Medebach. Üben geht nicht, gemütlich zusammensitzen auch nicht. André Krüger vom Löschzug Medebach erklärt, welche Folgen das für die Ehrenamtlichen hat.

Routine und reibungsloses Zusammenarbeiten sind im Einsatz unbezahlbar. Aber auch die Feuerwehren leiden unter den Auswirkungen der Pandemie.

Herr Krüger, wie sah der Dienstbetrieb vor der Pandemie aus und wie läuft er jetzt?

André Krüger Früher hatten wir jeden Montag unsere Dienstabende mit theoretischer und praktischer Ausbildung, die rund 50 Kameraden konnten alle zusammenkommen. Seit dem zweiten Lockdown im Herbst bieten wir Online-Dienstabende an, dieses Angebot gilt für das ganze Stadtgebiet, also auch die Löschgruppen in den Dörfern. Es gibt dabei jeweils einen Moderator, der zu einem bestimmten Thema spricht, zum Beispiel „Aufbauen eines Löschangriffs“. Der praktische Ausbildungsteil fehlt dabei natürlich.

Wie nehmen die Medebacher Feuerwehrleute dieses Angebot an?

Das wird sehr gut angenommen. Die Leute sind ja auch alle zu Hause und es ist schön, wenigstens mal wieder ihre Gesichter zu sehen. Manche Kameraden hat man ja seit dem Herbst nicht gesehen – nicht mal im Einsatz, weil wegen der Pandemie auch feste Einsatzgruppen gebildet worden sind.

André Krüger ist Hauptbrandmeister und Pressesprecher des Löschzugs Medebach.
André Krüger ist Hauptbrandmeister und Pressesprecher des Löschzugs Medebach. © Unbekannt | Feuerwehr

Zur Person

André Krüger ist Hauptbrandmeister und Pressesprecher des Löschzugs Medebach. Ehrenamtlicher Feuerwehrmann ist Krüger seit über 15 Jahren. Von Beruf ist er Notfallsanitäter und hat zusätzlich die Qualifikation zum Organisatorischen Leiter Rettungsdienst (OrgL). Dieser übernimmt bei einem sog. Massenanfall von Verletzten eine wichtige Führungsaufgabe.

Was vermissen Sie persönlich am meisten?

Die Kameradschaft. Da fehlt viel – von der Einsatznachbesprechung, die höchstens noch per Mail oder Whatsapp stattfindet, bis zur Agathafeier. Bei dieser werden jedes Jahr auch unsere Neuaufnahmen und Beförderungen gefeiert. Diesen Februar fand sie nur in sehr kleinem Rahmen in der Schulaula statt und wurde von dort per Livestream übertragen. Man merkt inzwischen schon, dass die Kameraden von der Situation genervt sind. Sie wollen sich mal wieder treffen, mal wieder ein Kartoffelbraten machen…

Wie wirkt sich die Situation auf den Nachwuchs und die Mitgliederwerbung aus?

An sich sind wir mit der Jugend- und der vor einigen Jahren gegründeten Kinderfeuerwehr gut aufgestellt. Aber beide müssen derzeit komplett pausieren und für sie gibt es auch kein Online-Ersatzangebot. Da gibt es natürlich die Befürchtung, dass wir deshalb Mitglieder verlieren könnten. Andererseits haben die Kinder derzeit auch keine Alternativen.

Sicher wurden auch die Lehrgänge und Fortbildungen deutlich komplizierter?

Natürlich. Ein Beispiel: Der Lehrgang Truppmann I, der auf Stadtebene stattfindet, ist sozusagen die Grundlage, um bei der Feuerwehr mitmachen zu können. Normalerweise dauert er sechs Wochenenden. 2020 wurde er – gemeinsam mit den Hallenbergern – im Februar begonnen, zwischendurch abgesetzt, dann online weitergeführt, dann wieder in Präsenz… So hat sich der Lehrgang, der normalerweise sechs Wochenenden umfasst, über ein halbes Jahr bis September hingezogen. Da wurde den Kameraden viel Flexibilität abverlangt. Verpflichtend geblieben sind während des Lockdowns lediglich die jährlichen Unterweisungen für Atemschutzgeräteträger und deren Absolvieren der Atemschutzstrecke.

Können Sie den Auswirkungen der Pandemie auf den Dienstbetrieb irgendeinen positiven Aspekt abgewinnen?

[überlegt] Nein. Aber wir halten noch zusammen. Und wir hoffen, dass wir bald wieder Übungsabende abhalten können, wenn vorher Schnelltests gemacht werden. Dass die Schnelltests von der Stadt beschafft und bezahlt werden, hat der Bürgermeister bereits zugesagt.

Sind die Mitglieder der Feuerwehr bereits geimpft worden?

Nein. Wir wünschen uns, dass Feuerwehrleute in die Prioritäts-Kategorie 2 aufgenommen werden, so wie Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Denn wenn wir Patienten retten oder tragen, können wir den Mindestabstand unmöglich einhalten. Aber ob diese Priorisierung erfolgt, ist noch in der Schwebe.