Neheim. Wegen der Corona-Pandemie sind Salons seit drei Wochen geschlossen. Kunden zeigen gegenüber Friseuren jetzt deutlich mehr Wertschätzung.

Mittlerweile sind drei Wochen vergangen, seitdem auch Friseursalons zum Schutz vor einer Corona-Infektion nicht mehr öffnen dürfen. „In diesen drei Wochen ist vielen Leuten bewusst geworden, wie wichtig Friseure sind. Unser Beruf erfährt eine deutlich gestiegene Wertschätzung“, berichten übereinstimmend der Obermeister der Friseurinnung Arnsberg, Werner Reuther aus Herdringen, und die Neheimer Friseurin Seray Kertis. Mit beiden Friseuren sprach unsere Zeitung über die Erfahrungen während der Schließung ihrer Salons.

Die Wertschätzung für die Arbeit des Friseurs beruhe auf zwei Grunderfahrungen der Kunden:

1. Nachdem die Haare mittlerweile einfach zu lang geworden sind, besteht das tiefe Bedürfnis, sie schneiden zu lassen. Ansonsten fühlt man/frau sich nicht wohl.

2. Haareschneiden muss man können und gelernt haben. Selbstversuche oder Beauftragung von Freunden „Schneid mir mal die Haare“ können leicht schiefgehen.

„Ich sehe in der Neheimer Fußgängerzone Menschen mit ungleich geschnittenen oder fleckigen, das heißt: unregelmäßig getönten Haaren“, schüttelt Seray Kertis den Kopf über Menschen, die sich nicht gedulden können, bis ein Fachmann oder eine Fachfrau die Haare schneidet bzw. tönt. Besonders ist sie darüber empört, dass in privaten Fernsehsendern Anleitungen für „Do-It-Yourself-Haareschneiden“ gegeben werden.

Illegale Angebote

„Angesichts der Ergebnisse, die ich auf der Straße sehe, kann ich nur sagen: Reparaturen können deutlich teurer werden als der Betrag, den eine Frau oder ein Mann so sparen wollte“, meint die 31-jährige Neheimer Friseurin Seray Kertis, die sich vor neun Jahren mit ihrem „Shearay Haircut Studio“ an der Neheimer Engelbertstraße selbstständig gemacht hatte.

Seray Kertis berichtet auch, dass Friseure mittlerweile illegale Angebote von Menschen erhalten, die einen Haarschnitt daheim in deren Privatwohnung wünschen. „Das ist aber absolut unzulässig. Friseure dürfen weder im Salon noch in einer Privatwohnung Haare schneiden“, betont Seray Kertis.

Friseurin Seray Kertis vor den leeren Stühlen in ihrem Salon an der Neheimer Engelbertstraße.
Friseurin Seray Kertis vor den leeren Stühlen in ihrem Salon an der Neheimer Engelbertstraße. © Martin Schwarz | Martin Schwarz


Wie soll es aber nun mit den Friseursalons weitergehen? Kann ein Friseur, der ja nur mit geringem Abstand zum Kunden Haare schneiden kann, in Zeiten von Corona überhaupt seinen Beruf ausüben? „Ich habe für meinen Salon an der Herdringer Dungestraße und zusätzlich für den Salon meiner frau Atemschutzmasken gekauft, die der Friseur bzw. die Friseurin in der Corona-Zeit tragen sollte“, berichtet Werner Reuther. „Zum Haarewaschen benutze ich schon seit Jahrzehnten Handschuhe, allerdings kann ich mit Handschuhen meine Finger nicht durch die Augen der Schere stecken. Das Schneiden funktioniert dann nicht so, wie ich es mir vorstelle“, erklärt Werner Reuther.

Die Kundenfrequenz in Friseursalons könne man durch ein konsequentes Anmeldeverfahren begrenzen, sagt Reuther. So sei es möglich, einen überfüllten Warteraum zu vermeiden, denn nach Wiedereröffnung der Salons sei mit Kundenandrang zu rechnen.

Seray Kertis wartet schon sehnsüchtig auf die Wiederöffnung ihres Salons. „Es ist schlimm, meiner Leidenschaft für den Friseurberuf nicht nachgehen zu können. Mir fehlen auch die Kontakte zu den Kunden“, sagt Seray Kertis, die in ihrem Salon drei Mitarbeiter beschäftigt. Alle drei sind in Kurzarbeit. Sie selbst erhielt als Selbstständige einen Überbrückungszuschuss der Bundesregierung

Die Zeit vor den Salon-Schließungen

Die Friseurin hatte sich schon vor der am 23. März behördlich verordneten Schließung der Salons für eine Einbeziehung der Friseursalons in die zu schließenden Geschäfte eingesetzt, weil sie nicht verstehen konnte, warum Salons mit nahem Kundenkontakt zunächst noch öffnen durften. Sie hatte bereits vor dem 22. März mit unserer Zeitung Kontakt aufgenommen, um ihre Kampagne zum Corona-Schutz für Mitarbeiter und Kunden von Friseursalons einer breiten Öffentlichkeit kundzutun. Nach der Rede der Kanzlerin am 22. März hatte sich das dann erübrigt.

„Auch wenn die Kanzlerin am 22. März die Schließung von Friseursalons nicht verkündet hätte, hätten Friseure im heimischen Raum ab 23. März ihren Salon freiwillig geschlossen“, ergänzt abschließend Werner Reuther. Noch vor dem 22. März habe er sich in Gesprächen mit Vorstandskollegen darauf verständigt.