Arnsberg. Der Autor hebt Sagen und Anekdoten aus dem Arnsberger Stadtgebiet und darüber hinaus auf das Sprachniveau der Jetztzeit. Und machts sie spannend.
„ARNSBERG sagenhaft!“. So heißt das neue Buch von Jochem Ottersbach, das anschaulich und reich bebildert eine Fülle von spannenden, teils längst vergessenen Sagen und Anekdoten aus dem gesamten Stadtgebiet und darüber hinaus präsentiert.
Mit durchaus hohem Gruselpotenzial, allerdings der schaurig-angenehmen Art - ohne überkandidelte Effekthascherei. Und so richtig geeignet für die dunkle Jahreszeit, in der die Sinne für das Fantastische besonders empfänglich sind.
Der große Sagen-Schatz ist absolut bewahrenswert
Schon wieder ein Arnsberg-Buch, mag mancher sagen. Ja, aber ein Buch, auf das man durchaus lange gewartet hat. Denn: So richtig auf dem vielzitierten Schirm haben wohl nur noch die wenigsten Bürger den großen Sagen-Schatz, der sich über Jahrhunderte auch vor Ort in Arnsberg entwickelt hat und der absolut bewahrenswert ist.
Zwar gibt oder besser gab es ein schon vor langen Jahren vom Heimatbund herausgegebenes und längst vergriffenes Sagen-Heft, das aber schon allein rein sprachlich nicht mehr in die Welt des 21. Jahrhunderts passt.
Ottersbach: „Eine reine Neuauflage wäre zu simpel gewesen und hätte nichts gebracht“
So wurde im Heimatbund, dem auch der Autor angehört, die Idee entwickelt, eben diese Sagen- und Anekdoten-Sammlung neu herauszubringen.
Eine Aufgabe, die Jochem Ottersbach gerne übernahm und die sich dann schnell „als eine Mordsarbeit“ entpuppte. „Weil eine reine Neuauflage,“ so der Autor, „zu simpel gewesen wäre und auch letztlich nichts gebracht hätte.“ Eben schon allein aus sprachlichen Gründen.
Die Dramatik der Sagen herauskitzeln
„Denn in diesen niedergeschriebenen Geschichten kam der dramatische Inhalt überhaupt nicht richtig zur Geltung. Sie waren einfach belanglos und altbacken abgefasst,“ urteilt der ehemalige Lehrer Ottersbach.
Wolle man heute Leute fesseln, „muss man gerade die Dramatik einer Geschichte herauskitzeln und sie neu und spannend klingen lassen.“
Und genau das sei seine erste Aufgabe gewesen, die 54 spukhaften Überlieferungen auf das heutige Sprach-Niveau zu heben. Eine Aufgabe, die ihm gelungen ist.
Eine solche Sammlung muss sich abheben von anderen Publikationen
Doch damit allein war es nicht getan. Schließlich war sich Jochem Ottersbach von Beginn an darüber im Klaren, dass eine solche Sammlung im schnelllebigen Heute „etwas ganz Besonderes sein und sich abheben muss von anderen Publikationen“. Was der Autor nicht nur durch die Sprache schaffen wollte, sondern auch durch Illustrationen.
Und das, blickt der Heimatfreund zurück, „war der größte Wust an Arbeit, weil ich dafür absolut kein Rezept hatte“. Immerhin, galt es doch faszinierende Geschehnisse wie den am Himmel tobenden Knüppelhund oder den mordenden Ritter in der Sage von der Rodentelgenkapelle in Szene zu setzen. Und, und, und...
Werner Bühner: Das Buch erlaubt besonderes Hineinschauen in die ganz alten Zeiten
Auch dafür fand Ottersbach mit Hilfe modernster Medientechnik und seiner Sammlung von über 10.000 digitalisierten Bildern das richtige Rezept, um die uralten Geschichten lebendig werden zu lassen.
Oder, wie es Heimatbund-Vorsitzender Werner Bühner in seinem Grußwort schreibt:
Jochem Ottersbach „hat die vielen Möglichkeiten genutzt, die uns in die ganz alten Zeiten auf besondere Weise hineinschauen lassen. Immer, wenn wir beinahe sicher sind, gute und böse Gestalten von damals wieder vor uns zu sehen, wissen wir, dass die ,Wiederbelebung’ hervorragend gelungen ist“.
Auf fantastische Geschichten freuen
So darf sich die Leserin, der Leser dank Jochem Ottersbach auf gemütliche Stunden mit fantastisch-spannenden Geschichten freuen. Wie der „Sage vom Wetterhof“, die manchem vielleicht verständlich macht, warum Hofbesitzer Ferdi Kurth noch heute nächtliche Stimmen hört, die ihm einflüstern, dass Arminia Bielefeld deutscher Meister wird.
Aber das ist wohl doch aus einer anderen Sagenwelt.