Beide Städte weisen einen Zusammenhang zwischen Covid-19 Erkrankungen und Migrationshintergrund zurück.
Arnsberg/Sundern. In Köln und im Ruhrgebiet gerieten in jetzt Wohngebiete mit schwierigen sozialen Bedingungen und hohem Migrantenanteil in den Fokus. Gibt es auch in Arnsberg und Sundern solche Hotspots des Infektionsgeschehens? Und ist Corona auch ein Migrationsproblem?
Die Städte Arnsberg und Sundern sehen dafür trotz auffällig hoher Fallzahlen im Vergleich zum restlichen Kreis absolut keine Anzeichen. Sie sehen eher ein generelles gesellschaftliches Problem und sozial-strukturelle Ursachen als entscheidende Parameter.
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Stephan Urny: „Die Covid-Erkrankten verteilen sich geografisch über das Stadtgebiet“
„Insgesamt ist festzustellen, dass das Infektionsgeschehen in Arnsberg in keinerlei Hinsicht auf örtliche Hotspots hinweist“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Wäre dies der Fall, würde der HSK in seiner Zuständigkeit der Datenauswertung darauf hinweisen.
Auch Stephan Urny, Stadt Sundern, dementiert energisch: „Nein. Die erkrankten Personen stammen aus allen Bevölkerungsschichten und Herkunftsländern. Eine Mehrheit von Erkrankten scheint deutsche Wurzeln zu haben“. Auch Hotspots seien nicht erkennbar: „Die Covid-Erkrankten verteilen sich geografisch über das Stadtgebiet. Einen ,Hotspot’ im Sinne einer Kumulierung von Erkrankten gibt es nicht“.
Ramona Eifert: „Lokale Ausbrüche hängen nicht mit Migrationshintergrund zusammen“
Demnach differenzieren die der Stadt Arnsberg vorliegenden Infektionszahlen auch nicht nach Kriterien, die auf einen Migrationshintergrund schließen lassen würden. Dazu aber gibt es auch keine Datenerhebung, denn Daten wie Nationalitäten, Herkunft, Religion oder Geburtsorte werden bei Covid-Meldungen nicht erfasst.
„Unsere grundsätzliche Ansicht deckt sich mit dem Ergebnis mehrerer internationaler Studien: Lokale Ausbrüche hängen nicht mit einem Migrationshintergrund zusammen. Vielmehr sind die sozialen Umstände näher zu betrachten“, so Arnsbergs Sprecherin Ramona Eifert.
Einem tendenziell höheren Infektionsrisiko seien Menschen ausgesetzt, die aus sozioökonomisch schwachen Verhältnissen stammen, in kleinen Wohnungen mit vielen zusammenleben, in prekären Verhältnissen in schlecht bezahlten Jobs arbeiten oder vermehrt auf den ÖPNV angewiesen sind.
Die Stadt Arnsberg versucht seit Pandemie-Beginn, alle Personen zu erreichen
In Sundern, räumt Urny ein, gebe es aber sehr wohl Gruppen, die unter Beobachtung stehen. „Es gibt lediglich einen bestimmbaren Personenkreis auch deutscher Staatsangehöriger, eine Handvoll Personen, die regelmäßig auffallen und kontrolliert werden“.
Der Stadt Arnsberg sei es seit Beginn der Pandemie wichtig, alle Menschen mit Informationen zu erreichen. „Auf unserer Internetseite haben wir ein mehrsprachiges Infoangebot zum Thema Corona verlinkt“, so Eifert, „darüber hinaus haben wir Flyer und Handzettel in mehreren Sprachen verteilt“. Zudem würden die städtischen Fachstellen wie Jugendamt und Jobcenter Aufklärungsarbeit leisten - das aber losgelöst von der Herkunft.
Corona-Maßgaben wurden bislang von allen Religionsgemeinschaften eingehalten
Und das Thema Ramadan? „Bei der Ausübung religiöser Feierlichkeiten gelten für alle Religionsgemeinschaften die gleichen Maßgaben, die ausnahmslos bis heute von allen Gemeinschaften in Arnsberg eingehalten wurden“, betont die Stadt. Für die Ausübung von Feierlichkeiten müsse vorab jeweils ein Sicherheitskonzept beim Ordnungsamt eingereicht werden. So sehe es die Coronaschutzverordnung vor.
Auch Sundern hatte sich auf die religiösen Feste - aber aller Religionsgruppen - vorbereitet. „Wir stehen mit allen Glaubensgemeinschaften in engem Kontakt“, sagt Urny. Gespräche seien bereits vor längerer Zeit geführt worden. Der Dialog werde fortgesetzt. „Eine Korrelation von christlicher oder islamischer Konfession zu Covid-Erkrankten ist ohnehin nicht möglich, da die Konfessionszugehörigkeit Erkrankter uns nicht bekannt ist“.
Stephan Urny sieht eher ein gesellschaftliches Problem
Und gibt es nun das Corona-Migrations-Problem? „Nicht in Sundern“, macht Stephan Urny klar. Im Gegenteil: „Nach den hier vorliegenden Daten, scheint es eher ein Deutschen-Problem zu sein“. Denn: Nach der Schreibweise der Namen schienen überwiegend Deutsche unter den Erkrankten zu sein. Urny spricht eher von einem „gesellschaftlichen Problem“:
Hier sei es dann tatsächlich schwer, wirksame Lösungsansätze zu finden, „die über Appelle der Bundes- und Landesregierung, des Robert-Koch-Institutes, den Warnungen der Virologen und den Beratungsgesprächen sowie intensiven Kontrollen des Ordnungsamtes hinausgehen und beim bisher nicht erreichten Personenkreis auch „ankommen“.
Der Hochsauerland stützt die Aussagen der Städte Arnsberg und Sundern
Unterstützt werden die Aussagen der Städte durch eine Erklärung des Kreises: „Fakt ist, dass es keine Belege gibt für höhere Zahlen im Bereich Migration und dem entsprechend auch keine besonderen Probleme“. Das Kommunale Integrationszentrum des HSK werde aber u. a. die Imame kontaktieren, auf die Impfungen hinweisen und Hilfe zu allen Corona-Themen anbieten.
Digitale Diskussionsrunde: „Wie viel Corona hält Arnsberg noch aus?“
Arnsbergs Bürgermeister Bittner steht Montag, 3. Mai, ab 19.30 Uhr in einer digitaler Diskussions- und Chatrunde zu „Wie viel Corona hält Arnsberg noch aus? - Belastung für die Stadtgesellschaft“ für Fragen der Leser/-innen und Nutzer-innen bereit. Der interaktive Livestream ist unter wp.de/stream-bittner zu verfolgen.