Arnsberg.. Bei der Inventur im Wald kommt heute modernste Technik zum Einsatz. Förster sind mit Laptop, mobilem Satellitensystem, Navigationsgerät, Laser- und Ultraschalltechnik unterwegs, um den Waldbestand zu untersuchen. Die Ergebnisse sind wichtig für den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft. Ein Beispiel aus dem Arnsberger Wald.
Otto Rafalski sucht den Boden mit einem Metalldetektor ab. Irgendwo ganz in der Nähe muss das Einschlagrohr stecken. Nach ein paar Sekunden schlägt der Detektor Alarm. Rafalskis Kollege Kay Genau kann die Satellitenmessstation jetzt exakt positionieren. Vom Laptop aus dirigiert er Otto Rafalski zu einem Messpunkt in etwa drei Meter Entfernung. Rafalski richtet das Ultraschallgerät auf die Station aus. „Dreisechsundfünfzig“, ruft er Kollege Genau zu.
Erste Landeswaldinventur in NRW
Was klingt, als wären die beiden auf einer Marsmission, ist Alltag in unseren Wäldern. Otto Rafalski und Kay Genau machen Inventur – mit Hilfe modernster Technik. Der Messpunkt, in diesem Fall eine Buche, ist exakt 3,56 Meter von der Station entfernt. Zum ersten Mal wird auf diese Weise eine Landeswaldinventur in Nordrhein-Westfalen durchgeführt.
„Wir charakterisieren und bewerten die Ausstattung unseres Waldes“, sagt Inventurleiter und Oberforstrat Lutz Falkenried vom Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald. Zusammen mit seinem Team zählt er den Baumbestand, misst die Höhe und Dicke von Stämmen, bestimmt Baumarten und ihr Alter, beschreibt den Zustand des Waldbodens und untersucht Totholz, das wichtig für die Bindung von CO2 ist.
Mit den gewonnenen Daten können später Rückschlüsse auf die ökologische Stabilität des Waldes und die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft gezogen werden, auf denen wiederum politische Entscheidungen der Landesregierung beruhen. Auch die reine Größe der Waldfläche wird zum Beispiel ermittelt. Bislang geht man landesweit von rund 915 000 Hektar aus, das ist gut ein Viertel der Gesamtfläche.
Otto Rafalski wirft ein Maßband um die Buche. Damit kann er gleichzeitig Umfang und Durchmesser bestimmen. „Manchmal sind die alten Methoden immer noch die besten“, sagt Lutz Falkenried. Ansonsten ist aber auch der Wald im digitalen Zeitalter angekommen. Die Stammdicke in einigen Metern Höhe wird etwa per Laser gemessen. Die mobile Satellitenmessstation, die die Förster in den Wald tragen, ist eine Spezialanfertigung und nutzt sowohl das amerikanische GPS-, als auch das russische Glonass-System. Mit ihr können die Experten den Standort jedes Baums bis auf zwei Meter genau bestimmen.
Ergebnisse ermöglichen Aussagen zu jedem Waldgebiet
Es wird aber nicht jeder einzelne Baum vermessen und geprüft. „Wir untersuchen stichprobenartig“, sagt Lutz Falkenried. Im Vorfeld der Inventur, die seit diesem Frühjahr läuft und Ende 2015 Ergebnisse liefern soll, wurde ein Raster im Abstand von zwei mal zwei Kilometern über NRW gelegt.
„Das ist doppelt so eng wie bei der Bundeswaldinventur 2012 und verfeinert die Ergebnisse“, so Falkenried weiter. „So können wir später zu jedem einzelnen Waldgebiet genaue Aussagen machen.“ Jeder Punkt dieses Rasters, eine so genannte Trakt-Ecke, wird von den Experten-Teams besucht – vorausgesetzt, sie ist bewaldet. Falkenried: „Da machen wir keine Ausnahmen. Wir stehen auch schon mal mitten in einem Autobahnkreuz.“
Wie sie die Punkte mitten im Wald finden? Mit einem Navigationssystem, natürlich, das wiederum eine Spezialanfertigung ist, und sämtliche Waldwege kennt. Fehlt nur noch die Sprachausgabe: „An der nächsten Eiche bitte rechts abbiegen.“ Den exakten Messpunkt, von dem aus rund 150 Merkmale in einem Radius bis zu 25 Metern untersucht werden, finden die Förster mit Satellitenunterstützung. An Trakt-Ecken, die zum Beispiel schon im Rahmen der Bundesinventur aufgesucht wurden, steckt ein Metallrohr im Boden, das der Detektor findet.
Erfahrene Förster untersuchen alle Merkmale
Nur eine Stunde benötigen die erfahrenen Förster, um alle Merkmale zu untersuchen und in die Datenbank einzugeben. „Das war früher deutlich aufwendiger und nicht so einfach und komfortabel wie heute“, sagt Kay Genau. Damals habe das Auffinden der Messpunkte schon allein eine Stunde dauern können. Doch mit Hilfe modernster Technik ist mittlerweile selbst unser Wald im digitalen Zeitalter angekommen.