Arnsberg. Für den neuen Leiter Dr. Oliver Schmidt sind auch die lokalen Akteure wichtige Ansprech- und Kooperationspartner.

Dr. Oliver Schmidt ist der neue Leiter des Sauerland-Museums in Arnsberg. Der 41-Jährige hat mit Wirkung zum 1. Januar die Nachfolge von Dr. Jürgen Schulte-Hobein übernommen. Schmidt sieht im Zusammenspiel von Museum und Vor-Ort-Akteuren auch gute Perspektiven für die Stadt.

Wie ist als neuer Verantwortlicher Ihr erster Eindruck vom Sauerland-Museum?

Ich habe vor meiner Einstellung das Sauerland-Museum einige Male besucht – damals war es geöffnet. Die Visitenkarte des Museums, das Empfangspersonal, war dabei sehr aufmerksam, freundlich und hilfsbereit. Als Besucher habe ich mich im Museum sofort wohl gefühlt.

Das liegt insbesondere an der Ausstellungsgestaltung und auch ein bisschen an der beeindruckenden Architektur in Verbindung von Alt- und Neubau. Vor allen Dingen überzeugten mich aber die Möglichkeiten für besondere Ausstellungen und die geschickt eingebaute Dauerausstellung. Das Museumsteam hat mich sehr freundlich aufgenommen. Die Mitarbeiter sind sehr kreativ und begierig auf die Öffnung des Museums, sodass die „Eiszeit“ gezeigt werden kann.

Das Sauerland-Museum ist eine Einrichtung des Kreises, aber von großer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Arnsberg. Ihre Einschätzung?

Das Sauerland-Museum ist das kulturhistorische Museums- und Kulturforum für das Sauerland und das gesamte Südwestfalen. Diesen Anspruch vertritt es in exponierter Lage in der größten Stadt des Kreises und es spielt somit eine bedeutende Rolle für die Altstadt und den Schlossberg – es ist als Forum ein kultureller Ankerpunkt für alle Arnsberger.

Wir streben daher auch eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt und allen Akteuren in ihrer Kulturszene an, um für die Stadt, ihre Menschen und Gäste, sobald wieder möglich, ein vielfältiges Kulturprogramm auf die Beine zu stellen. Unsere ersten Ansprechpartner bleiben daher die Organisationen und Menschen vor Ort. Gerne bringen wir uns in die kulturelle Entwicklung der Stadt aktiv ein.

Wie interpretieren Sie die Rolle des Museums in der Region?

Das Museum fungiert als Museumsportal für die Museumslandschaft des Hochsauerlandkreises. Seine Arbeit soll Gäste dieser Ferienregion ebenso nach Arnsberg einladen wie auch Gruppen und Menschen aus unserem Quellmarkt, dem Ruhrgebiet. Das ist das übergeordnete strategische Ziel.

Dabei bleibt der erste Adressat unserer Arbeit dennoch die Bevölkerung vor Ort, also zunächst in Arnsberg und dann im gesamten Kreis, denn das Museum ist das Museum der Menschen im Sauerland, ihrer Kultur und ihrer Geschichte. Dabei ist es auch unser Ziel, die vielen Museen und Sammlungen im Sauerland zu unterstützen und als attraktive Ausflugsziele zu zeigen.

Das Sauerland-Museum soll auch Kulturforum für die Region sein, aber kein kunsthistorisches Museum. Wie sollen Kunst, Kultur und Geschichte verknüpft werden?

Wir haben bereits im Neubau sehr erfolgreich demonstriert, dass wir hochkarätige Kunstausstellungen zeigen können, allerdings mit einerkulturhistorischen Ausrichtung und weiteren Objekten, die kontextualisieren und breitere gesellschaftliche Perspektiven zeigen.

Das wird auch künftig der Weg bleiben: Zentrale gesellschaftliche Themen identifizieren, diese aus der Geschichte des Sauerlandes heraus erzählen und damit eine darüber hinaus weisende, überregionale Relevanz erlangen. Dazu gehört beispielsweise auch und besonders die Wirtschaftsgeschichte dieser überaus erfolgreichen Industrieregion. Dabei können und möchten wir auch crossmediale und erlebnisorientierte Ausstellungen entwickeln.

Das Sauerland-Museum soll in einer Leuchtturm-Funktion Menschen in die Region, also auch nach Arnsberg holen. Welchen Ansatz vertreten Sie da?

Dieses Mammut-Skelett wird aktuellen in der „Eiszeit“-Ausstellung gezeigt. Aufgrund der langen, coronabedingten Schließung wird die Ausstellung verlängert.
Dieses Mammut-Skelett wird aktuellen in der „Eiszeit“-Ausstellung gezeigt. Aufgrund der langen, coronabedingten Schließung wird die Ausstellung verlängert. © Kaleidoskop Design | Kaleidoskop Design

Wir verfolgen einen Ansatz, bei dem wir über die Menschen vor Ort und die Gäste der Region mit der Qualität unserer Ausstellungen punkten möchten. So soll es auch gelingen, mehr touristische Reisegruppen ins Museum zu lotsen, das Radfahrergeschäft auszubauen und insgesamt im öffentlichen Raum auch beispielsweise im Ruhrgebiet und in den anderen Kreisen Südwestfalens sichtbarer und selbstverständlicher zu werden.

Wenn wir erstmal ein Thema sind, dann erinnern sich die Menschen auch an uns. Das ist mit „August Macke“ bereits beispielhaft gelungen. Auch denken wir natürlich an unsere niederländischen Gäste, die wir hoffentlich bald wieder hier begrüßen dürfen.

Der Museumsentwicklungsplan legt das Geschehen für einen längeren Zeitraum fest. Werden in die Gestaltung dieses Konzeptes auch die lokalen Akteure einbezogen?

Genau – wir möchten sehr gerne eine langfristige Strategie entwickeln und gerne mit Akteuren vor Ort und der Region, also Kulturbüro, Heimatbünden, Kunstverein und der Museumslandschaft abstimmen, um so Synergieeffekte zu nutzen und gemeinsame Werbekonzepte umzusetzen. Wir lassen uns gerne einbinden und arbeiten gerne mit Kooperationspartnern zusammen. Dadurch können Schwerpunktthemen ein besonderes Interesse erzeugen und Effekte werden für alle gemeinsam spürbar.

Wie werden Sie es mit den Heimatbünden und – vereinen halten, die Horte des lokalen Geschichtswissens sind?

Für mich sind die Heimatforscher echte citizen scientists, also Bürgerexperten, deren Wissen in seiner Tiefe authentisch nur von Originalen erreicht werden kann. Sie kennen die besten Geschichten und spannendsten Themen und habe sicherlich viele wertvolle Hinweise auf Objekte für uns. Sie als Potential in die Museumsarbeit einzubinden, kann nur von Vorteil sein und wir geben den Heimatvereinen damit auch zusätzliches Forum. Darauf freue ich mich ganz besonders.

Ist da auch die heimische Hotellerie/Gastronomie gefragt?

Als kultureller Leuchtturm mit sehenswerten Ausstellungen und attraktiven Veranstaltungen ist das Museumsforum ein wichtiges Argument, um das Ausflugsziel Sauerland im Allgemeinen und Arnsberg im Besonderen weiter aufzuwerten. Davon können und sollen Gastgeber ebenso profitieren wie Wirte. Wir hoffen im Gegenzug auf Unterstützung beim Empfehlungsmanagement, wenn es darum geht, was man hier so unternehmen kann. Deswegen ist es wichtig auch Ihnen zu zeigen, welche Arbeit wir machen.

Museen haben auch einen Bildungsauftrag. Wie ist da Ihre Herangehensweise?

Vermittlung ist eine zentrale Aufgabe zur Darstellung der Ausstellungsinhalte. Neben dem Besuchserlebnis sind Vermittlungsangebote die eigentlichen Träger musealer Bildungsarbeit. Dabei verfügen sie über ein freieres und breiteres Repertoire der Zugänge und Perspektivenvielfalt. Wir möchten diesen Bereich auch für neue und andere Zielgruppen ausdehnen und auch mit innovativen Veranstaltungsformaten aufwarten.

Welche Bedeutung kommt neben den wechselnden Ausstellungen der Dauerausstellung zu?

Die Dauerausstellung bildet die Kernmarke des Museums mit seiner bleibenden Erzählung. Sie ist für uns das Fundament für wiederkehrende Großveranstaltungen im gesamten Haus und auf dem Hof – sie liefert die zentralen Themen und gibt uns den Rahmen für unser Sonderausstellungsprogramm. Wir werden sie über die Jahre pflegen und hegen, technisch und medial anpassen und suchen immer nach Objekten, die unsere Geschichte womöglich noch besser an das Sauerland koppeln und so die ohnehin schon hohe Qualität der Ausstellung erhöhen helfen.

Kann das Museum bei einer Lockerung des Lockdowns sofort wieder durchstarten?

Wir haben alle Vorbereitungen und Maßnahmen ergriffen, um beim ersten Signal zur Lockdown-Lockerung wieder voll und vor allem sicher auf Basis ausgeklügelter Hygienekonzepte durchstarten zu können. Die „Eiszeit“ soll uns ja nicht ungesehen dahinschmelzen, sondern die Herzen vieler Museumsbesucher erwärmen. Das gilt dann auch für Gruppen, die wir natürlich nur mit höherem Aufwand in kleineren Grüppchen aufnehmen können.

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