Hoppecke/Brilon. Ein Anwohner droht damit künftig das Schützenfest in Hoppecke platzen zu lassen. Das Jungschützenfest fiel schon aus. Die Schützen sind entsetzt.

Paukenschlag in Hoppecke: Weil ein Anwohner sich über die abendliche Lautstärke auf einem angrenzenden Spielplatz ärgert, versucht er nun die Stadt mit rabiaten Maßnahmen zum Umdenken zu bewegen: Er entzieht dem Schützenverein St. Hubertus Schützenbruderschaft 1850 e.V. die Erlaubnis für das alljährliche Schießen auf dem Schützenplatz. Der Sicherheitsbereich des Kugelfangs reicht bis in das zum Anwohner gehörende Grundstück hinein und muss deswegen vom Hausbesitzer genehmigt werden. Das Jungschützenfest musste am 2. Juni bereits abgesagt werden und auch das reguläre Schützenfest kann in diesem Jahr nur mit einer erhöhten Kraftanstrengung durchgeführt werden. Der Verein fühlt sich erpresst.

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Keine Probleme in der Vergangenheit

Bei einer Ortsbegehung ist die Empörung zu spüren. Der Ortsvorsteher Rudolf Kemmerling und SPD-Ratsherr Hubertus Weber hatten zu einer kurzen Besichtigung eingeladen: „Wir hatten hier noch nie Probleme, in den letzten Jahren hat das alles immer wunderbar funktioniert“, sagt Kemmerling. Man hätte es auf allen Wegen probiert. „Selbst der Bürgermeister hat probiert, mit dem Anwohner noch eine Lösung zu finden“, berichtet Hubertus Weber. Doch der Anwohner bleibt stur: „Wir können in diesem Jahr das Schießen nur stattfinden lassen, weil wir es geschafft haben, eine mobile Vogelstange zu besorgen“, kann Kemmerling berichtet. Im nächsten Jahr müsse wohl darüber nachgedacht werden, die Stange zu versetzen: „Das kostet so einen kleinen Verein, der ohnehin schon von Corona gebeutelt ist, viel Geld“, denn aktuell müsse auch die Küche saniert werden.

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Spielplatz ist bis 22 Uhr geöffnet

Entzündet hatte sich der Streit an einer Diskussion um einen Spielplatz, der 2003 gebaut wurde: „Abends ist es dort oft so laut, dass ich mich mit meiner Frau draußen nicht mehr unterhalten kann“, sagt der Anwohner, der die Öffnungszeiten des Platzes auf 20 Uhr begrenzen möchte und seit 2013 dort wohnt. Aktuell sieht die Spielplatzsatzung eine Öffnung bis 22 Uhr vor und es sieht auch nicht danach aus, dass sich daran etwas ändern wird: „Wir lassen uns nicht erpressen“, da sind sich Weber und Kemmerling einig. Rechtlich wäre das, so die Kommunalpolitiker, ohnehin nicht ohne weiteres möglich. Dass es abends regelmäßig zu hohen Lautstärken kommen würde, bestreiten beide.

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Der Anwohner sieht das anders und nutzt den Spielplatz nun als Faustpfand für das Schießen: „Ich bin Mitglied im Schützenverein und habe eigentlich überhaupt kein Interesse daran, hier irgendetwas verhindern zu wollen. Ich habe jetzt aber auch kein Problem damit, wenn mich jeder im Dorf schief anguckt, wenn ich die Genehmigung zum Schießen nicht erteile“.

Anwohner: „Schießanlage war nie genehmigungsfähig“

Mittlerweile ist der Anwohner der Auffassung, dass die Schießanlage ohnehin nie genehmigungsfähig war: „Das hätte hier so nie genehmigt werden dürfen“, sagt er und vermutet, dass es Vetternwirtschaft gegeben hätte: „Deswegen stelle ich auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Landrat, der die Genehmigungsbehörde bei der Polizei beaufsichtigt“. Weil er Sorge hat, dass eine solche Beschwerde unter den Tisch gekehrt werde, will der Anwohner zusätzlich eine Strafanzeige stellen: „Ich hab das nämlich alles schon einmal erlebt“, erinnert er sich.

Er kündigt an, auch gegen die mobile Stange vorgehen zu wollen: „Ich stehe mittlerweile mit einem Anwalt in Kontakt und wir sind der Auffassung, dass der Verein für die mobile Stange keine Genehmigung hat“, so der Anwohner.

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Es werden härtere Geschütze aufgefahren

Vom Schützenverein hätte er sich in der Vergangenheit mehr Unterstützung erhofft, zuletzt hätten die Parteien vor zwei Jahren miteinander gesprochen. Der Anwohner kritisiert ebenfalls, dass in den Sommerferien Jugendfreizeiten, die auf dem Schützenplatz campen, für Krach sorgten. Ein Baumbeschnitt des Schützenvereins hätte für Schäden an seinem Zaun gesorgt: „Irgendwann habe ich mir gesagt: Es reicht. Wenn jetzt nichts passiert, dann muss ich härtere Geschütze auffahren“, so der Anwohner. Auch den Landrat habe er in der Sache angeschrieben.

Dass es in den Sommerferien bei den Ferienfreizeiten zu Lärmbelästigungen gekommen sein könnte, räumt der Ortsvorsteher ein, gibt aber auch zu bedenken: „Der Schützenverein ist wichtig für unser Dorfleben. Damit uns das Erhalten bleibt, braucht der Verein auch Möglichkeiten, wie er Geld verdienen kann“.

Trotz der Auswirkungen auf das Vereinsleben, wollen Kemmerling und Weber nicht klein beigeben: „Wir sind ein kleines Dorf und wir finden es völlig normal, dass sich auf einem Spielplatz Familien und Kinder treffen, um ihre Freizeit dort zu verbringen. Deswegen sind wir auch nicht bereit, auf die Forderungen des Anwohners einzugehen“, bekräftigen beide abschließend.