An Rhein und Ruhr. Ab 2. November müssen Schüler in NRW an ihren Plätzen keine Masken mehr tragen. Der richtige Schritt oder das falsche Signal? Ein Pro und Contra.
Trotz rasant steigender Infektionszahlen: Die Landesregierung hat entschieden, die Maskenpflicht in den Schulen für alle Jahrgänge ab dem 2. November auch in den Unterrichtsräumen am Sitzplatz aufzuheben. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sprach von einem „verantwortbarer Schritt“. Die hohe Impfquote unter den Lehrkräften und die bisherigen Erfahrungen mit Infektionen in der Schule ließen den Wegfall der Maskenpflicht am Platz zu: „Wir geben unseren Kindern und Jugendlichen damit ein weiteres und wichtiges Stück Normalität zurück“, so Gebauer.
Ist der Wegfall der Maskenpflicht in Schulen ein folgerichtiger Schritt zurück zur Normalität – oder ein zu hohes Risiko? Ein Pro und Contra zum Thema.
Pro: Der richtige Schritt zu mehr Normalität
Es ist der richtige Schritt, jetzt mehr Normalität an Schulen zu wagen. Es ist nicht mehr lange bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir in das dritte Pandemiejahr starten. Alle haben zurückstecken müssen, viele haben um ihre Jobs gebangt und manche ihre berufliche Existenz verloren. Besonders gelitten haben die Kinder. Sie wurden wochenlang aus den Schulen ausgesperrt und zu Hause isoliert. Sie haben ihre Hausaufgaben am Küchentisch erledigt und nicht selten mit Eltern und Geschwistern um den heimischen Computer und die schnelle Internetverbindung gestritten. Gut, dass das vorbei ist. Gut, dass die Parteien, die in Berlin über die Ampelkoalition verhandeln, schon klargemacht haben, dass es Schulschließungen nicht wieder geben soll.
NRW und seine mutige Schulministerin waren da Vorreiter. Früher als andere Bundesländer haben die Schulen wieder für Präsenzunterricht geöffnet. Schon damals haben viele sehr düstere Szenarien von Coronawellen und Schulschließungen an die Wände gemalt. Aber es ist - von einigen Ausnahmen abgesehen - gut gegangen. Jetzt ist es Zeit für den nächsten Schritt. Weg mit der Maske!
Die Erwachsenen drängen sich längst wieder ohne Masken in Fußballstadien, gehen ins Kino, besuchen Musicalpremieren und feiern zu Tausenden Oktoberfeste eng an eng im Bierzelt. Warum sollen Kinder und Jugendliche dann nicht ohne Maske im Unterricht sitzen? Das ist absurd!
Contra: Das Signal kommt zur falschen Zeit
Ob Oktoberfest oder Konzert: In geschlossenen Räumen habe ich immer noch kein gutes Gefühl, wenn viele Menschen ohne Maske nah beieinander sitzen oder stehen. Ich finde es gut, dass wir im Supermarkt und im Bus weiter Maske tragen, um uns und andere zu schützen. Und da hält man sich in der Regel nicht annähernd so lange auf wie in der Schule.
Wenn 30 Schüler in einem Klassenraum eng nebeneinander sitzen und sich die Atemluft teilen, besteht ein erhöhtes Ansteckungsrisiko und Gefahr vor allem für die vielen Kinder und Jugendlichen, die (noch) nicht geimpft sind. Dass die Gefahr von schweren Verläufen einer Corona-Erkrankung in dieser Altersgruppe gering ist? Geschenkt. Wer will denn den Eltern eines seltenen Falles erklären, dass man das geringe Risiko halt eingehen wollte?
Alleine wegen der Signalwirkung sollte die Maskenpflicht in der Schule noch nicht ganz aufgehoben werden. Denn: Wer keine Maske trägt, könnte meinen, die Pandemie sei vorbei. Mit Blick auf die Zahlen: Sie ist es nicht! Wenngleich wir auch nicht wissen, wie ernst die Lage ist. Denn die Politik hat es immer noch nicht geschafft, einen über die Inzidenzen hinaus schlüssigen Wert zu etablieren, der auch die Schwere der Erkrankungen und die Krankenhausauslastung einbezieht. So lange die Möglichkeit fehlt, den Ernst der Lage seriös einschätzen zu können, sollte in der Klasse im Regelfall weiter Maske getragen werden.