Jugendgewalt steht hoch im öffentlichen Diskurs - und das nicht nur in Arnsberg und Sundern. Warum man hinter die Fassade schauen sollte.

Die „Jugendgewalt“ ist kein Thema, das sich erst seit den Vorkommnissen am Neheimer Markt Anfang April in den Vordergrund der öffentlichen Diskussion drängte. Denn Gewalt an Schulen und an Orten, an denen sich Jugendliche gerne aufhalten, gibt es seit Jahrzehnten. Und dennoch sind es immer wieder solche Meldungen, die die Gemüter, insbesondere in den sozialen Medien, aufkochen lassen. Jugendliche werden dann schnell per se als gewalttätig, respektlos und unbelehrbar dargestellt. Vor allem aber wird auf sie geschimpft; und am liebsten möchte man sie von öffentlichen Orten, wie dem Neheimer Markt, verbannen.

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Vielleicht sollte die Gesellschaft jedoch eben nicht draufhauen, sondern dahinter schauen. Was verbirgt sich hinter dem Verhalten des oder der Jugendlichen? Warum ist er/sie so aggressiv? Welche Probleme gibt es eventuell im sozialen Umfeld des Jungen oder Mädchens? Welche „soziale Prägung“ durch Herkunft, Elternhaus oder eben soziales Umfeld liegt vor? Erst dann, und wirklich erst dann, kann auch herauskristallisiert werden, welche „Maßnahmen“ greifen und welche eher kontraproduktiv sind.

Handvoll Jugendliche sind Intensivstraftäter

Oft werden auf Facebook oder Instagram härtere Strafen für Jugendliche gefordert, was für eine Handvoll Jugendlicher in Arnsberg offensichtlich auch angedacht ist (so beispielsweise auch die Jugendlichen, die sich die Schlägerei am Neheimer Markt lieferten). Den etwa 30 Kindern und Jugendlichen, die „kurz davor stehen, straffällig zu werden“, ist mit harten Strafen jedoch nicht geholfen. Hier gilt es zu schauen, was hinter den Aggressionen steht - hier gilt es, mit den Kindern und Jugendlichen zu sprechen. Über den Tellerrand zu schauen - und hinter die Fassade des einzelnen Schicksals. Schließlich sind Jugendliche eben nicht per se aggressiv und ungehobelt.

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Ebenso darf nicht vergessen werden, dass die letzten zwei/drei Jahre eine immens harte Zeit für sie darstellten. Schulen waren teils geschlossen, Freizeitgestaltung mit Freunden nicht möglich. Die Kommunikation lief, wenn überhaupt, über WhatsApp, Snapchat, Instagram und Co. Wie sollen sich junge Menschen in „soziale Gefüge“ einfinden und die Erwartungen der allgemeinen Gesellschaftlichkeit erfüllen, wenn sie so lange Zeit isoliert waren und damit teils auch abgehängt wurden?