Hüsten. In Hüsten sorgte das Vogelschießen beim Schützenfest für Kuriositäten. Manchmal lässt ein Vogel sich Zeit...

Es gibt den alten Witz vom Schützenbruder, der König wird, während er am Bierstand steht. In Hüsten war es nicht ganz so, doch nicht weniger kurios. Matthias Levermann schritt am Montagvormittag schon beim Vogelschießen der Schützenbruderschaft unter dem Schutze des Heiligen Geistes in Hüsten ans Gewehr und wollte den bereits arg gerupften Vogel mit dem 99. Schuss ins Visier nehmen. Da ging der verbliebene Korpus des Adlers im Sturzflug zu Boden. Neuer Hüstener König war Thomas Köhler, der 20 Sekunden zuvor den Schuss abgegeben hatte.

Das sind die Bilder vom Schützenfest in Hüsten vom Sonntag und vom Vogelschießen>>>

Eine Dramaturgie, wie sie zu dem ersten Hüstener Schützenfest seit drei Jahren nicht besser hätte passen können, weil sie ein schönes Fest krönte. „Die Stimmung war bislang super“, freute sich Oberst Ulrich Neuhaus trotz eines verregneten Starts des Vogelschießens über den bisherigen Festverlauf. „Die Leute haben wieder Lust zu feiern“, ergänzt Hauptmann Christian Völker. Am Sonntagmorgen verließen gegen 3.30 Uhr die Letzten die Schützenhalle - und auch am Montagmorgen ging es bis 2 Uhr. Auch der Platz war immer gut gefüllt.

Lieb gemeinte Seitenhiebe

In Hüsten waren sie nach der Pandemie-Pause wieder einmal stolz auf ein spannendes Vogelschießen. Da konnte sich Moderator Bernd Rahmann auch den einen oder anderen lieb gemeinten Seitenhieb nicht verkneifen. Als Jörg Werdite, Hauptmann der Bürgerschützengesellschaft Arnsberg, zum Ehrenschuss an die Vogelstange trat, musste dieser Spruch kommen: „Jetzt haben wir leider keine Fernzündung“. Und auch als über unseren WP-Schützenfest-Ticker durchsickerte, dass im benachbarten Voßwinkel niemand König werden wollte, inspirierte das den Moderator. „Wenn wir hier unseren König haben, schicken wir die anderen nach Voßwinkel! Dann sollen sie da weiter schießen“.

Der Zielgenauigkeit der Hüstener Schützen tat das keinen Abbruch. Dort, wo es auch schon einmal fast 400 Schuss dauerte, bis der Vogel fiel, ging es erstaunlich schnell. Früh schoss Felix Wilms die Krone ab, Matthias Levermann holte den Apfel aus dem Kugelfang, während Thomas Köhler sich das Zepter sicherte. Nach rund 80 Schuss war der Vogel bereits mächtig zerlegt. In den Kreis der ernsthaften Schützen hatte sich da auch noch Micha Beuing eingereiht.

Spontaner Entschluss

Als der 31-jährige Thomas Köhler dann um 11.06 Uhr seinen Wirkungstreffer setzte, zierte sich der Vogel erst noch. Der Angestellte bei der Firma Cronenberg drehte daher ab und machte die Schießbühne für Matthias Levermann frei. Und dann fiel er doch noch, der Vogel. Thomas Köhler staunte kurz - und wurde dem Hüstener Schützenvolk als neuer Regent präsentiert. Zur Königin wählte er sich die 28-jährige Physiotherapeutin Lisa Quadflieg. „Er hat mich zehn Minuten vor dem Schießen gefragt“, erzählt sie. Der neue Hüstener König, so sagt er nach dem Königsschuss, habe sich „ganz spontan entschlossen“. Entsprechend groß war die Freude und auch auch Überraschung der langen Schar der Gratulanten. Etwas Tradition spielt aber immer mit: Thomas Köhler wurde nun 35 Jahre, nachdem seine Eltern regierten, neuer Hüstener König.

Noch länger als der eigentliche Schützenvogel hielt in Hüsten an der Riggenweide diesmal der bunte Geck durch, auf den die Jungschützen zielten. Erst mit dem 133. Schuss stand der neue Jungschützen-König der Hüstener Bruderschaft fest. Hier hatten sich mehrere Bewerber zum ernsthaften Schießen angestellt. Schließlich fiel der Geck nach einem Treffer von Justus Peters mit dem 133. Schuss des Morgens. Der 24-jährige Projektmanager bei Brumberg Leuchten in Hellefeld wurde von seiner Jungschützenkompanie entsprechend gefeiert. „Das ist ein schönes Geschenk für meine Großeltern!“, freut sich Justus Peters. Denn Ulrike und Lorenz Peters feiern am Mittwoch ihre Diamantene Hochzeit. „Da passt das doch gut“, so Justus Peters.

Musikalisch begleitet wurde das Vogelschießen in Hüsten vom Musikverein Hachen und dem Spielmannszug „In Treue fest“ Hüsten.