Bigge. Man muss nur hartnäckig bleiben: Die Bigger Jugend fährt Montag ins Zeltlager. Dank ihrer Beharrlichkeit wurden Regeln für Zeltlager gelockert.

Am Montag, 26. Juli, startet die Bigger Jugend ins Zeltlager nach Kalberschnacke an der Listertalsperre. Dass sie ihre Ferienfreizeit bis zum 5. August in ganzer Gruppengröße und mit machbaren Pandemie-Regeln durchführen darf, dafür hat sie selbst gesorgt! Vor allem ihrer Vehemenz ist es zu verdanken, dass die NRW-Regeln für Ferienfreizeiten über 50 Personen bereits Ende Juni gelockert wurden.

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Einsatz auf politischer Bühne

Die Bigger haben erlebt, dass sich Einsatz auf politischer Bühne lohnt. „Wir haben Luftsprünge gemacht vor Freude und uns sind viele Steine vom Herzen gefallen“, sagt Felix Liesen, Vorsitzender der Bigger Kolpingjugend, die gemeinsam mit den Messdienern die Bigger Jugend bildet, euphorisch. Doch von vorne: Vehement hatte sich die Bigger für ihr Anliegen eingesetzt. Zu lang die 1,5 Jahre, in denen sie nicht losfahren durften, aber mit viel Liebe eine Home-Edition ihres Zeltlagers vor und in der Bigger Schützenhalle durchgeführt haben. Sie boten beliebte Online-Aktionen und sogar eine Escape-Room-Tour sowie Einkaufsservice für Senioren an. Sie motivierten die Jugendlichen, sich zu bewegen und noch vieles mehr. Ihr Engagement zahlt sich schon lange aus. Früher nahmen nicht mehr als 40 Kinder an den Zeltlagern teil, doch durch die sehr hohe Nachfrage in den letzten Jahren, wurde das Zeltlager auf 70 Kinder in diesem Jahr aufgestockt. Genau darum hätten sie aber den schwarzen Peter gehabt.

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Brief an Landtagspräsidenten

Die Kolpingjugend Bigge bei ihrer letzten Ferienaktion.
Die Kolpingjugend Bigge bei ihrer letzten Ferienaktion. © WP | WP

„Ab einer Größe von 50 Kindern sollten für uns besondere Regeln gelten, unter anderem ständige Maskenpflicht und Einteilung in feste Bezugsgruppen“, erklärt Felix Liesen. Das ist nun passé, dank ihres Einsatzes. Über zwei Wochen hat das Thema eine unglaubliche Dynamik erfahren, mit einem super Ergebnis in der vergangenen Woche. „Wir hatten durch den Landesjugendring erfahren, dass es am 23. Juni einen politischen Jugendtalk mit dem Landtagspräsidenten Andre Kuper noch im Juni gab. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen und nahmen mit einigen wenigen Leuten daran teil. Wir schilderten klar unsere Meinung und anschließend schrieb ich auch noch einen Brief an Herrn Kuper.“

Tenor: „Wenn alle regelmäßig getestet werden, muss doch ein unbeschwertes Zeltlager Leben möglich sein.“ Liesen bezieht sich auf andere Gruppentreffen, die auch in dieser Personenzahl erlaubt seien. Eine seiner Aussagen an André Kuper, ist nun wohl überholt: „Als kleiner Sauerländer Jugend-Verein, nahe der Grenze zu Hessen ist die Einflussnahme auf junge politische Themen im parlamentarischen Raum Düsseldorf doch sehr gering.“ Die Bigger Jugend ließ aber auch nicht locker: Nachdem Felix Liesen NRW-Familienminister Joachim Stamp im Frühstücksfernsehen gesehen hat, formulierte er mit den anderen im Team einen Brandbrief und wurde noch einmal deutlicher: „Wir als ehrenamtliche Leiter machen und tun alles Erdenkliche, um Testungen zu organisieren und Hygienekonzepte aufzustellen, sollen aber dann am besten noch einem 8-Jährigen ein 8 seitiges Hygiene Konzept bei bringen und ihm erklären, dass er mit seiner 8-Jährigen Freundin nicht spielen darf, weil sie in einer anderen Bezugsgruppe ist?

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Kinder müssen auf Position 1 stehen

Uns als Team ist es egal, wenn wir die 3. Geige in der Pandemie spielen, Hauptsache die Kinder stehen an Position 1!“ Er verwies auf andere Bundesländer und 14.000 Personen im Münchner Fußballstadium. Und dann dies: Während einer Leiterrunde am späten Abend des 28. Juni schreibt ihm der Landtagspräsident, er möge doch bitte mal in die geänderte Corona-Schutzverordnung schauen. Und ist es nun wirklich allein den Biggern zu verdanken, dass es hier eine so schnelle Änderung gab? Das offizielle Statement zur Nachfrage der Westfalenpost lautet so: „Die Jugendlichen haben ihr Anliegen beim Gespräch ‚Jugend trifft Landtag‘ vorgebracht. Dieses Dialogangebot bringt Jugendliche mit Vertretern des Landtags zusammen und wir haben es genau dafür eingeführt: Demokratisch diskutieren und aktuelle Themen junger Menschen ernst nehmen. Das Anliegen haben neben der Bigger Jugend auch weitere Verbände auf unterschiedlichen Ebenen und bei verschiedenen Ansprechpartnern in der Landespolitik geäußert. Ich freue mich für die Jugendlichen, dass sie ihre Ferienfreizeit jetzt besser planen können. Ihr Engagement ist aller Ehren wert.“

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Für Felix Liesen und seine Freunde ist eines klar – und das hat er André Kuper auch schon geschrieben: Beim nächsten Mal „Jugend trifft Landtag“ sind sie unbedingt wieder dabei, dann gern zu allgemeinen Themen! Und: Bei André Kuper haben sie sich ordentlich bedankt und ihn zu einem Besuch ihres Zeltlagers eingeladen.