Hochsauerlandkreis. Die Polizei hat das Personal verdoppelt. Auch im HSK. Seit dem Fall Lügde werden schärfere Geschütze gegen Kinderpornografie aufgefahren.
Die Zahlen steigen und es gibt die Fälle auch im ansonsten so beschaulichen Sauerland und im Umland. Zu Beginn der vergangenen Woche wurde ein 40-jähriger Mann aus dem Kreis Paderborn überführt, der eine Plattform im Darknet für Kinderpornografie betrieben haben soll. Und auch die Zahl der ermittelten Fälle von Kinderpornografie im Hochsauerlandkreis steigt.
Mehr Zeit und mehr Personal für Ermittlungen
Die Polizei fährt schärfere Geschütze auf im Kampf gegen sexuellen Missbrauch mit all seinen Facetten. Der Fall „Lügde“ vor zwei Jahren hat in den Polizeibehörden dazu geführt, dass die Maßnahmen in diesem Bereich landesweit verschärft wurden. In dem Missbrauchsfall Lügde geht die Staatsanwaltschaft Detmold von über 1000 Einzeltaten in einem Zeitraum von zehn Jahren aus. Bei der Aufarbeitung dieser Missbrauchsfälle kam es auch zu Vorwürfen gegenüber der Polizei. Seitdem investieren alle Polizeibehörden mehr Zeit und Personal in die Ermittlungen. „Wir haben das Personal in diesem Bereich seit dem Fall Lügde verdoppelt“, sagt Sebastian Held von der Kreispolizeibehörde des Hochsauerlandkreises.
Immer mehr Fälle
Die Zahlen zu den ermittelten Straftaten im Bereich der Kinderpornografie sind im Zuge der Intensivierung der Ermittlungen seit 2018 stark gestiegen. Zählte die Polizei im HSK im Jahr 2018 lediglich 13 Fälle der Verbreitung und Herstellung von Kinderpornografie, war die Zahl der ermittelten Verstöße im vergangenen Jahr deutlich höher. 59 Verstöße gegen die Paragraphen 183 (Erregung öffentlichen Ärgernisses) und 184 des Strafgesetzbuches (Verbreitung pornografischer Inhalte) wurden im Hochsauerlandkreis im Jahr 2020 ermittelt. Angesichts dieser Tendenz ist davon auszugehen, dass die Zahl der noch nicht ermittelten Verstöße deutlich höher liegt.
Höhere Aufklärungsquote
„Durch die Ausweitung der Ermittlungsmöglichkeiten werden auch bei uns mehr Täter ermittelt“, teilt die Kreispolizei mit. Neben dem gestiegenen personellen Einsatz wurden die Polizisten gesondert geschult, was sich laut Polizei auch in der Aufklärungsquote niederschlägt. 93 Prozent der ermittelten Verstöße wurden demnach aufgeklärt, neun von zehn Täter konnten dabei ermittelt werden. Darüber hinaus wurde massiv in die Bereitstellung neuer Auswertungstechniken investiert. Diese sind notwendig, um die riesigen Datenmengen aus den Ermittlungen fundiert und schneller zu untersuchen.
Dass die Zahlen im Hochsauerlandkreis steigen, scheint tatsächlich mit der Ausweitung der Ermittlungsmöglichkeiten zusammenzuhängen. Dies bestätigen vergleichbare Anstiege der ermittelten Fallzahlen in den umliegenden Kreisen. Im benachbarten Kreis Soest zählte die dortige Kreispolizeibehörde im Jahr 2018 noch 28 Fälle, von denen nahezu alle aufgeklärt werden konnten. 2020 stieg die Zahl der Verstöße auf 78 – wohin gegen die Aufklärungsquote leicht sank. Dennoch wurden im Kreis Soest knapp 91 Prozent der ermittelten Verstöße aufgeklärt. Ähnlich hoch ist die Aufklärungsquote auch im Märkischen Kreis. Im vergangenen Jahr konnten in 41 Verdachtsfällen auch 41 Straftaten festgestellt werden. Zwei Jahre zuvor wurden lediglich 23 Straftaten ermittelt.
Polizei weiß um die Bedeutung
Die gestiegenen Zahlen der überführten Straftäter im Falle der Kinderpornografie löst derweil keinen Jubel bei der Polizei aus. „Der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie gehören zu den schlimmsten Taten, die von der Polizei entdeckt und aufgeklärt werden müssen“, sagt Sebastian Held.
Dass das Thema durch die Polizei mit erhöhter Aufmerksamkeit bearbeitet wird und immer mehr Menschen für den Besitz, die Verbreitung und die Herstellung von Kinderpornografie zur Rechenschaft gezogen werden können, ist durchaus als ein Erfolg zu werten. Wenn auch nur einer mit Schaudern.