Arnsberg. Das akribisch erarbeitete Werk soll noch vor Weihnachten erscheinen und dazu beitragen, für die Gefahren von Extremismus zu sensibilisieren.

„Weil es sehr wichtig ist und auch allerhöchste Zeit wird,“ sagte Stadtwehrführer Bernd Löhr im vergangenen November.

Und meinte damit die Aufarbeitung der Arnsberger Feuerwehr-Geschichte in der NS-Zeit. Und diese Arbeit ist inzwischen weit fortgeschritten: Das umfang- und facettenreiche Buch soll pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erhältlich sein.

Stadtwehrführer Bernd Löhr: „Sind sehr offen an die brisante Thematik herangegangen“

Feuerwehrübung am Landsberger Hof 1938.
Feuerwehrübung am Landsberger Hof 1938. © Unbekannt | Archiv Wolfgang Becker


„Wir sind sehr offen an die brisante Thematik herangegangen und wollten nicht etwa alles aus der Folgezeit heraus besser wissen, sondern alle Zusammenhänge erfassen und objektiv aufarbeiten,“ erklärt Bernd Löhr das Vorgehen.

Was allerdings nicht immer ganz einfach gewesen sei, seien doch manche Archive von allem Material aus der NS-Zeit gesäubert worden. Und ein eigenes Feuerwehr-Archiv habe es in dieser Zeit nicht gegeben.

Zu einer wichtigen Recherche-Quelle sind so für Bernd Löhr und die weiteren ehrenamtlichen Mitarbeiter die vorliegenden Nachkriegs-Festschriften der Arnsberger Feuerwehr-Einheiten geworden. „Und auch einige Zeitzeugen, die wir selbst ausfindig machen konnten, haben uns ihre Erinnerungen zur Verfügung gestellt.“

Lockdown und Kontaktverbot für intensives Arbeiten am Buch-Projekt genutzt

Feuerwehrfahrzeuge hatten in der NS-Zeit ein Polizei-Nummernschild, da die Feuerwehr in die Polizei integriert war.
Feuerwehrfahrzeuge hatten in der NS-Zeit ein Polizei-Nummernschild, da die Feuerwehr in die Polizei integriert war. © Unbekannt | Wolfgang Becker


Nicht ergiebig gewesen seien dagegen die öffentlichen Aufrufe mit der Bitte um entsprechende Informationen und Material über das Wirken der Feuerwehr in dieser finsteren Zeit: „Da ist leider nur wenig gekommen.“

Erschwert worden sei die Arbeit zudem noch durch die Corona-Pandemie. „Denn das Stadtarchiv war für lange Wochen geschlossen.“ Statt im Team zu forschen, habe so jeder aus der kleinen, aber engagierten Gruppe praktisch allein arbeiten müssen.

Dennoch habe man die durch Lockdown und Kontaktverbot entstandene Freizeit intensiv genutzt, um das Buch-Projekt kräftig voranzubringen.

„Das Verhalten der Feuerwehr in der NS-Zeit war wie überall damals in der Gesellschaft“

In dem 190 DinA4-Seiten starken Manuskript, das Ende August fertiggestellt sein und zum Druck an „becker druck“ übergeben werden soll, ist jeder Arnsberger Stadt- bzw. Ortsteil berücksichtigt „und wir haben versucht,“ erklärt Bernd Löhr, „alles möglichst exakt zu beleuchten“.

Das Fazit: „Das Verhalten der Feuerwehr in der NS-Zeit war wie überall damals in der Gesellschaft.“ Man war begeistert, arrangierte sich oder ging auf vorsichtige Distanz.

Zur Erinnerung: Die Feuerwehr war von den braunen Machthabern in die Polizei integriert worden und unterstand damit dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler. Zudem firmierte sie im 12 Jahre währenden 1000-jährigen Reich als Feuerschutz-Polizei und war mit grün oder grau lackierten Fahrzeugen unterwegs.

Bernd Löhr: Für die Gefahren extremistischen Gedankenguts sensibilisieren

Steht in Brilon: das historische, in Wehrmacht-Grau lackierte Löschfahrzeug LF 15, Baujahr 1943, mit einer Pump-Förderleistung von 1500 Liter Wasser pro Minute.
Steht in Brilon: das historische, in Wehrmacht-Grau lackierte Löschfahrzeug LF 15, Baujahr 1943, mit einer Pump-Förderleistung von 1500 Liter Wasser pro Minute. © Unbekannt | Wolfgang Becker


Das Ziel dieses zeitintensiven und aufwendigen Engagements ist für Bernd Löhr, der gut 80 Prozent der angefallenen Arbeit bewältigt hat, ein wichtiges:

„Wir wollen einen Beitrag leisten, die Menschen für die Gefahren extremistischen Gedankenguts zu sensibilisieren. Das ist gerade auch in der heutigen Zeit von Nöten.“

Sparkassen-Stiftung fördert Buch-Projekt

Unterstützt wurde das Löhr-Team von der Sparkassen-Stiftung Arnsberg-Sundern, der größten Stiftung in NRW. Den Kontakt hatte Feuerwehr-Angehöriger und Sparkassen-Mitarbeiter Stefan Beule hergestellt.

„Und die Förderung des Buch-Projektes,“ so Sparkassen-Vorstand Ernst-Michael Sittig, „war für uns keine Frage. Weil wir gerne entsprechende Vorschläge von Mitarbeitern aufnehmen und es zudem unser Ziel ist, gute und nachhaltige Projekte in unserer Region Arnsberg-Sundern zu unterstützten.“

Aber leider, so Sittig, sei die 2014 zum 175-jährigen Jubiläum der Sparkasse Arnsberg-Sundern gegründete Stiftung in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Bislang. „Denn das wollen wir jetzt ändern.“