Wegen Pandemie fällt die Jahresausstellung im „Bogen“ aus. Das 40-jährige Bestehen der Neheimer Ateliergemeinschaft kann nicht gefeiert werden.
Neheim.
Seit fast neun Monaten ruht der Kulturbetrieb in der Neheimer Werkstattgalerie „Der Bogen“. Im Gebäude „Kunst-Werk“ an der Möhnestraße standen zuletzt bei der Veranstaltung „Überdacht“ im September die Ateliers der Künstlerinnen und Künstler für kleine Besuchergruppen offen. Die letzte „richtige“ Ausstellung, zu der der „Bogen“ die Öffentlichkeit eingeladen hatte, war die mit Werken von Prof. Harald Becker aus Ense-Waltringen. Dann kam das Virus und mit ihm der Lockdown, die Schließung der Galerie in Neheim und vieler Ausstellungsorte in Stadt und Region. Dies hat die heimische Kulturszene gelähmt.
„Wir mussten die im Frühjahr eröffnete Ausstellung schon kurz nach der Eröffnung wieder abbrechen“, erinnert sich Künstler Axel Schubert. Seitdem habe es kaum mehr Besucher im Bogen gegeben. Schubert, eines der Gründungsmitglieder der Werkstattgalerie „Der Bogen“, die in den 80er Jahren ihr Zuhause noch an der Langen Wende hatte, bedauert die fehlenden gemeinsamen Möglichkeiten.
Zum 40-jährigen Bestehen des „Bogens“ in diesem Jahr hatte man sich einiges überlegt. Eine Ausstellung mit Werken aller Künstlerinnen und Künstler, einen speziellen Katalog und mehr. „Corona hat uns die Entscheidung jedoch aus der Hand genommen“, sagt Schubert.
Mehrfacher Atelier-Wechsel
Der Künstler hat die verschiedenen räumlichen Stationen des Ateliers begleitet. Von den Räumen im Erdgeschoss der heutigen Arbeitsagentur in Neheim über Ateliers mit Ausstellungsmöglichkeiten bei der Fa. Thorn in Neheim bis heute: Im Obergeschoss des Kunst-Werkes in Neheim hat der Bogen-Künstler ein schönes Atelier. „Ich fühle mich hier sehr zu Hause“, sagt Schubert überzeugt. Oben unter dem Dach hat er seine Zeiten für künstlerische Kreativität gefunden, arbeitet meistens tagsüber an seinen Projekten. Eine ab Januar geplante Ausstellung in Münster hat Schubert unter anderem zu Kreativität motiviert und während des Lockdowns häufig ins Atelier geführt.
Nun ist die für Januar geplante Ausstellung jedoch erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Der gelernte Grafiker hat das Mehr an freier Zeit auch außerhalb seines Ateliers genutzt: Wandern, Fahrradfahren und Lesen. „Ich habe eine Art von Entschleunigung gespürt“, beschreibt Schubert das Gefühl. Trotz Corona habe sich für ihn aber nicht wirklich viel verändert, und er habe nahtlos an den zuvor begonnenen Projekte anknüpfen können. „Wir haben es hier im ländlichen Raum noch gut – verglichen mit den Menschen in einer Großstadt“, bilanziert er.
Freude auf Ausstellung in Münster
Keine Geburtstagsfeier und vor allem – auch keine Jahresausstellung im „Bogen“. Diese wäre ohne Corona-Pandemie am Totensonntag gelaufen, hätte die Arbeiten der Kreativen aus allen Ateliers gezeigt. „Ich habe meine eigene Jahresausstellung zu Hause aufgebaut“, sagt Karlheinz Hosse („Kahos“), ein weiteres Gründungsmitglied der Ateliergemeinschaft. Ganz alleine, nur für sich und die Familie bilden seine aktuell von kleinen Scheinwerfern angestrahlten Bilder in der Größe 5,5 cm mal 5,5 cm den Grundstock dafür. Derzeit, so beschreibt „Kahos“ weiter, sei er nur selten im Bogen, aber das Malen und Schreiben – eine seiner weiteren Ausdrucksformen – sei ihm in dieser Kultur-armen Zeit wichtig. Axel Schubert freut sich sehr auf die Ausstellung in Münster.
In einer anderen Ausstellung mit Werken von ihm hängen die Bilder noch an der Wand. 40 Arbeiten hat der Künstler derzeit in der Volksbank-Galerie in Warstein.
Eigentlich sollte hier schon im Juli Schluss sein, aber die Ausstellung sei wegen der Corona-Pandemie bis zum Frühjahr 2021 verlängert. „Die Kontakte unter den Künstlern haben unter Corona gelitten, das ist ein schleichender Prozess“, beschreibt Axel Schubert. Trotzdem habe er nicht das Gefühl unter Corona zu leiden, auch wenn der echte künstlerische Austausch jetzt fehle. Perspektivisch bleibe ihm die Hoffnung auf nächsten Ausstellungen mit der Möglichkeit, seine Arbeiten zu zeigen.
Kirsten Minkel, eine weitere Künstlerin aus dem „Bogen“ geht auch noch regelmäßig im Atelier arbeiten. „Kultur braucht Ziele und Zuschauer, damit die Motivation nicht leidet“, sagt Minkel. Gerade Ziele müsse man sich jetzt jedoch suchen, in der Corona-Zeit arbeite sie oft einfach mal so, immer mit Blick auf eine Ausstellung, die sie schon seit Jahren geplant habe.
Kirsten Minkel kann in Corona-Zeit ohne Druck künstlerisch arbeiten
Der aktuellen Situation kann sie aber auch etwas Positives abgewinnen. „Ich nutze die freie Zeit für mich und kann ohne Druck arbeiten“, beschreibt die Künstlerin. Zum „eigenen Schweinehund“ schaffe das ein ganz besonderes Verhältnis. Was jedoch bleibe ist, dass sie der beruflich bedingte Kontakt mit Kulturschaffenden derzeit traurig stimme.