Der Ruhrverband sieht nach Auswertung der Niederschlagsdaten den Klimawandel auch im Ruhr-Einzugsgebiet für angekommen.
Arnsberg/Sundern. „Wir warten jetzt auf Regen.“ So fasst Britta Balt als Sprecherin des Ruhrverbandes die Situation an den heimischen Talsperren Möhne und Sorpe zusammen. Beide Sperren lagen zum Vergleichsdatum 1.Januar teils deutlich unter dem langjährigen Mittelwert der Staumenge. So finden die Fachleute des Ruhrverbands in den Auswertungen der Niederschlagsdaten deutliche Anzeichen dafür, dass der Klimawandel auch im Ruhr-Einzugsgebiet angekommen ist.
Mit einer Jahressumme von 864 Millimetern Gebietsniederschlag habe das Kalenderjahr 2020 um 18 Prozent unter dem langjährigen Mittelwert der Jahre 1927 bis 2019 gelegen und reihe sich damit fast nahtlos in die letzten 13 Kalenderjahre ein, von denen nur eines – nämlich 2017 - nasser, zwei weitere durchschnittlich und die übrigen zehn trockener gewesen seien als das langjährige Mittel.
Britta Balt: „Allerdings mussten die Talsperren dafür über Monate hinweg Schwerarbeit leisten.“
Das Talsperrensystem des Ruhrverbands sei, so der Ruhrverband, mit einem nahezu durchschnittlichen Füllstand - nur 1,8 Prozent weniger als im langjährigen Mittel - ins Kalenderjahr 2020 gestartet, habe aber über das gesamte Jahr hinweg jederzeit genügend Wasser zur Einhaltung der jeweils gültigen Mindestabflüsse und zur Gewährleistung der Trinkwasserversorgung an die Ruhr abgegeben.
„Allerdings mussten die Talsperren dafür über Monate hinweg Schwerarbeit leisten.“ Gepaart mit dem in den sonst üblichen „Aufstau-Monaten“ November und Dezember ausgebliebenen Niederschlag habe dies dazu geführt, dass das Talsperrensystem zu Beginn des neuen Kalenderjahres am 1. Januar 2021 einen deutlich niedrigeren Füllstand, nämlich 21 Prozent weniger als im langjährigen Mittel als noch vor einem Jahr, aufweise.
Möhnesperre: In 2020 ein Minus von 34 Millionen Kubikmeter Wasser beim Stauinhalt
Die Zahlen für die Möhnetalsperre: Betrug am 1. Januar 2020 der Stauinhalt 94,6 Millionen Kubikmeter (70,3 % des Vollstaus), lag der Stauinhalt am 1. Januar 2021 bei nur noch 66,34 Millionen Kubikmeter. „Dabei war,“ so Britta Balt, „am 1. Januar 2020 noch für das Jahr 2019 nur eine geringe Abweichung in Höhe von 2,5 Prozent vom langjährigen Mittel zu verzeichnen.“
Anders dagegen die Situation in 2020 mit einem Minus von 34 Millionen Kubikmetern – bezogen auf den Stauinhalt, verweist Balt auf die jüngsten Auswertungen vom 1. Januar 2021. „Das sind nur noch 44,9 Prozent des Vollstaus und damit deutlich weniger als die Hälfte.“
Möhne- und Sorpetalsperre mit deutlich schlechteren Werten als noch vor einem Jahr
Die Zahlen für die Sorpetalsperre: Dort betrug der Stauinhalt am 1. Januar 2020 55,42 Millionen Kubikmeter (78,7 % vom Vollstau), am 1. Januar 2021 nur noch 46,1 Millionen Kubikmeter (65,5 % vom Vollstau). Und lag man zu Jahresbeginn 2020 noch leicht über dem langjährigen Mittelwert, musste man zum Jahresbeginn 2021 hier ein deutliches Absacken verzeichnen – auf nur noch 84,1 % des Mittelwertes.
„Damit liegen wir jetzt bei beiden Talsperren,“ erklärt Britta Balt, „deutlich schlechter als noch vor einem Jahr.“ Zwar sei eine solche Schwankungsbreite nichts Außergewöhnliches, aber die negative Tendenz in Bezug auf das langjährige Mittel dagegen schon. „Und 2020 ist obendrein das ausgeblieben, was uns noch in den beiden Jahren zuvor in die Karten gespielt hat: nasse Winter.“ Daher hoffe man jetzt auf viele Niederschläge.
Der Ruhrverband warnt dringend vor dem Betreten der Uferbereiche
Vor diesem Hintergrund warnt der Ruhrverband auch dringend vor dem Betreten der Uferbereiche: An den Talsperren im Sauerland seien weite Uferbereiche ganz oder teilweise trockengefallen und die sporadischen Regen- oder Schneeregenfälle der vergangenen Wochen hätten dafür gesorgt, dass der Untergrund extrem aufgeweicht und noch weniger tragfähig sei als sonst.
„Die Gefahr, im Matsch einzusinken und sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien zu können, ist aktuell außergewöhnlich hoch.“ Daher sollten vor allem auch Erwachsene hier Kindern kein schlechtes Beispiel sein.
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