. Sebastianus Bruderschaft Oeventrop endlich auch „Zoom“ gemacht. Mit dem 162. Schuss des Tages holte der Glösinger Kompanieführer den Vogelkorpus aus dem Kugelfang und ist neuer Schützenkönig in Oeventrop. Es war seit 2010 sein siebter Anlauf auf die Königskette. Jetzt hat es geklappt.
Auch interessant
2010 war er angetreten, 2012, 2014, 2016, 2019 und 2022 auch. Und mindestens fünfmal hatte er den vorletzten Schuss abgegeben und einem anderen den Königsschuss vorbereitet. Nun war Marc Vollmer durchaus Außenseiter. Und das deshalb, weil sein Mitstreiter aus der Kompanie Oeventrop - der Kompanieführer Florian Hesse - im Vorteil war. Als einziger Oeventroper Schütze standen ihm immer drei Schüsse nacheinander zu. So konnte er korrigieren und neu justieren und hatte vor allem drei Mal mehr Schüsse als alle anderen Anwärter. Neben Marc Vollmer waren noch Tim Flinkerbusch und Christian Schlupp für die Kompanie Glösingen angetreten und mussten sich die drei Kompanie-Schüsse stets fair aufteilen. Die Kompanie Dinschede stellte in diesem Jahr keinen Schützen für den Wettstreit unter der Vogelstange.
Auch interessant
In der Schlussphase zappelte der Vogel. Der Kopf schon weg, die Flügel zerlegt und noch etwas Schwanz. Im vorletzten Glösinger Durchgang schoss Tim Flinkerbusch den von Joachim Dolle gebauten Aar schon absturzreif. Dann kam Florian Hesse - wieder mit drei Schuss. Quasi ein Elfmeter, den der Oeventroper aber nicht verwandeln konnte. Erneut kam Marc Vollmer - und das wohlwissend, dass beim nächsten Mal, wenn er an der Reihe gewesen wäre (nämlich sechs Schüsse später), kein Vogel mehr im Kugelfang hängen würde. Konzentration, Schuss - einen ganz kleinen Moment überlegte der Vogel offenbar noch, ob er fallen wollte - und dann großer Jubel. „Immer wieder, immer wieder, immer wieder Glösingen“, sangen die Kompaniefreunde und ließen ihren „ewigen Marc“ - so nannte ihn der wieder launige Moderator Keith Püttmann - hochleben, „die Nummer eins, die Nummer eins, die Nummer eins im Dorf sind wir“.
Traum erfüllt
„Das war immer mein Traum“, war Marc Vollmer nach dem Königsschuss fassungslos, als er sich den Fragen des WP-Livestreams vor der Kamera stellte, „ich bin Schütze durch und durch und ich wollte unbedingt König werden“. Geschafft. Und an seiner Seite regiert Elena Krestnikova, die ihr Glück auch kaum fassen konnte. Der neue Oeventroper König ist Fachbereichsleiter Sport im „Sportamt“ der Stadt Arnsberg. Kein Wunder, dass sich da auch Bürgermeister Ralf Bittner für seinen Mitarbeiter freute. Im Livestream-Interview verriet der Oeventroper Bittner aber noch etwas anderes. „Auch ich will noch einmal auf den Vogel schießen!“.
Auch interessant
Marc Vollmer ist der 29. König, den die Kompanie Glösingen stellt. Sein Vorgänger Stefan Schulte war der 26. König der Oeventroper Kompanie. 34-mal jubelte schon Dinschede in der Geschichte der drei Oeventroper Kompanien. Die Oeventroper hätten Historisches geschafft und das „Triple Double“ eingefahren. Zweimal hintereinander hatten sie nämlich sowohl den König als auch den Geck-König als Vertreter der Jungschützen gestellt. Das Double für Glösingen war diesmal nicht möglich, weil die neue Königskompanie gar keinen Geck-Schützen stellte. Die Dinscheder traten mit Niklas Pape an, die Oeventroper schickten Finn Rüther, Samuel Stoffels und Dominik Zepin ins Rennen. Am Ende machte es Dominik Zepin - ausgerechnet an seinem 22. Geburtstag. Im Vorjahr war er schon angetreten. „Jetzt hat‘s gut geklappt“, so der Schütze. Seine Geck-Königin ist Marielle Ludewig (20). „Es war auch mein Wunsch“, freute sie sich nachher.
Schützen-Oberst Rainer Mühlnickel zeigte sich im Livestream-Interview hochzufrieden mit dem bisherigen Festverlauf. „Wir haben ein tolles Fest gehabt“, sagte er. Und dann lobte er den „tollen Zusammenhalt im Dorf“ und zeigte sich mächtig stolz darauf, dass auch die Schützen dazu beitragen. „Ich weiß, dass wir eine ganz große Strahlkraft im Ort haben“. In diese Richtung lobte auch Bittner. „Die Gesellschaft kann viel vom Schützenwesen lernen“, sagte er, „hier wird der Zusammenhalt vorgelebt, den wir in diesen Zeiten brauchen“.