Neheim. Timon Wendland darf erstmals bei einer Bundestagswahl seine Stimme abgeben. Der SUG-Abiturient ist politisch engagiert.

Bei der kommenden Bundestagswahl im historischen Superwahljahr 2021 dürfen erstmals auch Millionen Erstwählerinnen und Erstwähler ihr Kreuz setzen. Darüber, welche Themen die Erstwählerinnen und Erstwähler besonders interessieren und welche Sorgen Sie haben, sprach unsere Zeitung mit Timon Wendland, der in diesem Jahr sein Abitur am Neheimer St.-Ursula-Gymnasium (SUG) gemacht hatte.

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Friedrich Merz

Carlo Cronenberg

Maria Tillmann

Dirk Wiese

Der 18-jährige Wendland beschreibt sich selbst als stark politisch interessiert, trat vor zwei Jahren einer Partei bei. „Ich hatte schon lange das Gefühl, dass junge Menschen nur sehr wenig in dem politischen Geschehen unseres Landes mit einbezogen werden. Das ist frustrierend, ich wollte etwas ändern“, erklärt Wendland, „allein durch den Beitritt in eine Partei kann man unglaublich viel bewegen. Ich konnte so zum Beispiel das Wahlprogramm zur Kommunalwahl mitgestalten, manche Vorschläge darin stammen nur von mir. Zu sehen, dass man etwas bewirken kann, ist ein tolles Gefühl.“

„Demokratie ist tragender Teil der Gesellschaft“

Prägend seien für ihn politisch interessierte Freunde und die Medien gewesen, da hätte er erstmals gemerkt, wie groß der Einfluss der Politik auf unser Leben ist. Umso mehr freut er sich darüber, nun endlich seine Stimme geltend machen zu können. Die Demokratie empfindet er als tragenden Teil unserer Gesellschaft, Sie entscheidet über die Zukunft. Nicht nur über seine, über die einer ganzen Generation und den folgenden. Dass Erstwähler erst jetzt mitentscheiden können, findet er falsch. „Politiker achten leider nur darauf möglichst viele Stimmen zu bekommen. Alle Jungen werden also quasi nicht beachtet, Sie können nicht wählen. Vertreten, wie zum Beispiel durch eine Lobby, werden Sie auch nicht“, kritisiert Wendland.

Bei Bundestagswahl gibt es 2630 Erstwähler in Arnsberg

Bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 gibt es in der Stadt Arnsberg rund 2.630 Personen, die erstmals wählen können, bei der Bundestagswahl vor vier Jahren waren es rund 2.800 Personen.Bei der kommenden Bundestagswahl werden insgesamt bundesweit etwa 60,4 Millionen Deutsche wahlberechtigt sein, davon 31,2 Millionen Frauen und 29,2 Millionen Männer. Die meisten Wahlberechtigten wird es in der Wählerschaft im Alter von 60 bis 69 Jahren sowie in der Wählerschaft der 30 bis 39-jährigen. Diesmal gibt es rund 2,8 Millionen Erstwählerinnen und Erstwähler, sie machen bundesweit einen Anteil von 4,6 Prozent aus.

„Ich fände es sinnvoll, dass Wahlalter auch bei der Bundestagswahl auf 16 herabzusetzen. In der Zwischenzeit, in der junge Menschen nicht wählen dürfen können, sollten Sie durch ihre Eltern vertreten werden. Eine Art zusätzliche Stimme für Eltern, um deren Kindern eine Stimme zu geben, fände ich gut.“ Auch einige Entscheidungen des politische Berlins findet er schlecht, man würde die künftige Generation übergehen: „Insgesamt macht die Jugend einen zu geringen Wählerteil aus, viele werden nicht gehört, beziehungsweise ignoriert. Das sieht man z. B. darin, wie viele Studenten während Corona Probleme mit dem BAföG hatten.“

„Es fehlen noch effektive Maßnahmen gegen Kinderarmut“

Dennoch findet er nicht alles schlecht, es gibt durchaus auch Gutes. Die Abschaffung des Solidaritätszuschlages sowie die Corona-Nothilfen, aber auch die harten Lockdowns befürwortet er. Und was sind die wichtigsten Themen unserer Zukunft? Für Wendland ist es der Klimaschutz und die Verbesserung des Sozialstaates. Insbesondere die Kinderarmut bereitet ihm Sorgen: „Bisher gibt es meiner Meinung nach noch keine effektiven Programme zur Bekämpfung von Kinderarmut. Mehrheitlich bekommen arme Kinder selber auch arme Kinder, diesen Teufelskreis müssen wir durchbrechen.“

„Das Wahlrecht auch wahrnehmen“

Dabei seien die Grundlagen unseres Landes sehr gut, die Innovationen und die gute Wirtschaft Deutschlands seien wichtige Grundbausteine für eine erfolgreiche Zukunft. „Wir können aber ein noch so guter Wirtschaftsstandort mit den besten Ideen sein, das nützt alles nichts, wenn wir kein Internet haben. Ohne Digitalisierung kann es keine Zukunft für unser Land geben.“ Dass manche Bürger nicht wählen gehen möchten, kann er nicht nachvollziehen. „Ich werde auf jeden Fall wählen gehen. Eine Demokratie klappt nur durch unser Mitmachen. Die Privilegien einer demokratischen Gesellschaft müssen verteidigt werden. Daher ist es unsere gesellschaftliche Pflicht diese Rechte zu erhalten. Das geht nur durch Teilnahme an den Wahlen“, erörtert Wendland.

Dabei sieht Wendland aber auch andere in der Pflicht – die älteren Generationen. „Natürlich sind wir dankbar gegenüber den Älteren, sie haben unserem Land zum heutigen Erfolg verholfen. Aber sie sollten daran denken, dass sie gut in diesem Land leben konnten, das wollen wir auch. Und auch die Generationen nach uns sollen dieses Recht haben“, sagt Wendland.

Von der Wahl erhofft er sich vieles. „Ich will eine Veränderung. Wir können und sollten die wichtigen Themen härter anpacken. Nicht nur beim Klimaschutz, das gilt für alles. Unsere energetische und digitale Infrastruktur muss besser werden. Wir brauchen ein neues Vorgehen, um der Zukunft sicher begegnen zu können. Deshalb sollten alle Wahlberechtigten auch wählen gehen.“