Neheim. Dr. Wetzchewald von AG Intensivmedizin Arnsberg bietet Hilfe an. Praxen sollen bei höherer Impfstoffmenge und Priorisierungsende entlastet werden.
Nach der von ihm zusammen mit Partnern angestoßenen Idee eines Schnelltestzentrums am Neheimer Markt hat Dr. Dietmar Wetzchewald von der Arbeitsgemeinschaft Intensivmedizin (AIM) eine weitere Vision für Arnsberg: Er bietet ein Pilotprojekt an, das mit fachlicher Kompetenz und einem Netzwerk aus Medizinern und Apotheken helfen soll, die Arztpraxen beim dezentralen Impfen zu entlasten, sobald - wie angekündigt - noch mehr Impfstoff vorhanden und die Impfpriorisierung aufgehoben sein wird.
Niederschwellige Impfangebote
„Eher kann unsere Idee nicht greifen“, sagt Dr. Dietmar Wetzchewald. Dann aber schwebt ihm vor, dass Mediziner und Fachpersonal der AG Intensivmedizin ausdrücklich nur übergangsweise „niederschwellige Impfangebote ohne Termine mitten in der Stadt“ anbieten. „Das würde man hinbekommen“, sagt er und vertraut dabei auf ein Neheimer Netzwerk. „In dieser Stadt ist so viel Initiative“, lobt er.
Ausdrücklich betont Dr. Dietmar Wetzchewald aber, dass „keine überflüssigen Parallelstrukturen aufgebaut werden dürfen“. Das sei nicht das Ziel der Initiative, die im Konsens mit Kreis, Impfzentrum und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe handeln möchte. Die Hilfe werde für den Fall angeboten, wenn Arztpraxen entlastet werden müssten, weil der Impfaufwand neben dem Regelbetrieb für Ärzte und Mitarbeiter zu groß werde. „Es geht dann nur darum, einen Berg abzubauen“, so Dr. Wetzchewald.
KVWL: Noch kein Bedarf
Aktuell sieht Dr. Hans Heiner Decker, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe für den Bezirk Arnsberg, diesen Bedarf noch nicht. „Das können wir mit den Arztpraxen schaffen“, sagt er. Allein in seinem Bezirk seien rund 165 Hausarztpraxen (inkl. Raum Soest) schon im Impfbetrieb. Auch Facharztpraxen sind beteiligt. „Aber noch nicht im ganz großen Stil“, wie Dr. Decker sagt.
Logistikprobleme?
Er fürchtet, dass „neue Impfpunkte die Impfstoffverteilung noch etwas unüberschaubarer machen“. Schon jetzt würden Probleme auftreten, dass Patienten, die kurzfristig Impfangebote von den Hausärzten erhielten, schon vereinbarte Termine mit dem Impfzentrum nicht wahrnehmen würden. Überschüssige Dosen würden dann vom Impfzentrum auch den Kassenärzten angeboten.
Die Lage aber wird ohnehin schwerer überschaubarer, wenn auch Betriebsärzte möglicherweise bald impfen dürften. Für Dr. Dietmar Wetzchewald ist das Logistikproblem in dem Moment einfacher, wo neben Astrazeneca von Johnson&Johnson ein weiterer weniger aufwändig zu lagernder Impfstoff verfügbar ist. Dr. Hans Heiner Decker nennt zudem die Dokumentationsnotwendigkeit bei der Impfvergabe als Hindernis für zu viele weitere dezentrale Impfangebote außerhalb der Arztpraxen. „Das mit den Meldebögen des RKI und den analogen Impfausweisen kriegen wir auch hin“, sagt Dr. Dietmar Wetzchewald.
Hilfsangebot
Immer wieder betont er, dass hier „Hilfe angeboten wird“. Wenn die Arztpraxen alleine klar kämen, sei diese nicht nötig. So aber bietet Dr. Wetzchewald an, dass er mit seiner Initiative in mehreren Teams „1000 Impfungen pro Tag schaffen kann“. Das sei ein Hilfsinstrument, um eine schnellere Durchimpfung realisieren zu können, das auf zwei Monate begrenzt sein könnte.
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Luft nach oben sehen aber auch die bestehenden Strukturen noch. Nach Auskunft des Hochsauerlandkreises schafft das Impfzentrum Olsberg aktuell etwa 1000 Impfungen täglich (Erst- und Zweitimpfungen) in fünf Impfstraßen. „1200 wären ohne Probleme möglich“, sagt Kreissprecher Martin Reuther.
Auch der Neheimer niedergelassene Arzt Dr. Jochen Müller impft in seiner Praxis am Dom. „Am liebsten impfen wir Hausärzte unsere Patienten selber“, sagt er. Er stellt aber auch klar: „Die Impfzentren halte ich weiter für sinnvoll. Um den zu erwartenden Ansturm zu bewältigen, wären vorübergehende Impfinitiativen begrüßenswert“.
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KVWL muss zustimmen
Für weitere Impfstellen, so Reuther, sei nach wie vor die Zustimmung der KVWL erforderlich, die bislang noch an keiner Stelle im HSK erteilt worden ist. Schon seit Monaten lässt das Klinikum Hochsauerland wissen, dass es auf seinen für Mitarbeiterimpfungen eingerichteten Impfstraßen auch für öffentliche Impfungen bereitstünde. Aktuell wurde auch einer eigenen Impfstraße in Schmallenberg die Zustimmung verweigert.
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Der Arnsberger Bezirkssprecher Dr. Hans Heiner Decker von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe nimmt zugleich aber seine Kollegen in den Praxen in die Pflicht. „Ich sehe die Corona-Schutzimpfungen im Praxisalltag verankert“, sagt er, „damit sollten sich alle Hausärzte beschäftigen“. Das sei eine Aufgabe der Ärzte, auch wenn ihm klar sei, dass aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen nicht alle Praxen in gleichem Umfang impfen könnten. „Wer sich aber gar nicht beteiligt“, so Dr. Hans Heiner Decker, „zieht sich damit auch ein Stück weit aus der Patientenversorgung zurück“.