Giershagen. Jeder verbraucht im Leben 3651 Rollen Klopapier. Wie die WEPA In Giershagen pro Jahr eine Milliarde Rollen herstellt und was die Kunst dabei ist:

Klopapier bunkern. Dieses primäre Ziel verfolgen viele Menschen, als die Welt im Frühjahr 2020 von Corona getroffen wird. Die Hamsterkäufe überraschen auch die WEPA-Gruppe. Der Hersteller von Hygienepapieren wie Toilettenpapier und Küchentüchern beschäftigt europaweit rund 4000 Mitarbeitende, wovon rund 500 am Standort Giershagen tätig sind. Zwar steigt vorübergehend die Nachfrage nach den weißen Rollen rapide an. Unterm Strich wird aber 2020 an den 13 Standorten in Europa ähnlich viel Papier produziert wie in den Vorjahren auch. Und zwar 780.000 Tonnen – das entspricht knapp 8,7 Milliarden Rollen. Davon allein 1,02 Milliarden in Giershagen.

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Zwischendurch auf individuelle Prägungen verzichtet

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„Aufgrund der gestiegenen Abverkäufe im Handel verzeichneten wir im Frühjahr 2020 einen deutlich erhöhten Auftragseingang. Wir haben unsere Produktion soweit es ging der Nachfrage angepasst. Um eine maximale Versorgung mit unseren Produkten sicherzustellen, haben wir uns damals zwischenzeitlich auf die Produktion von Standardartikeln konzentriert. Das heißt: In Absprache mit unseren Kunden wurde beispielsweise auf individuelle Prägungen verzichtet. Auch dank des großartigen Einsatzes unserer Mitarbeitenden konnten wir alle Lieferanfragen zeitnah bedienen“, teilt die Firma auf Nachfrage unserer Zeitung mit.

Hygienegefühl ist wichtig

Eine riesige Mutterrolle, aus der später die kleinen Rollen Toilettenpapier hergestellt werden..
Eine riesige Mutterrolle, aus der später die kleinen Rollen Toilettenpapier hergestellt werden.. © WP | WEPA

Die Situation 2020 habe aber auch gezeigt, wie wichtig den Menschen ein sicheres Hygienegefühl sei, zu dem die Produkte aus Giershagen maßgeblich beitragen. Eine Firmensprecherin: „Dass die Nachfrage nach Toilettenpapier zwischenzeitlich so außergewöhnlich groß war, hat uns schon überrascht. Denn durch Corona ist ja nicht der Bedarf an Papier gestiegen; die Menschen haben sich lediglich einen größeren Vorrat angelegt. In Summe wurde über das Jahr betrachtet aber ähnlich viel Toilettenpapier verkauft wie in den Vorjahren. Auf Phasen erhöhter Nachfrage folgten Phasen mit geringerem Kaufinteresse. Inzwischen bewegt sich alles wieder im Normalmaß.“

Toilettenpapier made in Sauerland gibt es schon lange: Gegründet wurde die heutige WEPA Gruppe von Paul Krengel im Jahr 1948 als „Westfälische Papierfabrik“ in Arnsberg – anfangs als reines Handelsunternehmen. 1953 zunächst zum Verarbeitungsbetrieb erweitert, ist WEPA seit 1958 im heutigen Kerngeschäft, der Produktion von Hygienepapieren, erfolgreich. 1963 wurde der Standort Giershagen eingeweiht, wo heute Toilettenpapier und Küchentücher produziert werden. Allein in Deutschland hat die WEPA beim Hygienepapier einen Marktanteil von 25 Prozent.

Produkte in ganz Europa erhältlich

Die Produkte aus Giershagen sind europaweit erhältlich. Im sogenannten Consumer-Geschäftsbereich ist die Firma der Spezialist für die Eigenmarken des europäischen Lebensmitteleinzelhandels. Sie verfügt aber auch über eigene Marken, wie etwa in Deutschland „mach m!t“, in Italien „COMPRAMI“, „Scala“ oder „Perla“ und in UK „Feel Good“.

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Ausdrücklich betont das Familienunternehmen, dass es auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sei. „Wir sind europäischer Marktführer in der Herstellung von Hygienepapieren aus Recyclingfasern. Aus unserer Sicht sind Recycling-Fasern die sinnvollsten für die Herstellung von Hygienepapieren, da die Produkte in der Regel nach ihrer Verwendung nicht wieder dem Kreislauf zugeführt werden können. Durch den Einsatz so genannter Sekundärfasern, wie Altpapier auch genannt wird, werden bei der Herstellung von Hygienepapieren wertvolle Ressourcen geschont“, erklärt der Firmensprecher.

Das ABC des Klopapiers

Am 26. August wird weltweit der „Tag des Toilettenpapiers“ begangen. Der Ursprung dafür ist nicht ganz geklärt. Angeblich soll am 26. August 1871 die erste Rolle in Amerika über die Ladentheke gegangen sein. Bevor es Papier gab, wurde zur Säuberung des Allerwertesten alles Mögliche verwendet: Gras, Blätter, Fell, Muschelschalen, Heu, Stroh, eingeweichte Maiskolben... Das erste Klopapier soll es nachweislich im 14. Jahrhundert in China gegeben haben.Täglich greifen Deutsche rund sechs Mal zur Rolle - damit verbrauchen sie drei Milliarden Rollen Klopapier im Jahr. Im Durchschnitt verbraucht jeder Deutsche in seinem Leben 3651 Rollen. Pro Jahr sind es laut Studie des Industrieverbands für Körperpflege und Waschmittel 46 Rollen. Legt man alle Blätter und Rollen aneinander, so entsteht für jeden Deutschen schon während eines Jahres eine Strecke von mehr als einem Kilometer.Der Jahresumsatz der WEPA lag 2020 bei rund 1,3 Mrd. Euro. Dass die Gastronomie coronabedingt lange Zeit schließen musste, ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass sich der Verkauf bei den Vorjahreszahlen einpendelte.Das Familienunternehmen wird von Martin Krengel als Vorstandsvorsitzendem geleitet. Daneben gehören dem Vorstand Harm Bergmann-Kramer, Ralph Dihlmann, Andreas Krengel und Dr. Hendrik Otto an.

In Westfalen startet die Firma gerade ein Handtuchpapier-Kreislaufkonzept mit interessierten Organisationen. Die Idee dahinter ist ein geschlossenes Konzept: gebrauchtes Handtuchpapier von WEPA wird zur Firma zurückgeführt, so dass wieder neues Handtuchpapier entsteht. Neben Produkten aus Recyclingfasern gibt es Produkte aus Zellstoff sowie sogenannte Hybridprodukte, die aus Zellstoff- und Recyclingfasern bestehen. Hofmann: „Der von uns genutzte Zellstoff stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft und verantwortungsbewussten Quellen und trägt als Nachweis die entsprechenden Siegel PEFC und FSC. Die Unterschiede zwischen Toilettenpapier aus Zellstoff und solchem aus recyceltem Papier hinsichtlich der Qualität und des Komforts sind für den Verbraucher kaum noch zu erkennen“, heißt es aus dem Unternehmen.

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Nachhaltigkeit

Bei allen Bemühungen um Nachhaltigkeit und Plastikvermeidung, werden die Rollen allerdings immer noch in eine Art Folie eingeschweißt. Warum ist das so? Dazu die Firma: „Die Verpackung von Hygienepapieren muss viele verschiedene Anforderungen erfüllen: Sie muss z.B. den Inhalt vor Umwelteinflüssen schützen, leicht und verfügbar und vor allem recycelbar sein. All das trifft auf unsere Verpackungen aus Polyethylen zu. Es ist ein Monomaterial und kann bei der korrekten Entsorgung über den gelben Sack einfach dem Recycling zugeführt werden und so zirkuläre Wertschöpfungsketten unterstützen. Zudem fördern wir die Nutzung von recyceltem Kunststoff in unseren Verpackungen. Dadurch konnten wir im ersten Halbjahr 2021 schon rund 200 Tonnen Frisch-Kunststoff einsparen – Tendenz steigend.“

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Bei der Marke „mach m!t“, die auch in Giershagen produziert wird, geht die Firma noch einen Schritt weiter: Zu mehr als 75 Prozent besteht die Toilettenpapier-Verpackung aus Recyclat und Füllstoff, der Griff wurde im Sinne der Materialeinsparung entfernt, womit weitere Ressourcen geschont werden. Das neue Design enthält zudem weniger Druckfarben.