Brilon. Die Brilonerin Christin Eickhoff (21) gibt bei Instagram Einblicke in ihr Leben als Meerjungfrau. Doch das ist nicht immer leicht.

Die Briloner Waldfee könnte Konkurrenz bekommen: Christin Eickhoff (21) bringt Magie in die Stadt. Die Brilonerin ist Meerjungfrau. Mit ihrem Kostüm und der Flosse schwimmt sie durch die Freibäder und verzaubert nicht nur Kinder, sondern auch zahlreiche Fans in den Sozialen Netzwerken. Leicht ist das allerdings nicht, denn das Schwimmen mit Flosse gleicht einem Extrem-Sport - und auch mit Hass-Kommentaren muss sich Christin Eickhoff herumschlagen. Sie sagt: „Das ist ein Extrem-Sport: Hier geht es nicht darum, eine Cartoon-Figur zu sein.“ Worum es dabei wirklich geht, erzählt sie bei einem Besuch im Almer Freibad der WP.

Mermaiding
Christin Eickhoff ist unter ihrem Nicknamen Cryptia als Meerjungfrau unterwegs. Was von vielen belächelt wird, ist allerdings ein Extrem-Sport und mitunter gefährlich.  © WP | Privat

Brilonerin schwimmt mit 10 Jahren zum ersten Mal als Meerjungfrau

Christin Eickhoff ist 10 Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit Flossen schwimmt - in einem Kurs während einer Mutter-Kind-Kur. Meerjungfrauen liebt sie schon immer, die Flossen ziehen sie also magisch an. „Das fand ich so toll, dass ich von meiner Mutter danach zu Weihnachten eine Flosse bekommen habe“, erzählt sie. Sie ist schon früh viel geschwommen, hat sich im Wasser wohlgefühlt. Mit der Flosse übt sie regelmäßig im Briloner Hallenbad, im Sommer fährt sie in das Almer Freibad. „Erst habe ich ein bis zwei Stunden Bahnen geschwommen, irgendwann habe ich auch das Tauchen geübt.“ Für die Tricks wie Rückwärtssaltos, Ringe blasen oder Spiralen ist das Tauchen unerlässlich. Christin Eickhoff übt immer wieder. Bis ein Unfall in Ägypten sie für einen Moment zurückwirft. Wasser läuft hinter ihr Trommelfell, zwei Monate lang ist sie taub. Doch sie gibt nicht auf. „Ich habe nun Stöpsel vom Hörakustiker, die meine Ohren komplett wasserfest versiegeln, damit das nicht noch einmal passiert.“ Mittlerweile kann sie unter Wasser vier Minuten lang die Luft anhalten - wenn sie still liegt und Meditation durchführt. Bewegt sie sich, kommt sie auf 1.30 Minuten.

Mermaiding ist ein Extrem-Sport - und birgt Gefahren

Mermaiding
Christin Eickhoff ist unter ihrem Nicknamen Cryptia als Meerjungfrau unterwegs. Was von vielen belächelt wird, ist allerdings ein Extrem-Sport und mitunter gefährlich.  © WP | Privat

Das Mermaiding wirkt zwar oft leicht. Christin Eickhoff gleitet mit ihrer Flosse elegant durchs Wasser, schafft Tricks und schlägt mit der Flosse. Allein die Flosse wiegt aber drei Kilogramm, die sie mit den Füßen bewegen muss. „Ohne Flosse kann man nicht im Kostüm schwimmen, denn dann fehlt der Antrieb und man kommt nicht mehr hoch“, erklärt sie. „Dank der Flosse schaffe ich es aber auch auf 12km/h im Wasser.“ Die Flosse besteht aus Silikon, die Füße sitzen darin extrem fest. Darüber wird noch eine Schutzhülle gezogen, dann kommt der Fischschwanz, also das Kostüm. Bis zu 15 Minuten kann es dauern, bis sie sich in eine Meerjungfrau verwandelt hat. Das Kostüm besteht zum Teil aus Neopren, damit das Kostüm die Schwimmerinnen und Schwimmer nicht langsamer macht. Hergestellt wird das Material aus Müllbergen aus dem Meer, ist also nachhaltig. „Das Kostüm habe ich selbst designt. Ich biete auch an, Kostüme für andere Meerjungfrauen und -männer zu designen“, sagt Christin Eickhoff. Bezahlt hat sie für ihr Kostüm 399 Euro, für die Monoflosse noch einmal 160 Euro, der Schutz kommt auf 15 Euro. Ein teures Hobby, das auch auf Reisen schnell ins Geld geht. „Wenn wir in den Urlaub fahren, dann ist die Flosse Sperrgepäck und kostet Extra“, erzählt ihre Mutter Gabriele Eickhoff, die oft mit ihrer Tochter gemeinsam abtaucht - allerdings ohne Flosse.

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Ein Partner beim Tauchen ist für die Brilonerin unerlässlich

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Christin Eickhoff ist unter ihrem Nicknamen Cryptia als Meerjungfrau unterwegs. Was von vielen belächelt wird, ist allerdings ein Extrem-Sport und mitunter gefährlich.  © WP | Privat

Ein Partner beim Tauchen ist wichtig. Der Sport ist anstrengend, erfordert viel körperliche Leistung - und kann gefährlich werden. „Man braucht jahrelanges Training, um diese Sportart zu beherrschen“, sagt Christin Eickhoff. „Und es gibt viele Gefahren.“ Sie selbst hat sich einmal den Knöchel verletzt, weil die Monoflosse nicht richtig am Fuß saß. Beim Tauchen drohen - auch beim Mermaiding - viele Gefahren. Bei falschen Atemtechniken kann der Körper hyperventilieren, es kann zu Blackouts oder ernsthaften Schäden an der Lunge kommen. Daher taucht die Brilonerin nie allein, oft ist ihre Mutter dabei.

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Christin Eickhoff ist unter ihrem Nicknamen Cryptia als Meerjungfrau unterwegs. Was von vielen belächelt wird, ist allerdings ein Extrem-Sport und mitunter gefährlich.  © WP | Privat

Auf Instagram zeigt die Brilonerin Einblicke ins Mermaiding

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Das ist nicht unpraktisch, denn Christin Eickhoff nimmt oft eine Unterwasserkamera mit, die ihre Mutter bedienen kann. Mit den Fotos und Videos zeigt sie Inspirationen und Einblicke in den Sport und das Mermaiding. Über 600 Fans begeistert sie auf ihrem Instagram-Account mermaid._.cryptia. Dort erntet sie nicht nur wohlwollende Kommentare. „Viele sind der Ansicht, dass eine Meerjungfrau schlank sein muss, keine Taucherbrille tragen darf. Es gab schon Menschen, die mir Wal-Memes in die Kommentare gepostet haben.“ Christin Eickhoff muss viel Hass und Häme einstecken, sogar beim Schwimmen in Brilon. „Ich wurde hier schon einmal von drei älteren Damen angesprochen, die mich gefragt haben, was ich tue.“ Sie habe sich gefreut, erklärt was es mit dem Sport auf sich habe. „Daraufhin haben sich die Frauen beschwert, ich sei lächerlich, ich gehöre nicht hier ins Bad.“ Der Bademeister muss die Situation klären. Spurlos geht das nicht an ihr vorbei. „Oft finden Kinder es total toll, was ich mache. Sie denken, dass ich eine echte Meerjungfrau bin. Die Eltern aber betrachten mich dann herablassend oder abfällig.“ Lange vermiesen die Reaktionen ihr ihre Leidenschaft. Doch der Sport ist ihr zu wichtig.

Community des Mermaiding bedeutet ihr viel

Das Mermaiding ist wie eine Therapieform für sie. Es hilft ihrer körperlichen, aber auch mentalen Gesundheit. „Im Wasser sind alle meine Sorgen wortwörtlich weggewaschen, ich genieße diese komplette Bewegungsfreiheit, die Flucht vor der Realität. Ich vergesse, dass ich krank bin, vergesse meine Sorgen.“ Die Community rund um das Mermaiding hat ihr dabei geholfen, die negativen Reaktionen auszublenden. „Die Menschen sind aufbauend und unterstützend und ich habe durch sie gelernt, dass ich so sein kann, wie ich will“, sagt sie. Unter ihrem Namen Cryptia gehört sie als Meerjungfrau dem Ruhrpod NRW an, einer Gruppe von Mermaiding-Sportlerin. Im nächsten Jahr nimmt sie an den Merlympics teil. Sie ist auf der Überholspur - und lässt sich auch von Hate im Netz nicht mehr aufhalten.

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