Bergheim/Voßwinkel. Arnsberger Unternehmen Umarex will auf Gut Nierhof die modernste Waffenfirma Europas aufbauen.

Im Gewerbegebiet Gut Nierhof in Voßwinkel soll in den kommenden Jahren nach dem Willen der Geschäftsführung „die modernste Waffenfirma mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Effizienz“ entstehen. In zwei Schritten wird sich das Arnsberger Unternehmen Umarex dort für die Zukunft aufstellen. Phase eins wurde jetzt mit dem Spatenstich für ein zentrales Warenlager auf 12.236 Quadratmeter Grundfläche gestartet. Am Ende – wenn es nach dem geschäftsführenden Gesellschafter Eyck Pflaumer geht, ist das schon in gut fünf Jahren der Fall – soll auch die Fertigung von Bergheim nach Voßwinkel gezogen sein. Die Investition in Höhe eines „sehr hohen zweistelligen Millionenbetrage“, so der geschäftsführende Gesellschaftler Eyck Pflaumer, sei ein klares Bekenntnis zum Standort Arnsberg. Die Fertigstellung des imposanten Gebäudes ist bereits für spätestens Mai 2023 geplant.

Umarex hat 650 Mitarbeitende am Standort Arnsberg

Das neue Lager wird über 6500 Palettenplätze und 3000 Fachbodenregalen verfügen. Neben dem Hochregallager gibt es auch ein Kleinteile-Boxen-Lager.In direkter Nachbarschaft wird auch die Umarex-Tochter „Laserliner“ (Messtechnik) einen Neubau beziehen und den bisherigen Standort in Neheim verlassen.Umarex beschäftigt am Standort Arnsberg rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.Der aktuelle Standort von Umarex auf Bergheim soll nach der kompletten Neuansiedlung auf Gut Nierhof veräußert werden.

Schon jetzt wird eine Fläche von 25.000 Quadratmeter eingeplant – mit dem Warenlager, Parkplätzen, einem Lkw-Tiefhof und Grünflächen. Weitere 50.000 Quadratmeter Fläche wurden bereits erworben, um die zweite bereits durchgeplante Bauphase für die jetzt auf Bergheim aus allen Nähten platzende Fertigung später starten zu können.

Vom Grundstückskauf bis zum ersten Spatenstich waren fast zehn Jahre vergangen. Das hatte Gründe: Zum einen die Unsicherheit auf dem Markt durch unklare Gesetzgebungen, so Eyck Pflaumer, zum anderen „haben wir andere strategische Projekte priorisiert umgesetzt“. Neben der Modernisierung der Standorte Arnsberg und Ulm habe Umarex weitere Auslandsgesellschaften gegründet, einen Umbau für Umarex Austria und Erweiterungsbau für Lager und Produktion in den USA als wichtigsten Markt für freie Waffen realisiert.

Großes Thema Effizienz

Der Neubau in Voßwinkel steht nun ganz im Zeichen von Effizienz: „Prozessoptimierung und moderne Infrastruktur ermöglichen bald die Abwicklung nationaler Kundenaufträge innerhalb von zwölf, die internationalen Aufträge innerhalb von 36 Stunden. Derzeit müssen noch täglich Lastwagen zwischen der Umarex-Fertigung und einer zunehmend teurer angemieteten Lagerhalle in Bönen pendeln.

Spatenstich mit Matthias Strack (technischer Geschäftsführer) und den drei geschäftsführenden Gesellschaftern Martin Worisch, Eyck Pflaumer und Wuklf-Heinz Pflaumer.
Spatenstich mit Matthias Strack (technischer Geschäftsführer) und den drei geschäftsführenden Gesellschaftern Martin Worisch, Eyck Pflaumer und Wuklf-Heinz Pflaumer. © Unbekannt | Umarex

Das geht ins Geld, kostet Zeit und auch Energie. Letzteres spielt bei der Umarex-Planung nun eine herausragende Rolle. Ein Viertel der geplanten Dachfläche der neuen Lagerhalle wird eine Photovoltaikanlage tragen, die mit einer Leistung von 112,8 Kilowattstunden mehr als den gesamten Betriebsbedarf des Neubaus regenerativ erzeugt. Die Rechnung geht noch weiter, wenn später die Fertigung direkt an dem Lagerkomplex angebaut wird und die restlichen drei Viertel der Dachfläche mit Solarenergieanlagen bestückt werden, rechnet der technische Geschäftsführer Matthias Strack mit einer „kompletten Eigenversorgung“ von Umarex mit Strom. „Wir wären dann absolut autark“, sagt Eyck Pflaumer mit Blick auf aktuelle kriegsbedingten Verwerfungen auf dem Energiemarkt, „und das stellt dann in allen Fällen unsere Produktion sicher“. Von der eigenen Stromerzeugung sollen auch Mitarbeitende profitieren, die günstig ihre E-Autos auf dem Gelände „tanken“ können.

Umarex baut sich quasi ein „neues Unternehmen“ ganz nach seinem Geschmack und Bedarf: So sollen in dem Warenlager-Komplex auch moderne Büro- und Besprechungsräume, Kundenbereiche und Showräume, Beschussprüfungsanlagen sowie hochmoderne Schießstände, die auch den Behörden als Kunden von scharfen Umarex-Waffen für Trainingszwecke offen stehen sollen.

Im Vorfeld lange diskutiert war in benachbarten Wohngebieten die Höhe der Logistikhallen im Gewerbegebiet. Der Umarex-Bau ist nun zwar zwölf Meter hoch, jedoch ist das gesamte Grundstück zuvor tiefer gelegt worden, so dass es oft das normale Geländeniveau gerade einmal vier Meter überragt. Durchgehend gehalten ist das Bauwerk in modernem Grau und Rot-Design in den Umarex-Farben.

Matthias Strack (technischer Geschäftsführer, links) und Eyck Pflaumer (Geschäftsführer, rechts) bei der Planung des Neubaus.
Matthias Strack (technischer Geschäftsführer, links) und Eyck Pflaumer (Geschäftsführer, rechts) bei der Planung des Neubaus. © Unbekannt | Martin Haselhorst

Master Mind der Planung

Der 39-jährige Matthias Strack ist als Technischer Geschäftsführer eine Art „Master-Mind“ der mit dem Logistikhallen-Neubau auf Gut Nierhoff verbundenen Prozessoptimierungen. Für ihn, der vor wenigen Jahren zu Umarex gewechselt war, bietet sich mit dem Neubau eine spannende Aufgabe. „Ich kann alle Abläufe von neu auf denken und optimieren“, erklärt er. Im Neubau muss er nicht im Bestand und Tagesgeschäft Veränderungen organisieren, sondern kann diese konsequent umsetzen. Besser kann es ein Prozessoptimierer eigentlich nicht vorfinden.

Schon jetzt ist Matthias Strack darum bemüht, auch in der Fertigung Abläufe umzustellen, um mehr Effizienz zu erzielen und die Qualität der Arbeitsplätze zu erhöhen. So werden in der Fertigung derzeit nach und nach Montage-Inseln errichtet, auf denen flexible Teams die Waffen bis zum fertigen Produkt montieren anstatt wie bislang nur auf einzelne Produktgruppen konzentriert zu sein.

Bei der Umsetzung der Planung bis zum Spatenstich setzten Umarex und Matthias Strack auf die Unterstützung des beauftragten Generalunternehmers - der Bielelder Firma Goldbeck. Früh wurden auch sämtliche Behörden bei der Bauplanung und auch den Sicherheitskonzepten eingebunden. „Die haben uns alle super unterstützt“, betont Geschäftsführer Eyck Pflaumer, „das gilt auch für die Stadt“.