Arnsberg. Blühende Gärten ohne Pestizide: Der Arnsberger Imker Klaus Linder gibt Gärtnern Tipps, wie sie den Bienen helfen können.
Erst wenige Wochen herrscht das Coronavirus. Doch die Welt hat sich schon verändert: Für die Menschen einschneidend, für die Natur nicht. Oder doch? Erstaunlich, schon jetzt haben sich die CO2- Werte deutlich verbessert. Die relativ kurze Zeit der Ruhe, des Stillstandes haben den Umweltkiller CO2 gesenkt. Die Natur erholt sich. Aber zu welchem Preis?
„Wir können daraus erkennen, dass unsere Welt durch Verzicht und Besonnenheit tatsächlich noch zu retten ist,“ sagt der Arnsberger Imker Klaus Lindner. „Die Corona-Pandemie wird uns, hoffentlich bald, aus ihren Fesseln entlassen. Dann allerdings dürfen wir Menschen nicht wieder in den alten Trott zurückfallen. Wir müssen aus diesem Dilemma die Lehre ziehen. Denn: Die Natur braucht uns Menschen nicht, wir aber brauchen die Natur.“
Nicht in alten Trott zurückfallen
Über eine Verbesserung der Umweltwerte jedenfalls, ist sich Lindner sicher, würden sich nicht nur die Imker freuen, „sondern bestimmt auch alle wirklichen Naturfreunde“. Denn: Den Bienen gehe es nicht gut. Und gerade diese fleißigen Insekten seien ein Umwelt-Gradmesser, weil sie sehr empfindlich auf die Pestizide und Herbizide reagieren würden.
„Jedes Jahr im zeitigen Frühjahr stehen viele Imker so vor einem Fiasko.“ Denn ein erheblicher Teil ihrer Völker habe das Ziel, den Frühling zu erleben, nicht erreicht. „Sie sind regelrecht auf der Strecke geblieben. Und die ersten Meldungen der Bieneninstitute für dieses Jahr sprechen von einem Verlust von rund 30 Prozent aller Bienenvölker.“
Doch woran gehen sie zugrunde? Kommen die Immen mit den Spritzgiften in Kontakt, erläuterte der Experte und Herr über mehrere Bienenvölker, verlören sie ihren Orientierungssinn. Kurz: „Sie verfliegen sich und kommen nicht zurück in ihre Behausung. Die dann leeren Beuten sind ein typischer Hinweis, dass sie an Giften eingegangen sind.“
Einer seiner Bienenstandorte, so Klaus Lindner, befinde sich relativ nahe an Feldern, auf denen, „wie in der industriellen Landwirtschaft üblich, Pestizide eingesetzt werden“. Das habe zum Verlust eines Drittels seiner Bienenvölker geführt.
„Andere Imker, die ihren Standort glücklicherweise entfernt von solchen Feldern haben, sind fast ohne Verluste über den Winter gekommen.“ Von diesen werde er aber nun Völker kaufen, um seinen Bestand aufzufüllen.
Gegen Personen, die solche Gifte verwenden würden, rechtlich vorzugehen, sei jedoch so gut wie unmöglich. „Denn zur Beweisführung benötigen die Institute mindestens 1000 tote Bienen. Diese kann ich nicht zu Verfügung stellen. Sie sind ja giftgeschädigt auf der Strecke geblieben.“ Trotz alledem lasse er sich nicht entmutigen und werde sein wunderschönes Hobby fortsetzen. „Es macht mir einen riesen Spaß und die Blütenwelt freut sich ebenfalls, denn sie will bestäubt werden, damit für ihren Fortbestand Samen und Früchte erzeugt werden.“
Wichtig für die Nahrungskette
Gut 30 Prozent aller Lebensmittel wären aus den Regalen der Märkte verschwunden, gäbe es die Bienen - die Wildbienen eingeschlossen - nicht, weiß Klaus Lindner. Deshalb sein dringender Appell: „Liebe Naturfreunde, werfen Sie die Giftspritzen weg und lassen Sie in ihren Gärten alles blühen, was blühen will. Sie werden durch eine größere Artenvielfalt belohnt.“
Schließlich dürfe es in unserer noch schönen Welt nicht zu der berechtigten Frage im Lied von Hannes Wader kommen: „Sag mir, wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben?“