Neheim. Von wegen Männerdomäne - vom Drucker zur Medientechnologin: Wie sich der Beruf gewandelt hat.

Wer könnte es eher (be)schreiben als die Tageszeitung: Was heute gedruckt wird, ist morgen bereits ein alter Hut. „Das Berufsbild des Druckers gibt es zwar noch, allerdings ist die moderne Bezeichnung nun ´Medientechnologe`“, erklärt Patricia Stobbe. Sie ist gelernte Industriekauffrau und arbeitet in der Personalabteilung bei Cosack - einem Arnsberger Fachbetrieb für Druck und Verpackung, der seit über hundert Jahren auf die Herstellung von Faltschachteln spezialisiert ist - sprich: Verpackungen aus Karton.

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Das findet Lilly Schiermeister (17) total spannend, zumal ihr Vater den Beruf des Druckers gelernt hat, und er sie früher manchmal mit zur Arbeit genommen hat. „Ich bin bei Cosack im ersten Ausbildungsjahr zur Medientechnologin und habe damit meinen Traumberuf gefunden“, verrät die 17-Jährige. Ihr Arbeitsplatz ist, neben der klassischen Druckerei, das sogenannte Farblabor. Hier wird binnen kürzester Zeit jede Farbe hergestellt, und zwar unter Kontrolle präziser Messgeräte. Das Mischen von Sonderfarben gehört zu Lillys Aufgaben als angehende Medientechnologin. „Das ist sehr interessant“, sagt sie.

Köpfchen statt Muskelkraft

Des Weiteren lernt die 17-Jährige das Rüsten und Bedienen der Druckmaschinen, die sich bei dem Arnsberger Unternehmen auf dem neuesten Stand der Technik befinden. „Das war früher eine reine Männerdomäne, doch die Zeiten und vor allem die Arbeitsbedingungen ändern sich“, erklärt Patricia Stobbe - Köpfchen statt Muskelkraft, lautet nun das Motto. Lilly wird bis zum Ende ihrer Ausbildung die High-Tech-Anlagen bei Cosack nicht nur bedienen, sondern auch reinigen und kleinere Wartungsarbeiten durchführen können. Nach Feierabend fängt bei Familie Schiermeister zu Hause übrigens das Fachsimpeln an. „Mein Vater und ich unterhalten uns oft über den Beruf; was es Neues gibt und wie der Job sich entwickelt hat“, sagt Lilly. Ihr gefällt die zukunftsweisende Ausrichtung ihres Betriebes. „Einige Leute dachten bestimmt, dass der Druckerberuf ausstirbt, aber das stimmt nicht.“

Kartons aus Gras

Nachhaltigkeit sei auch in diesem Gewerbe das Ziel. Und so werden die meisten Kartons bei Cosack aus Gras hergestellt. „Faltschachteln braucht man für Nahrungsmittel, Hygiene- oder Verbrauchsartikel und andere Produkte“, so Schiermeister. Im Supermarkt seien die Regale voll davon. „Auf Plastik wird mehr und mehr verzichtet.“ Lillys Kollege, Stefan Cöppicus, der im Jahr 1997 noch ganz klassisch den Druckerberuf gelernt hat, findet die Entwicklung faszinierend: „Ich achte im Supermarkt eher auf die Verpackung als auf den Inhalt“, lacht er und freut sich, wenn er eine entdeckt, die im heimischen Unternehmen hergestellt wurde. „Viele Arnsberger wissen gar nicht, dass so manche Verpackung, die in jedem Haushalt zu finden ist, aus Neheim kommt.“

Auf der Homepage des mittelständischen Unternehmens wird beworben, dass die Rohstoffe, die hier verarbeitet werden, nachwachsen - und zwar im Wald und auf der Wiese. „Wir als Sauerländer leben die Kreislaufwirtschaft – und natürlich pflanzen wir auch Bäume“, verspricht die Firma. Das gefällt Lilly Schiermeister sehr gut. Nach der Ausbildung möchte sie gerne hier bleiben. „Dazu bestehen gute Chancen“, meint Patricia Stobbe von der Personalabteilung. Sie hat ebenfalls bei Cosack gelernt und wurde anschließend übernommen. „Zurzeit haben wir zwei Medientechnologen im ersten Ausbildungsjahr. Wir müssen um Auszubildende werben, denn viele kennen diese relativ neue Berufsbezeichnung nicht.“

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Der Medientechnologe im Druckbereich ist nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung seit 2011 ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Er ersetzt den Drucker, dessen Ausbildungsvorschriften aus dem Jahr 2000 stammen und längst veraltet sind. „Drei Jahre dauert die Ausbildung“, sagt Patricia Stobbe. Sie freut sich auf Initiativbewerbungen unter: personal@cosack.de. Nähere Infos zum Neheimer Unternehmen unter: www.cosack.de.

Noch 1200 freie Ausbildungsstellen im HSK

Auf dem Ausbildungsmarkt im Hochsauerlandkreis werden zurzeit noch mehr als 1.200 Azubis gesucht. Jugendliche, die eine Beratung zu ihrer beruflichen Zukunft wünschen, können sich eigenständig über die Homepage der Agentur für Arbeit Meschede-Soest Termine buchen. „Die Online-Terminvereinbarung ergänzt das bestehende Angebot der Berufsberatung in den Schulen prima. Sie ist ein einfacher und zeitgemäßer Weg“, so Doreen Müller, Teamleiterin der Berufsberatung im HSK. Dabei kann ausgewählt werden, ob der Termin persönlich, per Video oder telefonisch stattfinden soll. Eine Registrierung ist nicht notwendig. Insbesondere alle Jugendlichen, die nicht mehr zur Schule gehen, sollen sich hier angesprochen fühlen. „Wir haben weitere Kapazitäten aufgebaut, sodass wir auch kurzfristig Termine anbieten können.“

Zu finden ist das Angebot auf www.arbeitsagentur.de/vor-ort/meschede-soest/. Die Berufsberaterinnen und Berater verfügen über umfangreiches Fachwissen und beantworten alle Fragen rund um die Berufs- und Studienwahl. Gerade jetzt ist noch alles möglich. „Jugendliche, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, haben derzeit gute und viele Möglichkeiten“, erklärt Müller.