Arnsberg/Neheim. Alba Scharnhorst und Selina Glockner widmen sich in ihrer Redshift-Performance dem Thema „weibliche Macht“. Das steckt dahinter.
Sie sind jung, frei und kreativ - Alba Scharnhorst und Selina Glockner widmen ihr gesamtes Leben der Tanz- und Objekttheater-Kunst. Mit ihrem neuesten Werk „Redshift - Tales of gaining power“ feiern die beiden Choreografinnen und Performerinnen am 28. Juni ihre Premiere in der Arnsberger Kulturschmiede.
Mit „waghalsigen Choreografien und sich verflüssigenden Körpern“, wie die beiden Frauen es nennen, laden sie dazu ein, die eigene Wahrnehmung von Weiblichkeit zu verschieben, weibliche Macht in ihrer Zerbrechlichkeit wie auch Brutalität zu erleben und sich gesellschaftlichen Utopien und persönlichen Wunschträumen hinzugeben.
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„Als wir das letzte Mal in Arnsberg waren, haben wir zum Thema Hexen und Hexenverfolgung gearbeitet“, so Alba Scharnhorst, „Da hat uns das Thema schon beschäftigt. Gefährliche Frauen. Wer bezeichnet diese Frauen als gefährlich? Wen bedrohen sie? Ist das eigentlich eine männliche Erzählung?“ Sie setzten sich zudem damit auseinander - auch anhand des eigenen Lebens -, wie Führung überhaupt geht - ohne dass man sich selbst hinter einer Maskerade versteckt. Denn Klischees würden sich oft auch bewahrheiten - auf der Businessebene. „Wir versuchen auch einen gewissen Genuss und eine gewisse Lust am Sein im Stück mitzugeben“, ergänzt Selina Glockner, „es geht nicht nur darum zu zeigen, was uns nicht gefällt.“
Das künstlerische Team arbeitet freiberuflich. Es schafft feministische Performances an der Schnittstelle von zeitgenössischem Tanz und Objekttheater. Ihre Arbeitsweise zeichnet sich, so das Team selbst, durch „einen interdisziplinären Ansatz aus, bei dem die Wahrnehmung des Publikums im Vordergrund steht und die einzelnen künstlerischen Disziplinen wie Licht, Kostüm, Sound und Choreografie gleichberechtigt ineinandergreifen.“
Premiere in der Arnsberger Kulturschmiede
Bereits zwei Wochen vor der Redshift-Premiere sind Alba Scharnhorst und Selina Glockner vor Ort - und proben in der Kulturschmiede ihren Auftritt. Mit dabei auch ihr kreatives Team, bestehend aus Thimo Kortmann (Lichtszenografie), Isabell Wibbeke (Kostümdesign), Janna Berger und Kai Wenas (Sounddesign und Komposition), Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Künstlerische Produktionsleitung) und Tabea Below (Künstlerische Assistenz).
Premiere in der Kulturschmiede Arnsberg
28. Juni, 19 Uhr: NRW-Premiere in der Kulturschmiede Arnsberg
29. Juni, 19 Uhr: Kulturschmiede Arnsberg
30. Juni, 19 Uhr: Kunstwerk am Kaiserhaus in Neheim
Das Projekt „Redshift“ wurde in der Recherchephase gefördert durch „Dis-Tanzen“ des Dachverband Tanz und wird nun in Kooperation mit der Stadt Arnsberg (Kulturbüro) und dem Kunstwerk am Kaiserhaus in Arnsberg durchgeführt.
Das Projekt ist eingebunden in den Kultursommer Arnsberg und gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des LandesNordrhein-Westfalen.
Karten (Normalpreis 17,70 Euro; ermäßigt 12,20 Euro) gibt es im Vorverkauf entweder unter „Reservix - dein Ticketportal“ oder aber den Vorverkaufsstellen:
- Hofladen Vertriebs GmbH Hofladen Sauerland, Hauptstraße 8, 59755 Arnsberg
- Hofladen Vertriebs GmbH Hofladen Sauerland, Hönnetalstraße 54, 59757 Arnsberg
- Reisebüro Meyer, Marktstraße 8, 59759 Arnsberg
- Buchhandlung Sonja Vieth e.K., Alter Markt 10, 59821 Arnsberg
- Verkehrsverein Arnsberg e.V., Neumarkt 6, 59821 Arnsberg
Alba Scharnhorsts Ehemann und Baby sind dabei - denn inzwischen ist sie auch Mutter und muss sich immer wieder die Frage stellen: „Wie mache ich Kunst weiter als Frau und Mutter?“ Das sei schon eine Herausforderung - aber dadurch, dass die beiden mitreisten, möglich. „Dadurch, dass wir ein lange zusammengewachsenes Team sind und alle auch gesagt haben ‚Ok, wir machen das trotzdem.‘, ist das Baby natürlich auch bei jedem mal auf dem Schoß.“, sagt sie und lacht. „Das ermöglicht es mir auch, weiter Kunst zu machen.“
In der Farbe Rot scheinen sich Ideen und Zuschreibungen von Weiblichkeit manifestiert zu haben. Die Performance Redshift schafft mit verschiedenen Rotverschiebungen in den künstlerischen Disziplinen unterschiedliche Wahrnehmungsmöglichkeiten von weiblichem Auftreten und weiblicher Macht. Die intermediale Choreografie von Körpern und Objekten aus Tüll und Stahl wird abwechselnd von den beiden Künstlerinnen performt und verschiebt ihren Fokus von Abend zu Abend.
Sich trauen, Rock und Rot zu tragen
„Wir tendieren eigentlich alle dazu, sehr männlich-konvertierte Kleidung auszuwählen, weil wir auf der Bühne auch gerne anders gelesen werden möchten als im Alltag“, sagt Alba Scharnhorst, „Wenn es aber gerade um Weiblichkeit geht, wollten wir uns auch mal wieder trauen, einen Rock und die Farbe Rot zu tragen.“ Das Team habe sich die Frage gestellt, wie Frau dann trotzdem mächtig erscheinen könne.
„Wir haben während unserer Recherche auch viele Interviews mit Frauen in Führungspositionen geführt, in denen sie erzählten, dass sie tendenziell in Hosenanzügen zur Arbeit kämen oder höhere Schuhe trügen, um größer zu wirken.“
Es geht den beiden Frauen innerhalb der Performance jedoch nicht nur um das Thema Gleichberechtigung insgesamt, sondern auch um einzelne Fragestellungen. „Wer gleicht sich eigentlich wem an“, fragt Selina Glockner. „Wir haben während unserer Recherche auch viele Interviews mit Frauen in Führungspositionen geführt, in denen sie erzählten, dass sie tendenziell in Hosenanzügen zur Arbeit kämen oder höhere Schuhe trügen, um größer zu wirken.“
Die Choreografie sei sehr abstrakt, erklären die beiden Künstlerinnen, es gebe auch Text, der auch assoziativ Anhaltspunkte liefere. „Unsere Erfahrungen, auch durch die Nachgespräche, zeigen jedoch, dass alle Menschen etwas anderes gesehen haben“, so Scharnhorst. „Und viele haben angefangen, auch wahnsinnig persönliche Dinge von sich zu erzählen. Genau dieser Austausch mit dem Publikum sei ihnen sehr wichtig. Denn daraus ergebe sich auch sehr viel Input für das kreative Team. „Auch dieses Mal finden wieder Workshops im Vorfeld statt“, so Glockner.
In den Workshops lernen die Teilnehmenden aktuelle Arbeitsweisen von und mit Selina Glockner und Alba Scharnhorst aus dem Tanz- und Objekttheater kennen und bekommen exklusive Einblicke in die Inszenierung. Bei einigen Terminen wird es zudem im Anschluss an die Aufführung Gespräche mit den Künstlerinnen geben.
Workshops mit den Künstlerinnen von Redshift
- Donnerstag, 20. Juni, Kulturschmiede Arnsberg, 17 bis 19 Uhr
- Freitag, 21. Juni, Kulturschmiede Arnsberg, 15 bis 17 Uhr
Anmeldungen ans Kulturbüro per Mail an kultur@arnsberg.de oder Telefon unter 02932/201-1120.
Kirsten Minkel, Kulturbüro der Stadt Arnsberg, freut sich auf die beiden Künstlerinnen. „Innerhalb des Spielraum-Programms wird sehr viel Wert auf künstlerische Qualität gelegt“, sagt sie, „wir arbeiten ausschließlich mit ausgebildeten Künstlerinnen und Künstlern zusammen.“ Auch sie kannte die Performance bisher noch nicht und freut sich auf die etwa 50-minütige Darbietung in der Kulturschmiede mit nachfolgendem Publikumsaustausch.