Arnsberg/Sundern. Renaturierung, Aufforstung, Baumaßnahmen. Diese Konsequenzen erfordert die Flut in Sundern und Arnsberg vor einem Jahr für die Zukunft.

Als vor einem Jahr der heftige Starkregen nicht mehr aufhörte zu fallen, entwurzelte das Wasser Bäume und machte ganze Straßen unbefahrbar. Sebastian Niggemann, Straßenbaumeister bei den Technischen Diensten Arnsberg ist unter anderem dafür zuständig, dass die Straßen repariert werden. Am Tag der Flut ging es aber plötzlich erstmal darum, akut die Straßen in den betroffenen Stadtteilen Müschede und Oeventrop zu sichern.

Weil die Röhr über ihre Ufer getreten war, musste so schnell wie möglich reagiert werden: „Wir haben unterstützt mit Baggern und LKW.“ So richtig losgegangen sei es am späten Nachmittag: „Da mussten wir die Oeventroper Brück sperren, weil da mehrere Bäume vorgeschlagen sind, durch das Hochwasser.“ In Absprache mit der Feuerwehr wurden Rohre freigebaggert und Straßen gesperrt.

Am nächsten Tag gingen die Aufräumarbeiten weiter – in Müschede am Sportplatz zum Beispiel, der komplett unter Wasser stand. Hier zogen Sebastian Niggemann und sein Team einen Graben in Richtung Röhr, damit das Wasser ablaufen konnte.

Besonders vom Hochwasser der Röhr betroffen war auch die Innenstadt von Sundern. Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke erinnert sich heute noch an die Flut vor einem Jahr, als wäre sie gestern gewesen: „Ich habe in der Fußgängerzone neben den Feuerwehrleuten gestanden und in die andere Richtung geschaut. Und ich habe nicht mal gemerkt, dass von hinten das Wasser so schnell hoch kam, dass es mir in die Schuhe reingelaufen ist.“

Auch in Sundern seien noch Gewässerverläufe kaputt, Böschungen abgerissen und Brücken beschädigt. Diese Schäden, die in die Zuständigkeit der Stadt fallen, seien noch nicht alle behoben, so der Bürgermeister. Man arbeite jetzt seit einem Jahr dran, sie aufzunehmen und dann die entsprechenden Betriebe zu mit den Reparaturen zu beauftragen – immer in Absprache mit dem Kreis, denn vieles davon müsse mit der Unteren Wasserbehörde abgestimmt werden. “Es ist sogar jetzt noch so, dass teilweise noch neue Schäden gemeldet werden. Es wird weniger, aber beendet ist es definitiv noch nicht.“

Die Arbeiten im Gewässerbereich hätten bislang über 600.000 Euro gekostet – und das sei keine Vollkostenrechnung. Personalkosten beispielsweise seien in diese Summe noch nicht mit eingerechnet, sie beziehe sich rein auf die Aufträge für beispielsweise Tiefbauunternehmen. „Dieses Geld bekommen wir aber über ein Landesprogramm zu einem großen Teil wieder“, so Klaus-Rainer Willeke. “Die Zahl wird auch noch steigen, klar, weil noch nicht alles abgearbeitet ist. Aber das ist aktuell der Stand der Dinge.“

Doch was sagt der Blick in die Zukunft – wie sind die Lehren, die auch die Stadt Sundern zieht? „Die Grundlehre ist, dass der Klimawandel schlecht für uns ist. Aber was wir hier in Sundern gemerkt haben: Große versiegelte Flächen sind problematisch.“ Die Stadt habe deshalb auch schon Geld für sogenannte Retentionsflächen eingestellt, also Flächen, die man im Falle eines Starkregenereignisses Fluten könnte.

Raum für diese Flächen sei jedoch nur begrenzt vorhanden: „Sundern hat sich an der Röhr entlang entwickelt. Da sind wenige Ecken, wie zum Beispiel zwischen Hachen und Stemel, wo man durch Renaturierung irgendetwas bewegen oder verändern kann.“ Zudem fehle im Augenblick auch noch ein konkreter Plan: „Die Flächen werden in Augenschein genommen, aber die Entscheidungen sind dann immer noch nicht gefällt, wo etwas gemacht wird und wo nicht.“ Bei den potenziellen Flächen handele es sich auch fast gänzlich um private Flächen. „Da muss man ja mit den Leuten auch erstmal reden“, so der Sunderner Bürgermeister.

Wo ebenfalls investiert werden müsse, sei in Gräben und Kanäle: „Wo sind Engstellen, wo geht vielleicht auch irgendwo Wasser nicht durch.“ Ein weiteres großes Thema sei das der Aufforstung: „Die ganzen Wälder, hinten bei Röhrenspring Kloster Brunnen, Endorf, – das sind ja unheimlich Flächen, die da entwaldet sind. Da, wo einfach das Wasser auch nicht mehr aufgehalten wird. Insofern ist jede Aufforstung hilfreich.“

Doch letztlich sagt Klaus-Rainer Willeke auch: „So etwas wie am 14. Juli 2021: Da kann man die Folgen nur abmildern, das war zu heftig.“