Brilon. In sozialen Medien rief der WP-Bericht, dass der älteste Baum in der Briloner Kernstadt weg soll, Kritik hervor. Jetzt auch in der Politik.

Die Absicht der Stadt Brilon, für einen privaten Vorhabenträger am Ammertenbühl ein kleines Baugebiet auszuweisen und dafür die sogenannte Galmei-Linde zu beseitigen, stößt auf Widerstand in der Politik. Sowohl die Briloner Bürgerliste (BBL) wie auch Reinhard Prange, Ratsherr der Linken, sind im Rathaus aktiv geworden.

Prange fährt dabei sogar zweigleisig. Die Stadt Brilon soll die Ausweisung des Baugebietes am Ammertenbühl aussetzen und zunächst die Galmei-Linde baumgutachterlich untersuchen und bewerten lassen. Wie berichtet, steht das Thema Mittwoch, 24. Februar, um 17.30 Uhr im Kolpinghaus/Bürgerzentrum im Bau- und Planungsausschuss auf der Tagesordnung.

Nach dem WP-Bericht von Freitag, in dem die Planung öffentlich gemacht wurde, hatte sich Prange auch direkt an das Landesbüro der Naturschutzverbände NRW in Oberhausen gewandt. Dem Landesbüro stehen bei bestimmten Planungsverfahren rechtliche Mittel zur Verfügung, Gutachten über die Erhaltungswürdigkeit von Bäumen durchzusetzen.

Kritik an Informationsfluss aus Rathaus

Dass er sich so kurzfristig vor dem Sitzungstermin melde, liege daran, dass er - wie auch andere - erst durch die Herausgabe der Sitzungsunterlagen durch die Verwaltung am Donnerstag von der Planung erfahren habe. Prange: „Die kurzen Fristen zur Info sind hier im Rathaus gängige Praxis.“ Aufgrund der von CDU und SPD gebildeten Ratsmehrheit „steht zu befürchten, dass …. die Galmei-Linde dem Baugebiet geopfert“ werde. Prange weist darauf hin, dass es sich bei dem Baum um den mit rund 400 Jahren ältesten Baum in der Kernstadt handele und hier ein „historisches Baumdenkmal unwiederbringlich zerstört/gefällt“ werden soll.

Fahrtest mit Feuerwehr

Am Montag hat die Stadt Brilon mit einem Feuerwehrfahrzeug das Abbiegen in die geplante Zufahrt probiert.Selbst mit Einweisung hat das nach Informationen der WP nicht geklappt.Ohne eine entsprechend anzulegende Schleppkurve unter Wegnahme der Galmei-Linde ist das Abbiegen nicht möglich.

Die BBL hat den Antrag gestellt, den Baum zu erhalten, ihn jedenfalls nicht „für das von einem Vorhabenträger geplante Baugebiet“ zu beseitigen. Der Baum soll beseitigt werden, um die Erschließung des kleinen Baugebietes zu ermöglichen.

Die ist über die 4,5 Meter breite zwischen zwei Häusern verlaufende und im rechten Winkel auf die Straße An den Galmeibäumen angrenzende Parzelle vorgesehen. Damit auch Lkw, etwa ein Müllfahrzeug, später da einbiegen können, muss dort eine größere Schleppkurve angelegt werden. Doch genau auf dem Platz steht die Galmei-Linde.

2016 radikaler Rückschnitt

Auch wenn es sich bei der Sommerlinde um den ältesten Baum der Kernstadt handelt: Unter besonderem Schutz steht die Galmei-Linde nicht mehr. Zwar hatte der Hochsauerlandkreis sie 1988 - so die Verwaltung - „aufgrund ihrer enormen Ausmaße und ihres hohen Alters“ als Naturdenkmal ausgewiesen. 2007 allerdings wurde sie wie alle innerörtlichen Bäume auf kommunalem Grund und Boden aus diesem Schutz entlassen. Seitdem hat die Stadt für die Baumpflege zu sorgen. 2016 war die ursprünglich etwa 40 Meter hohe Linde wegen Pilzbefalls baumchirurgisch behandelt und auf rund sechs Meter gekappt worden.

 Über diese Parzelle soll das Baugebiet erschlossen werden. Ohne die Anlegung einer Schleppkurve ist das nicht möglich, wie am Montag ein Fahrtest mit der Feuerwehr zeigte.
Über diese Parzelle soll das Baugebiet erschlossen werden. Ohne die Anlegung einer Schleppkurve ist das nicht möglich, wie am Montag ein Fahrtest mit der Feuerwehr zeigte. © Unbekannt | Jürgen Hendrichs

Falls es in öffentlichem Interesse steht und behördlich abgesegnet, können innerstädtische Bäume auch über den 1. März hinaus gefällt werden, sofern sie nicht bebrütet sind.

Viele Reaktionen

Das lässt § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes zu, das ansonsten das Beseitigen oder auf den Stock setzen von Bäumen und Sträuchern zwischen dem 1. März und dem 30. September untersagt.

Wie sehr die Pläne nicht nur Anlieger, sondern generell Einwohner bewegen, ist an den zahlreichen Reaktionen auf der WP-Facebooke-Seite zu sehen. Auch Reinhard Prange hat „aus vielen Gesprächen“ entnommen, dass der Erhalt der Galmei-Linde vielen am Herzen liege.