Müschede. Mit dem am 16. Dezember 2009 vollzogenen Erwerb des Firmenvermögens der Kartogroup (Maschinen, Grundstücke, Gebäude) hat der Hygienepapierhersteller Wepa auf einen Schlag seinen Umsatz auf 950 Mio. Euro verdoppelt.
Die Gesamtbelegschaft nahm um rund 1000 Beschäftigte auf nun 2900 Mitarbeiter zu.
Die in Italien ansässige Kartogroup befand sich seit Sommer 2008 in einem Insolvenzverfahren, in dessen Rahmen die WEPA zunächst Kartogroup-Standorte anpachtete und nun erwarb. Zu den bisherigen sechs Wepa-Standorten (Müschede, Giershagen, Kriebethal, Mainz, Ejea in Spanien sowie Piechowice in Polen) kamen mit der Kartogrup vier weitere Werke (Cassino und Lucca in Italien sowie Lille in Frankreich und Leuna in Ostdeutschland) hinzu.
„Es war schon schwierig, im weltweiten Finanzkrisenjahr 2009 den Erwerb aller Assets (Vermögensbereiche) der Kartogroup zu finanzieren. Doch mit Hilfe eines Bankenkonsortiums, KfW-Hilfe im Rahmen des deutschen Konjunkturpakets und einer NRW-Landesbürgschaft für ein Drittel des Kaufpreises ist dies gelungen”, erklärte gestern vor Journalisten der Vorstandsvorsitzende der Wepa-Gruppe, Martin Krengel. Zur Höhe des Kaufpreises wollte er keine Angaben machen.
Mit dem Erwerb des Kartogroup-Firmenvermögens erreicht die Wepa bei Hygienepapier einen Marktanteil von 11 Prozent in Europa und 26 Prozent in Deutschland. Im Bereich der Handelsmarken, die z. B. für Supermärkte produziert werden, ist die Wepa der zweitgrößte Hersteller in Europa.
Der enorme Wachstumsschub, der mit dem Erwerb des Kartogroup-Firmenvermögens verbunden ist, hat auch eine Neuorganisation der Wepa-Gruppe bewirkt. Ab 1. Januar 2010 wird das operative und strategische Geschäft voneinander getrennt. Für die laufenden Geschäfte an den zehn Standorten gibt es in Müschede eine Zentralverwaltung, die in den vergangenen beiden Jahren mit 30 neuen Führungskräften und 20 neuen Verwaltungsmitarbeiter ausgebaut wurde. „Bedingt durch die Internationalisierung des Geschäfts konnten wir also 50 neue Arbeitsplätze in Müschede schaffen”, freute sich Krengel.
Neben der operativen Zentrale in Müschede wird es im nächsten Jahr eine neue strategische Zentrale mit 20 Mitarbeitern in Alt-Arnsberg geben. Die Wepa hat hierfür einen Trakt im RWE-Gebäude an der Hellefelder Straße angemietet. Dort wird sich auch der Sitz der Wepa-Industrieholding SE befinden. In diesem Zusammenhang betonte Martin Krengel, dass die Wepa auch künftig ein Familienunternehmen in der Inhaberschaft der Familien Krengel bleiben werde.
Im Gegensatz zu anderen Industriebranchen wuchs im Wirtschaftskrisenjahr 2009 der Markt für Hygienepapiere. „Wir erzielten ein dreiprozentiges Umsatzwachstum und sind mit dem Geschäftsergebnis zufrieden”, sagte Krengel. Der stärkere Bedarf an höherer Produktqualität, ein verstärktes Hygienebewusstsein der Verbraucher, der Trend zu Handelsmarken und die noch geringe Marktabdeckung in Osteuropa bescherten der Wepa verstärkte Nachfragen nach Hygienepapieren (Toilettenpapier, Paipertaschentücher, Küchenrolle).
Am Wepa-Standort in Müschede sind jetzt 490 Mitarbeiter (davon 320 in der Produktion und 170 in der Verwaltung) beschäftigt. In Marsberg-Giershagen sind 430 Mitarbeiter in der Produktion und 10 Beschäftigte in der Verwaltung tätig. Die Zahl der Produktionsmitarbeiter blieb dabei konstant. Die Werke sind gut ausgelastet.