Arnsberg/Hagen/Menden.. Die Schützen in der Region wollen ihr Brauchtum als Weltkulturerbe anerkennen lassen. In NRW sind 570.000 Mitglieder in den Bruderschaften organisiert. „Sie geben von Generation zu Generation Werte weiter“, heißt es von Seiten der Schützen zur Begründung. Damit trügen sie zur „Identifikation unserer Lebensgemeinschaft mit der Heimat“ bei.

„Das Kind ist in unserer Bruderschaft geboren worden.“ Ein bisschen Stolz schwingt bei Raimund Reuther mit. Der Scheffe und damit stellvertretende Oberst der St.-Johannes-Baptist-Schützenbruderschaft in Arnsberg-Neheim ist quasi der Vater der Idee, das Schützenwesen als immaterielles Unesco-Weltkulturerbe eintragen zu lassen. Auf der Bundesversammlung der Schützen hat er für die Neheimer Schützen diesen Schritt vorgeschlagen.

Dabei geht es ihm gar nicht alleine um die Schützenbruderschaften und -vereine nur im Sauerland, sondern um die Haltung und Einstellung der Schützen generell. „Sie geben von Generation zu Generation Werte weiter“, nennt er als zentralen Punkt. Damit trügen die Schützen zur „Identifikation unserer Lebensgemeinschaft mit der Heimat“ bei. Das sieht auch Karl Jansen aus Menden so, der Bundesoberst des Sauerländer Schützenbundes: „Die Traditionen der Vereine werden teilweise seit Hunderten von Jahren gepflegt, das soll erhalten bleiben“, sagte er.

Sensburg unterstützt den Antrag der Schützen

Patrick Sensburg ist einer von drei Bundestagsabgeordneten, die den Antrag der Schützenbrüder unterstützen – in einem Begleitbrief an das zunächst zuständige Landeskultusministerium in Düsseldorf.

Warum er das getan hat? Der CDU-Politiker aus dem Hochsauerlandkreis führt die bürgerschaftliche Verantwortung der Schützen an, die eben nicht nur Feste feiern, sondern sich „das ganze Jahr über“ für die Gemeinschaft engagierten, einst als Bürgerwehr, die in unruhigen Vorzeiten die Städte und Dörfer vor Übergriffen beschützt hat, heute zum Beispiel, wenn es darum gehe, den Dorfplatz aufzumöbeln oder ein altes Schulgebäude zu erhalten.

Auch lobt Sensburg das demokratische Grundverständnis der Schützenvereine – lange bevor der Staat demokratisch organisiert war, wurden Schützenoberste bereits gewählt. Und er führt die Traditionspflege der Bruderschaften auf: Auch heute noch lebten die Schützen christliche Werte vor, stünden für die Heimat ein. „Glaube, Sitte, Heimat, das ist viel mehr als nur Veltins, Warsteiner, Krombacher – und Westheimer“, merkt der Briloner lachend an.

Haben denn die Schützen den Schutz des immateriellen Weltkulturerbes nötig? Nein, sagt Sensburg, „die Vereine sind quicklebendig“. Nachwuchsprobleme gebe es keine. In NRW sind 570.000 Schützen in den Bruderschaften organisiert.

 Der Neheimer Scheffe Raimund Reuther verspricht sich von der Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes, dass Versuche der Bürokratie, in die Jahrhunderte alten Traditionen regulierend einzugreifen, unterbleiben: Wie etwa unlängst bei der Diskussion um die Größe des Schützenvogels. Und Peter-Olaf Hoffmann kommt es vor allem auf die „Wertschätzung“ an, die Anerkennung für ihre Arbeit, die den Schützen mit der Auszeichnung zukomme.

Die Kultusminister bewerten

Hoffmann, im Hauptberuf Bürgermeister in Dormagen, ist Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen. Er hat den Antrag am Montag beim Landeskultusministerium eingereicht – wo das Ansinnen ein erstes Mal geprüft und an die Kultusministerkonferenz (KMK) weitergegeben wird.

Die KMK bewertet alle Anträge aus den Bundesländern und reicht sie an die Unesco-Kommission Deutschland weiter, wo eine endgültige Entscheidung fällt. „Die Chancen stehen nicht schlecht“, gibt sich Sensburg zuversichtlich.