Brilon. Das Bürgergutachten zur B7n liegt vor. Es wird eine Kombination der Trasse bis Brilon vorgeschlagen. Die Formel lautet V 1-15-7-5. Die Details:
Die Zufallsbürger haben ihren Favoriten für die B7n vorgelegt, aber sie sind auch „nicht enttäuscht“, wenn Straßen NRW in 14 Tagen einer anderen Variantenkombination für das weitere Verfahren den Vorzug gibt. An Dienstagabend legten sie in der Schützenhalle Brilon ihr 48 Seiten starkes Bürger-Gutachten vor. Darin empfehlen sie im Bereich zwischen Altenbüren und Brilon die von ihnen ins Spiel gebrachte, Altenbüren am entferntesten Variante 15, die Erweiterung der heutigen Umgehungsstraße um eine dritte Fahrspur im Sektor bis jenseits der Scharfenberger Straße und von dort die über den Knippenberg zum Anschluss an die Möhnestraße in Höhe Raumbergweg/Fünf Brücken führende, leicht nördlich zu verschiebende Linie 5.
Klage von Seiten der Naturschutzverbänden scheinen sicher
Inwieweit Straßen NRW dieser Empfehlung folgt, hängt – und das machte Projektleiter Lars Voigtländer wie schon bei früheren Gelegenheiten unmissverständlich klar - von der fachlichen und juristischen Bewertung der einzelnen Varianten ab. Für die Planer komme nur „die in der Summe die geringsten Betroffenheiten auslösende“ und damit eine rechtsfest durchsetzbare Trasse in Frage: „Das warten wir jetzt stur ab. Denn wenn wir mit der falschen Variante losgehen, werden wir in 15 Jahren scheitern.“
Schon jetzt habe sich die erste Anwaltskanzlei in dieser Angelegenheit gemeldet. Voigtländer rechnet fest mit einer Klage von Seiten der Naturschutzverbände - „egal welche Linie wir nehmen“.
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Rund 50 Zuhörer waren zur Präsentation des Bürger-Gutachtens in die Briloner Schützenhalle gekommen, etwa 160 verfolgten die Veranstaltung via Live-Stream im Internet.
Entscheidungsprozess und die Gründe für die Wahl
Fünf der 28 für den Dialog-Prozess ausgesuchten „Zufalls-Bürger“ erläuterten den Entscheidungsprozess und die Gründe für ihre Wahl. Dabei räumten sie frank und frei ein, dass es auch innerhalb der Gruppe unterschiedliche Bewertungen zu den einzelnen Sektoren gegeben habe. Letztlich hätten sie sich aber bei einer Enthaltung „mit großer Geschlossenheit“ für die Variantenkombination 1-15-7-5 ausgesprochen. Die Bewertung erfolgte analog zu den vier relevanten und in den vergangenen zwei Jahren mit Betroffenen, Fachleuten und der Politik erörterten Themenbereichen Arten- und Naturschutz, Landwirtschaft, Mensch und Nutzer sowie Wirtschaftlichkeit.„Maßlos enttäuscht“ sei man als Laie von der „Unantastbarkeit der Habitate“ geschützter Arten wie der Wildkatze, dem Raubwürger oder dem Neuntöter gewesen, hieß es. Was die Frage nach dem Stellenwert des Schutzes der Einwohner von Antfeld und Altenbüren aufgeworfen habe. Aber auch der Politik sei schwergefallen, sich von Straßen NRW überzeugen zu lassen, dass aus eben diesen Gründen die vor 40 Jahren bereits ausgeguckte V1 entlang der Hochspannungstrasse heute nicht mehr umsetzbar sei, wie Bürgermeister Dr. Christof Bartsch sagte.
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Im Rahmen des Dialog-Prozesses waren zu den ursprünglich acht von Straßen NRW skizzierten Linien sechs weitere hinzugekommen. Zwei schafften es bis ins Gutachten: zum einen die ortsferne, etwa vom Windsberg durch das Wintertal zu den Verkehrsbetrieben an die B7 führende Variante 15, Und zum anderen die Erweiterung der heutigen Umgehungsstraße um eine dritte Fahrspur nebst zwei für die Entlastung der Wohngebiete zwingend erforderlichen Spangen von der Scharfenberger Straße zum Kreisverkehr und vom Mühlenweg auf die Altenbürener Straße. Ein Straßenneubau nur wenige Meter parallel zur heutigen Umgehungsstraße – das war die Variante 6 - brächte einen unverhältnismäßigen Flächenverbrauch mit sich.
Straßen NRW legt Entscheidung Ende März 2022 vor
Im Bereich Altenbüren zerschneidet die B7n-Trasse auf jeden Fall landwirtschaftliche Flächen. Sowohl aus Reihen der Zufalls-Bürger wie auch von Straßen NRW wurde auf Chancen hingewiesen, die ein Flurbereinigungsverfahren mit sich brächte - „Das klappt, wenn sich möglichst viele solidarisch daran beteiligen“, selbst wenn sie nicht unmittelbar betroffen wären. Dass Straßen NRW dagegen nach wie vor an der am nächsten an Altenbüren vorbeiführende Trasse V 2 festhalte, sei wohl den günstigeren Herstellungskosten und dem Vermeiden von Artenschutzkonflikten geschuldet, hieß es. Die von den Zufallsbürgern vorgeschlagene V15 führt zwischen zwei Raubwürgerhabitaten hindurch. Lars Voigtländer gab zu bedenken, dass nicht auszuschließen sei, dass der Raubwürger bei der nächsten Kartierung auch im Trassenbereich dokumentiert werde – was das Aus für diese Variante bedeuten würde.
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Projektleiter Voigtländer ist sich sicher, dass die Politik der in zwei Wochen von Straßen NRW vorgelegten Trassen folgen werde: „Sonst wird es keine B7n geben“. Allen sei klar, dass die dreispurige Fortsetzung der A46 von Nuttlar bis Brilon als B7n ein – so der Kommentar eines Zuhörers - „Booster für die Region“ sei.