Sundern. Die Veterinärin Dr. Dorothee Nadol-Liedhegener aus Sundern hat den Praxisbetrieb in der Coronakrise umorganisiert.

Arztbesuche sind in Zeiten von Corona eine Herausforderung für alle Beteiligten – Besuche beim Tierarzt machen da keine Ausnahme. Alles will perfekt organisiert sein, damit sowohl der Veterinär und seine Mitarbeiter/-innen als auch der Besitzer des erkrankten Tieres optimal geschützt sind – und der Patient selbst so gründlich und liebevoll behandelt werden kann wie in Vorkrisenzeiten. Wie das gelingt, haben wir „Im Gespräch“ mit Dr. Dorothee Nadol-Liedhegener erfahren, die gemeinsam mit Dr. Christiane Klemt seit mehr als 25 Jahren die „Tierärztliche Praxis für Kleintiere“ in Sundern führt; inzwischen in der Hauptstraße 68 angesiedelt und unterstützt von drei „Tiermedizinischen Fachangestellten“ und einer Auszubildenden.

Die Coronakrise stellt auch Veterinäre vor große Herausforderungen – wie organisieren Sie Ihren Praxisalltag?

Dr. Dorothee Nadol-Liedhegener Mit Beginn der Pandemie und dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 haben wir kräftig umorganisieren müssen. Früher gab es offene Sprechstunden mit vollen Wartezimmern, heute gibt es eine reine Terminsprechstunde ohne Wartezimmernutzung, damit keine vermeidbaren Kontakte zustande kommen. Die Tierbesitzer warten möglichst im Auto und werden über ein Pager-System einzeln herein gerufen. Die Praxis darf nur einzeln betreten werden. Am Eingang gibt es eine Hygienestation zur Händedesinfektion. Mund- und Nasenbedeckung ist Pflicht. Die Anmeldung ist mit einem sogenannten Spuckschutz ausgestattet. Im Behandlungsraum werden die Tiere von unseren Tiermedizinischen Fachangestellten gehalten – und Frauchen/ Herrchen nehmen mit maximalem Abstand zu uns eine passive Rolle ein, können ihrem Liebling aber mit Blickkontakt und Stimme zur Seite stehen. Wir haben unsere Arbeit in einem Zweischichtsystem mit völlig getrennten Teams organisiert, so dass der Praxisbetrieb auch im Fall einer Corona-Infektion eines Mitarbeiters noch aufrecht erhalten werden kann.

Wie zieht Ihre (zweibeinige) Kundschaft mit – gibt es mehr Verständnis oder auch Kritik?

Wir haben ja jetzt alle schon fast ein Jahr Übung und Erfahrung. Da muss ich sagen, das Verständnis der Tierbesitzer ist doch überwiegend groß. Im Einzelfall, vor allem, wenn die Tiere ihren Besitzern große Sorgen machen und die Emotionen überborden, wollen die Tierhalter ihren Vierbeinern näher sein und vergessen schon mal die Abstandsregeln, aber das lässt sich durch einen freundlichen Hinweis immer schnell klären. Anfangs haben wir nur die Tiere mit herein genommen und die Besitzer am offenen Fenster teilnehmen lassen. Das ist auf weniger Verständnis gestoßen.

In der Coronazeit holen sich immer mehr Menschen ein Tier ins Haus - macht sich das auch in Ihrem Praxisalltag bemerkbar, gibt es z.B. mehr neue Patienten?

Den Zuwachs an Tieren haben wir vergangenes Jahr deutlich gespürt. Es wurden sehr viele Hundewelpen, aber auch Katzen angeschafft. Das ist nicht verwunderlich, da die menschliche Nähe in dieser Zeit ja ganz schön abhanden kommt und ein kuscheliger Vierbeiner der Seele doch sehr gut tut! Und da sagen sich doch viele Menschen: Wenn nicht im Homeoffice, wann dann?

Vor allem Hunde haben derzeit Konjunktur – auch solche aus Tierheimen, wie beurteilen Sie diesen Trend, was raten Sie potenziellen Hundebesitzern?

Grundsätzlich freue ich mich für jeden Hund, der aus dem Tierheim in ein geeignetes Zuhause geholt wird und „seine“ Familie findet. Den künftigen Hundebesitzern rate ich jedoch, die (Tierschutz-) Organisationen im In- und Ausland gründlich unter die Lupe zu nehmen, da neben vielen, die Gutes tun, auch immer wieder kriminelle Gruppen Welpen anbieten, die ohne die notwendige Versorgung „produziert“ werden und an lebensbedrohlichen Parasitosen und Virusinfektionen leiden (sogenannte Welpenfabriken oder auch Welpenmafia). Da hält das Glück und die Freude über das neue Familienmitglied nicht lange – und meistens endet die Sache dann traurig.

Haben sich die Schwerpunkte Ihrer Arbeit seit Beginn der Pandemie verschoben, wenn ja, wohin?

Am Anfang der Pandemie waren wir von unseren Berufsverbänden gehalten, nur zwingend notwendige medizinische Behandlungen durchzuführen und Prophylaxemaßnahmen aufzuschieben. Da die Pandemie nun schon fast ein Jahr andauert und uns auch wohl noch eine lange Zeit in Schach halten wird, können wir auf Prophylaxe und die alltägliche Versorgung unserer vierbeinigen Patienten nicht verzichten, wenn sie keinen Schaden nehmen sollen.

Was wünschen Sie sich – aus der „Tierarzt-Perspektive“ – für das Jahr 2021?

Für 2021 wünsche ich mir aus tierärztlicher Sicht natürlich auch wieder mehr Normalität, die Auflösung des Zweischichtsystems, so dass unsere Mitarbeiter mal wieder Urlaub nehmen und sich erholen können – und unbedingt auch die Öffnung der Hundeschulen, damit sich all die neu angeschafften Welpen gut sozialisieren und ihren Menschen tolle Partner werden.

+++ Mehr Nachrichten aus Arnsberg, Neheim und Sundern finden Sie auf unserer Stadtseite +++